Chanur-Zyklus 4 - Die Heimkehr der Chanur
etwas. Es blieb sehr, sehr ruhig, bis der Aufzug in Funktion trat, von der Brücke aus gesehen unten auf dem Korridor. Dann stand Pyanfar auf und ging Tirun ein Stück entgegen, die nun mit erheblich größerer Geschwindigkeit durch den Korridor herangelaufen kam, als sie unten benutzt hatte. Haral und Geran blieben an ihren Stationen und verrichteten weiter ihre Aufgaben, überwachten die Umgebung des Schiffes ebenso wie das Schiffsinnere, dazu alles, was die Station meldete.
»Käpt‘n«, grüßte Tirun und überreichte den Zylinder. Der Deckel klemmte, als sie daran zog. Einen schrecklichen Augenblick lang dachte Pyanfar an Sprengstoff oder ein tödliches Gas. »Warte hier!« sagte sie und ließ Tirun auf der Brücke stehen, ging hinaus auf den Korridor und drückte auf den Schalter, der die Türen zwischen ihnen schloss.
Sie schlug eine Kralle in das Siegel, kaute auf der Unterlippe und zog am Deckel. Nichts explodierte. Nichts strömte heraus. Es war eine Nachricht auf einem Stück grauen Papier. Im selben Augenblick führ die Tür wieder auf, geöffnet von Tirun; und Tirun stand gekränkt dort in Pyanfars Augenwinkel, während Pyanfar das Papier herausfischte und las.
Jägerin Pyanfar: Sie haben Wünsche geäußert. Ich gebe Ihnen meine Antwort um 15:00 Uhr an Bord meines Schiffes, und ich erwarte, dass Sie mit den ranghöchsten Personen der verbündeten Schiffe kommen.
»Käpt‘n?« fragte Tirun.
Pyanfar gab ihr den Brief und warf einen Blick auf das Chrono im Brückendisplay: 14:36 Uhr.
»Es ist eine Falle«, meinte Tirun.
Auf der Brücke hatte sogar Haral kurz den Kopf gewendet.
»Eine Einladung des Kif«, berichtete Pyanfar. »An die ranghöchsten Personen der verbündeten Schiffe. Zu ihm an Bord. Unverzüglich.«
»Meine Götter!« rief Khym aus.
»Unglücklicherweise«, sagte Pyanfar und dachte dabei an Hilfy, die allein mit zwei Kif da unten im Korridor stand, »unglücklicherweise haben wir eigentlich keine Wahl. Ruft Tahar und Kesurinan! Ich nehme niemanden von euch...«
Die Münder gingen auf.
»Es ist eine Falle«, sagte Khym, und seine tiefe Stimme bebte vor Empörung. »Py, Tirun hat recht, hör auf sie!«
»Ich nehme niemanden von euch mit«, sagte Pyanfar vorsichtig, »außer unserem Freund, den Kif. Mach dich daran, Geran, bestell unsere Freunde nach draußen!«
»Auf dieses Dock?« fragte Geran.
»Wir haben schlimmere Risiken als ein leckes Dock, Kusine; eines besteht darin, zu spät zu kommen, und das andere, diesem Kif ein falsches Signal zu geben. Ich gehe hinunter, und ich möchte Tahar und Kesurinan dabeihaben, genau so, wie es der Kif will; und zu dem Zeitpunkt, an dem ich die Schleuse verlasse, möchte ich die
Stolz
unter Energie haben, und dabei soll es bleiben, bis ich zurückkomrne. Zeigt ihnen, dass wir immer noch Zähne haben, hört ihr? Und dass meine Crew sich in voller Bereitschaft befindet.«
»Aye«, brummte Haral, alles andere als glücklich.
Pyanfar war auch nicht glücklich. Sie ging zum Schrank neben dem Brückenausgang, holte eine der APs daraus hervor und ging den Korridor hinunter, die schwere Seitenwaffe und ihren Gürtel in der Hand.
Aber sie begab sich nicht gleich aufs Unterdeck.
Zunächst ging sie in ihre Kabine, um noch rasch etwas für ihre Erscheinung zu tun, noch ein wenig Putz anzulegen, denn auf die Erscheinung kam es an, eine psychologische Waffe, die so wichtig war wie die Schusswaffe an ihrer Seite.
Sikkukkut wollte nun etwas unternehmen. In irgendeiner Hinsicht.
Pyanfar presste die Kiefer zusammen und katalogisierte die Dinge, die getan werden mussten. Für den Fall, dass sie ihrer Crew und ihrem Ehemann gerade Lebewohl gesagt hatte.
Ihr Götter, Khym hatte einfach dagestanden und eine Antwort als Antwort genommen! Ihr Herz machte vor Stolz einen kleinen schmerzhaften Hüpfer, als sie verspätet erkannte, was ihn das gekostet hatte: Er war nicht mehr der freundliche Ignorant, den sie geheiratet hatte, auch nicht mehr der nutzlose Mann, der am Treffpunkt auf die Docks marschiert und direkt in eine kifische Falle getappt war. Falls sie heute unter kifischen Händen starb, würde er nicht den Mann herauskehren, würde er nicht wie ein Irrer herausstürmen, um die Kif in einen Kampf Mann gegen Mann zu verwickeln. Er war sehr gewachsen auf dieser Fahrt, Khym, der kein Knabe mehr war und überhaupt nicht mehr jung. Er hatte schließlich herausgefunden, was jenseits der Grenzen lag und wie das Universum beschaffen war -hatte Freunde
Weitere Kostenlose Bücher