Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat
den Schwachstellen, den unsicheren Bündnissen, den Bestechungen, den Nötigungen – den Kooperationen.
Den Fehden.
8. Kapitel
K er Chihin fuhr mit den Fingerkuppen über das Paneel, bückte sich und unterzog den Fußboden der gleichen Inspektion. Offensichtlich fand sie keine Mängel an seiner Arbeit. Hallan stellte den Staubsauger weg, und Ker Chihin kontrollierte auch das. Dann befahl sie ihm, das Gerät in den Waschraum zu bringen und in dem Schrank Nummer 3 zu verstauen.
»Gute Arbeit, Junge«, lobte Chihin.
Er sah von der Tür zurück und verbeugte sich. Er glaubte nicht, daß sie von ihm erwartete, etwas darauf zu antworten, nur, daß er sich ruhig verhielt und tat, was man ihn hieß. Also ging er und verstaute den Staubsauger.
Aber Ker Chihin hatte nichts davon gesagt, ob er wiederkommen solle oder nicht. Er meinte, ja, und kam ruhig zurück und blieb im Eingang stehen, weil Chihin gerade einen Kasten auf einem Postament mit Halteklammern befestigte, und der Gegenstand mochte zerbrechlich sein.
Er wartete, bis sie die Bolzen angezogen und den Deckel des Kastens abgenommen hatte. Darin war eine einfache Vase zu sehen. Erst jetzt räusperte Hallan sich.
»Die Götter sollen dich verderben!« rief Chihin erschrocken und stolperte rückwärts in einen Eimer mit Bauschutt und Resten der Wandverkleidung.
»Ich bitte um Verzeihung, Ker Chihin.«
»Du hast das Ding nicht gesehen.«
»Nein, Ker Chihin.« Er wünschte ehrlich, er hätte es nicht gesehen. Ob sie von ihm erwartete, daß er sich sofort entfernte?
Aber Chihin fing an, die verstreuten Abfälle aufzusammeln. Er wagte es, ihr zu Hilfe zu kommen, und hob lose Reste so schnell auf, wie er sie finden konnte, bis er eine doppelte Handvoll hatte.
»Paß auf, daß du kein Stückchen übersiehst. Wenn eins davon unter Beschleunigung hier herumsaust, möchte ich nicht wissen, was es dem Kopf des Bewohners antun könnte.«
»Ich weiß, Ker Chinin. Es tut mir leid.«
»Es war mein Fuß«, murmelte Chihin, womit sie sich ihm gegenüber gerechter zeigte als die meisten anderen. Er suchte in allen Ecken der Kabine nach den Abfällen und rings um die Kissen und unter den Kissen, ganz gleich, wie gering die Chance war, etwas zu finden.
Es waren keine mehr da. Er kam zurück und warf in den Eimer, was er hatte.
»Junge – was war in dich gefahren, daß du unbedingt hier herauskommen wolltest?«
»Die Kapitänin sagte, ich könne helfen…«
»Ich meine,
hier.
Ich meine den Raum.«
Diese
Frage. Sie wurde ihm immer wieder gestellt. »Ich
wollte
es.«
»Das weiß ich. Aber warum will ein netter Junge Raumfahrer werden und mit Tc’a zusammenstoßen und dafür festgenommen werden?«
Ker Chihin fand, er gehöre nicht hierher. Daran war er gewöhnt. Und man konnte sich dagegen nicht wehren. Er verstummte und hielt den Kopf gesenkt, wußte er doch bereits, daß die Kapitänin ihn vom Schiff werfen würde. Also hatte es keinen Sinn, Einspruch zu erheben.
»Junge?«
»Ich wollte in den Raum, das ist alles.«
»Meinst du nicht, du hättest für dich einen Platz auf Anuurn finden können? Wäre es nicht möglich gewesen, daß du dir eine Nische schafftest? Du siehst gut aus. Du hättest jemandes Aufmerksamkeit erregt.«
»Kann sein. Vielleicht. Ich weiß es nicht.« Er hatte das in der einen oder anderen Form schon zu oft durchgemacht, bei jedem Schiff, auf dem er sich beworben hatte, bei dem Schiff, das ihn genommen hatte, bei jedem einzelnen Crew-Mitglied der
Sonne.
Manchmal hatte er Antworten gegeben, die die Fragenden zufriedenstellten. Er hatte sich beim Lügen ertappt und sich geschworen, das nicht wieder zu tun. Aber mit Chihin streiten wollte er auch nicht. An diesem Tag war bereits zu vieles schiefgelaufen.
»Nun, was meinst du?« fragte Chihin. »Ist der Raum das, was du erwartet hast?«
»Ich weiß es nicht.« Eine dumme Antwort. Er fand ein Stück Abfall und warf es in den Eimer, und er sprach aus, was er dachte, denn er stand mit dem Rücken zur Wand, und er konnte nicht mehr verlieren, als er schon verloren hatte. »Aber ich gehe nicht zurück. Und ich werde besser.«
»In was? Im Parken?« Chihin traf genau die wunde Stelle.
Hallan hielt den Kopf gesenkt und griff nach dem Eimer.
»Weißt du, wo du ihn hinbringen mußt?«
»Zum Recycling. Ich vermute, das ist draußen bei den Aufzügen.«
»Du vermutest richtig.« Damit war er entlassen, er ging also den Korridor hinunter und sortierte den Abfall in die richtigen Schächte, Plastik-
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