Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat

Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat

Titel: Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
tiefere Bedeutung von Verwandtschaft nicht, waren nicht dafür verdrahtet, verstanden sie als potentielle Rivalität. Doch die Kif, die Kontakt mit Außenseitern hatten, waren zu gebildet, um diesen Fehler zu machen. Vikktakkht machte ihn bestimmt nicht. Die ganze Sache kam ihr so götterverdammt
persönlich
vor.
    Hilfy rollte sich auf den Rücken, knautschte ihr Kissen zusammen, stopfte es sich unter den Kopf und starrte in die Dunkelheit, ohne daß es ihr einen Nutzen brachte. Das tat sie nun, statt zu schlafen, zu viele Stunden verschwendete sie auf freie Assoziationen. Warum brachte der Verstand es nicht fertig, auf geradem Weg zu Schlüssen zu kommen? Warum mußte sie über Hallan Meras nachdenken, über ihre unverantwortlichen Launen, über die Kif, und das alles zusammen mit Vikktakkhts seltsamen, götterverdammten Motiven zu einem Paket verschnürt? Ihr Verstand versuchte, etwas aus Ersatzteilen zusammenzubauen. Und die Teile wollten nicht zueinander passen.
    Bei den Göttern, hinter was war der Kif her? Jagd. Beute.
    Wer weglief oder kämpfte, gewann ihre Aufmerksamkeit. Wer stillstand, wurde gefressen.
    Sie war den Kif entkommen. Diese Geschichte hatte unter den Kif wahrscheinlich Berühmtheit erlangt. Aber dieser Kif hatte sich zur genau richtigen Zeit auf dem Treffpunkt eingefunden, als sich ein Gefangener dort befand, der unter Garantie die Aufmerksamkeit einer Hani gewinnen würde…
    Im Gefängnis, weil er einen Kif geschlagen hatte. Man fragte sich, ob er hereingelegt worden war.
    Jedes Hani-Schiff wäre recht gewesen. Pyanfar, die am Treffpunkt durchgekommen war, hatte er knapp verpaßt. Pyanfar war fort, es wurde für No’shtoshti-stlen plötzlich zu einer dringenden Angelegenheit, daß jemand die Kostbarkeit zu Atlilyen-tlas schaffte, und Atli-lyen-tlas rannte mit den Kif davon, während die Mahenso’sat verzweifelt herauszufinden suchten, was No’shtoshti-stlen geschickt hatte.
    No’shtoshti-stlen verwendete Kif als Wachposten. Also hatte Vikktakkht entweder Zugriff auf die Information oder war ausdrücklich von dieser Information ausgeschlossen worden.
    Atli-lyen-tlas war entweder zu den Kif gelaufen, damit sie ihn mitnahmen, oder er war ihnen als Gefangener in die Hände gefallen. Und wer wußte auch nur,
welche
Kif es gewesen waren? Verbündete von Vikktakkht? Verbündete von Pyanfar Chanür?
    No’shtoshti-stlen hatte darauf gedrängt, daß sie Hallan Meras übernahm. Der Grund mochte gewesen sein, daß es die Stsho mit Besorgnis erfüllte, einen männlichen Hani in ihrer Obhut zu haben – Stsho verstanden die Empfindlichkeit der Hani wegen ihrer Männer nicht (Stsho begriffen ihrer Anlage nach ebensowenig, was ›männlich‹ bedeutete, wie Hani die Sache mit dem dritten Geschlecht der Stsho begriffen). Aber ein alter Diplomat wie No’shtoshti-stlen war sich bestimmt darüber klar,
daß
sie empfindlich waren und daß es um ein Thema ging, das eines Tages von neuem auftauchen und Ärger von unvorhergesehenen Dimensionen hervorrufen mochte.
    Vikktakkt hatte also Meras dieses seltsame Versprechen auf No’shto-shti-stlens Drängen hin gegeben – oder hatte der Kif den Stsho so ausmanövriert, daß er Gelegenheit erhielt, ins Gefängnis zu gehen und für Hilfy Chanür eine Falle aufzubauen?
    Hatte er sie für das erste Hani-Schiff aufgebaut, dessen er habhaft werden konnte? Hatte der Zufall, daß ein zweites Chanur-Schiff angelegt hatte, Vikktakkht entweder auf den Gedanken gebracht, es bestehe ein Zusammenhang zwischen Ereignissen, die nicht zusammenhingen, oder ihm eine zweite Chance geboten, Chanür in dieses Durcheinander mit hineinzuziehen?
    Vikktakkht hatte bestimmt gewußt, wer sie war. Er hatte bestimmt gewußt, daß sie ihre Erfahrungen mit Kif gemacht hatte.
    Daß sie überlebt hatte und mit einem Schiff auf den Treffpunkt zurückkehrte, bedeutete in kifischen Augen, daß sie im Rang auf-, nicht etwa abgestiegen war. In kifischen Augen hatte Tante Py sie nicht hinausgeworfen. Sie hatte sie vielmehr befördert, oder sie war nicht fähig gewesen, ihren Aufstieg zu verhindern. Hilfy war das Oberhaupt des Chanur-Clans, und man konnte darauf wetten, daß der Durchschnittskif wußte, was sie war.
    Deshalb hatte Viktakkht sie bei diesem Gespräch ignoriert und hatte sich nur von Na Hallan Fragen stellen lassen. Wenn sie ein Kif wäre, hätte sie Na Hallan vielleicht ganz lässig erschossen und darauf bestanden, daß der
hakkikt
mit ihr spreche.
    Damit hätte sie sich Respekt verschafft.

Weitere Kostenlose Bücher