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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Rogers merklich erleichtert. Er zückte ebenfalls ein Tascheninstrument und richtete es auf Quaddels rechtes Auge. Ähnlich wie das von Mieze verwendete Gerät fuhr ein so flüchtiges Aufblitzen hervor, daß man es kaum wahrnahm. »Eine Geschlechtsumwandlung verändert nicht das Retinalmuster. Also haben Sie sich zu früh gefreut, wenn Sie dachten, Sie kommen mit so etwas…«
    Plötzlich machte er ein langes Gesicht.
    »Ach du meine Güte«, stieß Barbarella Blue gedämpft aus. »Was für Mist haben Sie diesmal gebaut?«
    »Mist gebaut?« wiederholte Rogers. »Ich doch nicht. Die blöden Computer! Wissen Sie, was sie mir gerade mitgeteilt haben?«
    »Raus mit der Sprache!«
    »Nach den Polizeiakten ist diese Person ein gewisser Guido Sansepolcro Verdi, der im einundzwanzigsten Jahrhundert gestorben ist… Nur ist bis heute keine Sterbeurkunde ausgefertigt worden.«
    Ein Momentchen düsteren Schweigens schloß sich an. Schließlich erhellte sich Barbarella Blues Miene.
    »Na, können wir ihn in dem Fall nicht wegen vorgetäuschten Totseins verhaften?«
    Rogers schnippte mit den Fingern. »Sie haben verdammt recht. Nixy Anangaranga-Jones, ich verhafte Sie wegen…«
    »Nein, nein, nein! Es ist doch eben durchgegeben worden, daß er Verdi heißt.« Blues drängte ihren Kollegen beiseite. »Guido Sansepolcro Verdi, ich verhafte Sie…«
    »Ich heiße nicht Verdi!« heulte Quaddel. »Warum, zum Teufel, können Sie mich jetzt nicht einfach in Ruhe meine Mahlzeit essen lassen?! Ich bin am Verhungern!« Aus Kummer sank seine Stimme herab. »Und dabei hat es«, sagte er leise, »so gut gerochen…«
    »Nein!« raunzten die beiden Weltraumdetektive wie aus einem Mund zurück.
    »Dann verlange ich einen Anwalt!«
    »Einen Anwalt?« äffte Rogers ihn nach und lachte sardonisch. »Für wen halten Sie sich, für einen der Milliardäre, die hier als Touristen aufkreuzen? Wenn Sie sich ‘n Anwalt leisten könnten…«
    Barbarella Blues, die wieder die Computer konsultiert hatte, gab ihm einen Rippenstoß und flüsterte ihm etwas zu. Er wurde käsig bleich.
    »Wie reich ist er?«
    Zu ungeduldig, um auf die Antwort zu warten, lauschte er für einen Augenblick in die Luft. Langsam sank ihm das Kinn nach unten.
    »Bedeutet das etwa, er ist wirklich ein Anangaranga-Jones? Jemand von der Familie, die so reich ist, daß sie sich ein ganzes Sonnensystem gekauft hat?«
    »Meine Güte, was sind Sie doch für ein Gimpel«, stöhnte Barbarella Blues. »Sie haben doch gerade gehört, daß er keiner von denen ist. In Wirklichkeit heißt er Verdi, tritt aber lieber unter dem Namen Quaddel auf. Entscheidend aber ist, er kann sich tatsächlich einen Anwalt leisten. Wenn Sie also den Fall weiterbearbeiten wollen, ist es wohl ratsam, Sie lassen ihn einen verständigen, hm? Ich jedenfalls lege mich nicht mit Anwälten an. Ich habe keine Lust, den Rest meines Lebens mit Gerangel darum zu verbringen, wer was warum und wieso gemacht und gesagt hat.«
    Sie verschwand. Mit einem Ausdruck unendlichen Bedauerns im Gesicht tat Rogers das gleiche.
    Und Quaddel saß wieder im Restaurant… Dort waren mittlerweile die Tischdecken mit Saft, Soße und verschüttetem Wein bekleckert, die Blumen verwelkt, die Luft roch nach exotischen Kräutern und Gewürzen, und sämtliche Gäste, auch der revanchistische Dinosaurier, wurden soeben von dem Mann und der Frau mit den gelben Fahnen zum Ausgang gehetzt.
    He! Gehen Sie nicht ohne mich! Und bekomme ich nichts zu essen?
    Die Worte erstickten auf Quaddels Lippen. In Wahrheit gehörte er ja gar nicht zu der Gruppe. Und obwohl er allein und verlassen war…
    O Scheiße…!
    Das Wiederkehren der normalen Gefühle hatte seine Nachteile. Soeben hatte er einen von ihnen entdeckt. Die Erkenntnis seiner wahren, verhängnisträchtigen Situation hatte ihm, als wären ihm am Unterleib unsichtbare Elektroden angebracht worden, den Darm ins Schlackern versetzt, und er mußte dringend zur Toilette… Nein, sofort!
    Wie durch ein Wunder erspähte er am anderen Ende des Lokals Schildchen mit der Beschriftung: ER, SIE und ES.
    Und rannte los.
    Als er ins Lokal zurückkehrte, war es leer – so leer, daß sogar das Mobiliar fehlte. Nur die Frau und der Mann mit den gelben Fahnen waren noch da. »Immer wieder haben wir sie gezählt, und es waren achtundvierzig«, sagte der letztere. »Das kann ich beschwören.«
    »Ja, Fix«, entgegnete die Frau, eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs, »aber gerade haben wir sie nochmals gezählt,

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