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Chanur-Zyklus 4 - Die Heimkehr der Chanur

Chanur-Zyklus 4 - Die Heimkehr der Chanur

Titel: Chanur-Zyklus 4 - Die Heimkehr der Chanur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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niemand anderem hätte sie sich das angehört. Ihr Mund stand offen, als Tully das sagte. Aber Tully war ein Mann, der zweimal in der Gewalt der Kif gewesen war; der gesehen hatte, wie seine Freunde starben; der selbst einen Freund getötet hatte, um ihn vor Sikkukkut zu bewahren. Und mehr, er hatte mit ihr in diesem kifischen Gefängnis gesessen, und wenn er etwas so Unerhörtes sagte, dann konnte es alles mögliche bedeuten, nur nicht, dass es leeres Stroh war oder übermäßig großzügig. Sie starrte ihn an und versuchte herauszufinden, ob er über seine mangelnde Kenntnis des Hani gestolpert war. Der Translator, den sie mit ihrem Kom zusammengeschaltet hatten, prasselte an Tullys Gürtel mit hilflosen Störungen, ein ständiger Begleitklang, wenn Tully sein schwer akzentuiertes Hani oder Pidgin sprach. Vielleicht versuchte er, ihr irgendeine verrückte Menschenphilosophie zu verdeutlichen, die jedoch nicht durchkam.
    »Kleines Kif«, sagte er wieder. Hilfy. hatte lange genug unter Kif gelebt, um zu wissen, was er damit meinte, nämlich, dass Kif ohne Status nichts waren, dass Kif von niedrigem Status jedermanns Opfer waren.
    »Wenn er ein großer Kif wäre«, sagte sie, »würde er uns schnell töten.«
    »Nein«, entgegnete Tully. »Kapitän sein Pyanfar. Er wollen sein groß, sie müssen sein groß.«
    »Loyalität, wie?«
    »Er eines wie ich«, erklärte Tully.
    »Du meinst, er ist allein.«
    »Er wollen sein Hani.«
    Sie spuckte aus. Das war zuviel. »Du könntest einer sein.« Und nicht viele Hani im Weltraum wären so großzügig gewesen, und auf der Heimatwelt sicherlich keiner, nur eine sentimentale und einsame junge Frau, die weit entfernt war von ihrem Volk. »Aber ein Kif nicht. Niemals!«
    »Richtig«, pflichtete Tully ihr bei, schraubte sein eigenes Argument zurück auf diese zum Wahnsinn treibende Art, mit der er sich hinter jemanden stellte und ihn dazu brachte, in die falsche Richtung zu blicken. Er hob einen Finger. »Er Kif, er selbe Zeit haben keine Freund unter Kif, er sein kleines Kif. Sie würden ihn töten, ja. Er nicht wollen. Er sich viel irren, denken, wir sehr gut zu ihm. Du aufpassen, Hilfy: Besatzung sein gut zu ihm, er sein glücklich, er tragen Gesicht hoch, er tapfer mit uns, er reden. Aber wir ihm nicht sagen Wahrheit, wie? Was nutzen Wahrheit? Sagen ihm, ›Kif, du Feind‹, er haben keine Freund, haben keine Schiff; haben keine
Hakkikt.
Er nicht sein Hani, er sterben.«
    »Ich kann kein Mitgefühl für ihn empfinden. Er würde es gar nicht verstehen. Er ist ein Kif, verdammt soll er sein! Und ich würde ihn am liebsten umbringen, wenn ich ihn nur sehe.«
    »Du nicht töten, sein als wären du Kif.« Er tätschelte ihren Arm und betrachtete sie ernst von der anderen Seite einer Sprachbarriere aus, die der Translator nie überwand. »Er macht einen Fehler«, sagte der Translator, als Tully zu seiner eigenen Sprache wechselte, der Worte wegen, die er sonst nicht fand. »Er ist verloren. Er denkt, wir würden ihn jetzt besser leiden können. Wenn wir ihn jetzt bäten, sein Leben zu opfern, um uns zu helfen, würde er es tun. Wirklich, er würde gehen. Und wir hassen ihn. Er weiß das gar nicht. Er ist ein Kif. Er kann gar nicht verstehen, weshalb wir ihn hassen.«
    »Na, dann wollen wir ihn auch nicht verwirren«, fauchte Hilfy. Sie drehte sich um und stoppte die Lifttür, die sich in dem Moment schließen wollte, als sie den Schalter losließ. Die Tür fuhr zurück und blieb dort. Hilfy betrachtete Tully, der ihren Blick betrübt und schweigend erwiderte. Sie verstand seine Kurzsprache besser als jeder andere an Bord. Als Kom-Offizier des Schiffes, als Linguistin und Übersetzerin hatte sie dabei geholfen, das Übersetzungsprogramm einzurichten und zu ihm durchzudringen, als sie ihm das erste Mal begegneten. Und das, was er jetzt sagte, ergab mehr Sinn, als ihr lieb war - dass ein Kif, kaltblütiger Folterer und Killer, der er war, in ihren Händen so hilflos und unschuldig sein konnte. Wenn ein Kif einen anderen Kif so sah, tötete er ihn; der Wechsel der Loyalität geschah häufig, war aber doch aufrichtig und diente dem eigenen Interesse. Und wenn ihn die Untergebenen des Kapitäns besser behandelten, dann deshalb, weil der Kapitän ihm einen höheren Status verlieh. Das war die einzige Bahn, auf der sich das kifische Denken bewegte, das einzige, was er sich vorstellen konnte. Pyanfar erlaubte es Skkukuk jetzt öfter, sich frei zu bewegen; sie sorgte für seine Ernährung, und

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