Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat
logischen Weg durch Unterklauseln und Verpflichtungen und Vikktakkht an Nikkatus Benehmen zu bahnen, aber die Crew hatte Priorität vor allen anderen Prioritäten. Das mußte sein.
»Worüber?« fragte sie, und Tarras schob sich ganz herein.
Das BUCH hielt sie in der Hand, zerlesene, zusammengerollte Seiten.
»Erstens habe ich gestern die Polizei angerufen. Ich habe versucht, sie an den Schauplatz zu bringen, darum habe ich mich nicht sofort gemeldet.«
»Das Buch soll keine Fehler zuweisen. Du hast keinen Fehler gemacht. Die Polizei ist gekommen. Das ist nicht der Sinn dieser Ausarbeitung. Ganz und gar nicht. Wenn du meinst, ich sollte lieber ein Wort darüber…«
»Ich habe dadurch begriffen, was ich hätte tun sollen. Aber wenn ich das getan hätte, wenn ich die Station bedroht hätte…«
»Du bist
autorisiert,
die Station zu bedrohen. So steht es da drin. Das heißt nicht, daß du mit diesem Zug eröffnen sollst, Cousine. Du benutzt deinen wohlbekannten Verstand. Ich mache dir keinen Vorwurf, daß du mit der Polizei gesprochen hast. Ich hoffte, du sprächest mit der Polizei. Mir war es nur recht, daß du das erledigt hast, denn zu der Zeit war ich götterverdammt beschäftigt.«
»Wenn wir die Station bedroht hätten, wären wir jetzt geächtet. Wir würden damit das Gesetz brechen, Käpt’n. Wir kämen in jedem Hafen auf die Schwarze Liste…«
»Wir wären am Leben.«
Im Büro herrschte Schweigen. Ein Schatten im Korridor. Also war Tarras nicht ganz allein gekommen. Fala hörte auch zu.
Sie war die Jüngste, und sie war im Gegensatz zu Tarras nicht geneigt, gefährliche Fragen zu stellen.
Tarras dachte über die letzte nach, und vielleicht kam sie zu dem Schluß, am Leben und geächtet sei nicht die Karriere, die sie für sich geplant hatte.
»Ich bin nicht qualifiziert«, erklärte Tarras, »eine solche Entscheidung zu fällen. Ich bin keine Rechtsanwältin, ich bin die Frachtaufseherin.«
»Du bist auch die Waffenmeisterin. Erzähl den Leuten von der Station nicht, du seist Rechtsanwältin. Erzähl ihnen, daß du die Geschützoffizierin bist und daß du den Befehl führst, und wenn jemand etwas tut, das du nicht willst… wenn ich Stationsmeister wäre, würde ich zuhören.«
Wieder herrschte Schweigen. »Du meinst, ich solle die Waffen feuerbereit machen.«
»Wenn es sein muß, ja. Und kein Stationsmeister wird einen Haftbefehl gegen dich ausstellen lassen. So ein Ding akzeptieren wir nicht.«
»Es gibt im Pakt Gesetze! Da ist der Friedensvertrag, zu dessen Abschluß Chanur beigetragen hat, Chanur kann ihn nicht verletzen.«
»Du hast recht«, sagte Hilfy, »du bist
keine
Rechtsanwältin. Du respektierst einen Friedensvertrag. Die anderen tun es nicht.«
»Für so etwas habe ich nicht angeheuert!« erklärte Tarras, und Hilfy vermutete, es sollte heißen, daß Tarras kündigte. Sie würde es außerordentlich bedauern, aber Kshshti war der falsche Ort dafür. Dann sagte Tarras mit leiser Stimme: »Stehst du unter Pyanfars Befehl? Führen wir ihre Befehle aus?«
Das war weitab vom Ziel. Tarras war jedoch keine oberflächliche Denkerin. Und man konnte sie nicht von der Spur ablenken.
»Ehrlich, nein. Ich will nicht sagen, Pyanfar habe mit dieser Angelegenheit nichts zu tun, aber Befehle gibt es nicht, ich weiß nicht einmal, wo sie steckt – No’shtoshti-stlen, möge er verfaulen, sagte, sie sei im tiefen dunklen Nirgendwo und ob wir so freundlich wären, diesen Jungen zu übernehmen, und ob wir so freundlich wären, diesen wundervollen Auftrag für ihn auszuführen. Ich war dafür, den Vertrag zu unterschreiben. Zu der Zeit kam er mir vernünftig vor. Das ist er aber nicht. Nur steht in diesem götterverdammten Ding eine Klausel über eine doppelte Entschädigungssumme, für den Wert und für die Transportgebühr. Wir können nicht mehr zurücktreten, Tarras, es ist meine Schuld, ich habe eine falsche Entscheidung getroffen, als ich ein Geschäft mit diesem Bastard abschloß. Und dabei wußte ich, daß er ein listiger alter Stsho ist und ein Politiker, und nun haben wir es. Wenn wir aus der Sache lebendig und nicht geächtet herauskommen, übernehme ich keine anderen Aufträge mehr als solche für Stahlplatten und Tiefkühlkost. Ich habe die Nase voll von Exotika, und diesen Fehlgriff kannst du der jugendlichen Torheit der Kapitänin zuschreiben. Ich will dich nicht verlieren. Und auf keinen Fall will ich, daß du das Schiff
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verläßt: Das ist ein götterverdammt unsicherer
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