Chanur-Zyklus 4 - Die Heimkehr der Chanur
Flut von Schüssen brach aus den Schiffen in der Formation hervor und konzentrierte sich auf ein Ziel. Eine Stimme kam über den Kom herein, war von oben zu hören, eine allgemeine Durchsage. Es war eine Hani-Stimme, eine vertraute Stimme:
»Das ist von uns, du götterverlassener mutterloser Sohn eines Nachtschwärmers! Bei Herd und Blut! Von mir und meiner Besatzung!«
»Tahar!« rief Pyanfar. »Götterverdammt,
ich vergebe Ihnen!«
Es dauerte noch, bis die Meldungen eintrafen. Der Kif hatte nach achtern nur einen begrenzten Schussbereich aufgrund seiner eigenen Sprungflächen, und er musste ein Schiff erst einmal aufs Korn nehmen, dessen Raketen kurz hinter der Kom-Welle folgten, der Unterschied zwischen Realraum-Geschwindigkeit und Lichtgeschwindigkeit. Tahars Raketen trafen, und weitere folgten aus allen Bereichen der Sphäre.
»Chanur,
Mekt-hakkikt!«
donnerte eine andere Stimme in ihrem Ohr. »ich bin hier, hinter Ihnen, Lob sei Ihrer Voraussicht! Unsere Schiffe rücken an!«
»Wer in einer mahen Hölle ist das? Ist das Skkukuk ?«
»Es kommt von der
Nekekkt«,
sagte Hilfy.
»Zeit, von hier zu verschwinden!« rief Pyanfar. »Gib an die Hani-Schiffe durch: Zerstreut euch! Zerstreut euch!« Sie schaltete die Kollisionswarnung für die Tauran-Crew in der Kombüse ein, drehte den Bug der
Stolz
zum Nadir und gab volle Kraft auf die Haupttriebwerke.
Ihre Bewegung verlief zunächst weiter in die alte Richtung, aber in einem zunehmenden Winkel, mit aller Kraft, die die Haupttriebwerke aufbringen konnten, um sie auf den Nadir zu richten.
Mochten die Götter geben...
»Hai!«
Das ganze Schiff krachte und schwenkte ab, wurde aus seinem Kurs geworfen... »Was haben wir verloren?« schrie Pyanfar. »Verdammt, was ist da hochgegangen?«
»Die Sprungflächen
..
.«, wollte Tirun eben ansetzen. Ein zweiter Treffer schlug ein, und es kam ihnen vor wie der lauteste Donnerschlag, den sie je gehört hatten. Das Schiff wurde seitlich weggeschleudert, und ein ganzes Schaltpult flammte rot auf. Ein kleines schwarzes Etwas wirbelte durch die Luft und krachte an die Wand, war nur ein verschwommener schwarzer Fleck, bis es aufprallte. Dann krabbelte es über das Kontrollpult hinweg, und Pyanfar schluckte und spuckte dann einen roten Sprühregen hervor, der sie ebenso erschreckte wie der Lärm, und erst in diesem Augenblick spürte sie, was die Zähne in ihrem Mund angerichtet hatten. »Mögen die Götter diesen Kif-Bastard
rösten...
Seid ihr in Ordnung?« Das verfluchte schwarze Biest war ebenso erschrocken wie sie, ein Gefährte im Unglück. Es rannte dahin und kreischte wütend, und Pyanfar schlug nicht einmal nach ihm, als sich ihr die Gelegenheit bot. Sie musste mit beiden Händen zu viele Schalter drücken, zu viele Systeme auf Reserve und die zweite Reserve umschalten.
»Schadensbericht, verdammt noch mal!«
»Chur«, war Tullys besorgte Stimme zu vernehmen. »Chur!«
»Wir haben die ganze Sprungfläche verloren; ich glaube, sie ist herumgeschwenkt und auf die Haupttriebwerke geprallt.« Tiruns Stimme klang heiser und atemlos. Und die Geschütze eröffneten wieder das Feuer, hatten sich auf die veränderte Position des Zieles eingeschwenkt. Und die Götter allein wussten derweil, welchen Kurs die
Stolz
jetzt hatte. »Priorität«; sagte Geran. »Schüsse gehen über uns hinweg. Unsere Kif greifen ein, die Mahendo‘sat greifen ein... Wir sind draußen!«
»Die
Fleiß
ist schwer getroffen«, meldete Hilfy. »Khym - Chur...«
»Ich bin noch bei euch.« Es war Churs Stimme, wenn auch sehr schwach.
»Feuer einstellen, Feuer einstellen!«
Die Haupttriebwerke trieben sie unterdessen weiter. Nun ging es darum, wieder auf Kurs zu kommen und die Geschwindigkeit, die sie aus ihrer Bahn trug, zu vernichten. Pyanfar sah auf einem Monitor erhebliches Durcheinander, Anzeichen des Bemühens, die Schüsseln und Empfänger wieder optimal einzustellen - egal, in welche Richtung die
Stolz
auch trieb. Dann trafen wieder kohärente Daten ein.
Die Außenkamera zeigte einen Bereich auffiammender Lichter in der Kampfzone, als die
Stolz
sich drehte, um zu bremsen.
Pyanfar blickte sich auf der Brücke um, während sie weiter Blut schluckte, und sah, dass alle Stationen noch arbeiteten. Sie fuhr sich mit der Hand über den Mund und wandte sich wieder den Bildern zu, die Haral ihr schickte.
Der Kampf ging weiter, wenn auch jetzt weniger heftig. Zerstörte Schiffe brannten mit den Flammen, die dort zu sehen waren. Pyanfar hoffte
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