Chanur-Zyklus 4 - Die Heimkehr der Chanur
setzen und sie dabei riskieren? Milliarden von Leben? Mein ganzes Volk? Meine Götter, welches Recht habe ich überhaupt dazu?
»Ich werde darüber nachdenken«, sagte sie. »Ich weiß im Moment keine Antwort.« Sie hob das Paket auf und warf es wieder hin. »Wir haben unsere Anweisungen. Tahar kommt mit uns. Jiks Schiff kommt mit uns. Und wir haben den Befehl, Jik bei uns zu behalten und sein Schiff scharf zu überwachen.«
»Da ist noch etwas«, warf Hilfy ein. Und sie nahm ein Stück Papier, stand auf und brachte es ihr. Es zitterte in ihrer Hand. »Der Comp hat den Code geknackt. Vielleicht wollte er, dass wir ihn knacken. Ich weiß es nicht.«
Pyanfar zögerte im matt beleuchteten Eingang der Krankenstation. Sie hatte den Zettel in ihrer Tasche. Jik war wach, hatte Tirun gesagt.
Er war es. Sie sah das Glitzern der Schlitze, zu denen er seine Augen geöffnet hatte, sah die Augen ganz aufgehen, als sie eintrat, ruhig, wie sie war. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter, über dem Gurtband. Tirun hatte ihm ein Kissen unter den Kopf geschoben und eine Decke über den Leib gelegt.
Seine Augen folgten ihr jetzt mit klarem Blick, betrachteten sie offen. »Kommen Sie, mich lassen gehen, ah? Verdammt stur, Ihre Crew.«
Aber sie hörte nicht den Unterton der Verärgerung, den man hätte erwarten können. Es war eigentlich zu ruhig für Jik, zu vorsichtig, zu kontrolliert. Es war... wussten die Götter, was es war.
Besorgnis, Begreifen - dass er sich vielleicht nicht unter Freunden befand?
Dass sie aus irgendeinem Grund vielleicht wirklich die Partei der Kif ergriffen hatte - oder dass sie einem anderen, zwingenden Motiv gehorchte, unter dem sie keine Verbündeten mehr waren?
Für einen einzigen Moment hatte er dort unter den Kif, unter Drogen und am schwindenden Ende seiner Kräfte, Fragen beantwortet, gegen die er vorher tagelang durchgehalten hatte. Und er hatte geantwortet, weil sie mit einer Warnung durch seine Verteidigung gedrungen war, einer Warnung, mit der er sich in diesem Zustand nicht mehr auseinandersetzen konnte. Und weil sie ihm signalisiert hatte, dass er dies einfach tun musste.
Jetzt hatte er wieder einen klaren Kopf. Jetzt wusste er, wo er war, und vielleicht erinnerte er sich auch daran - zu spät -, was er getan hatte. Das war es, was diese schwache Stimme zum Ausdruck brachte, dieser gescheiterte Versuch in guter Laune.
»Heh«, sagte Pyanfar und verstärkte den Druck ihrer Hand. »Sie haben ja nichts, wohin Sie gehen könnten, nicht wahr?«
»Die
Aja Jin.«
»Ich habe Ihnen schon davon erzählt. Die Kif würden Ihnen den Kopf herunterschießen. Wir sind davongekommen. Haben mit Sikkukkut alles geregelt. Sie sind bewusstlos geworden, haben das Beste versäumt. Ich muss mit Ihnen reden.«
»Ich müssen reden mit meine Schiff.«
»Das kann warten. Sie werden auf die Nase fallen, wenn Sie versuchen, aufzustehen. Ich will nicht, dass Sie es versuchen, ja? Hat Tirun Sie ins Bild gesetzt?«
»Nicht sagen.«
»Mit Ihrem Schiff ist alles in Ordnung; das Dock ist geflickt; ich habe Sie herausgeholt und mit Sikkukkut alles geregelt. Er ist ein verdammter Bastard, aber er hört einem zu. Er ist weiterhin argwöhnisch, aber er hat Sie an Bord der
Stolz
geschickt und gesagt, Sie müssten den nächsten Einsatz auf meinem Schiff mitmachen und es Kesurinan überlassen, die
Aja Jin
zu führen. Das war alles, was ich erreichen konnte. Wir müssen damit leben.«
»Ich haben verdammtes Jucken in Nase, Pyanfar.«
Sie rieb an seinem Nasenrücken. »War es das?«
»Lassen Sie mich gehen. Ich gehen fein.«
»Wir haben nicht die Zeit dafür. Wir fliegen ab. Zum Treffpunkt. Sie müssen die Sache dort durchstehen, wo Sie jetzt sind. Es tut mir leid deswegen, aber bis zum Ablegen haben wir keine Kabine frei, die wir auch erreichen können. Und dann wird alles ziemlich schnell ablaufen.«
Er war für ein paar Herzschläge ruhig. Dann sagte er: »Pyanfar...«
»Ich habe eine Frage an Sie: Ich will wissen, in was für eine Situation wir am Ziel geraten. Was hat Goldzahn Ihnen erzählt, bevor er verschwand, hm?«
Panik kroch in seine Augen. Er hob den Kopf und ließ ihn wieder auf das Kissen zurückfallen, starrte sie von dort aus weiter an. »Nicht komisch.«
»Ich
muss
es wissen, mein Freund! Ihretwegen, Ihres Schiffes wegen, die Götter wissen es, und meinetwegen. Was wartet dort auf uns? Was macht Goldzahn?«
»Wir reden auf Brücke.«
Er ließ es darauf ankommen. Sie starrte ihn an und hatte dabei
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