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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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wo sie schwere Verbrennungen und langandauernde Strahlenerkrankungen erleben konnten, ist es ihnen unmöglich gewesen, sich die Explosion als solche anzusehen, ohne zu erblinden, und das hat die Attraktivität natürlich stark beeinträchtigt.«
    »Dafür ist aber jetzt das Angebot einer Teilnahme an einem Autodafe in Spanien im Programm enthalten«, sagte der Gatte im stahlharten Tonfall eines Mannes, den frau bis an die äußerste Grenze seiner Geduld getrieben hatte. »Ich glaube, du solltest es einmal damit probieren, meine Liebe. Du wirst zwischen Scheitholz und Reisigbündeln an einen Holzpfahl gebunden und bei großer Hitze lebendig gebraten, bis du zu Asche verbrennst.«
    Darüber froh, einen Kunden für die terranische Touristik Werbung machen zu hören, nickte Fix mit allem Nachdruck.
    »Ja, es ist wirklich empfehlenswert. Viele unserer masochistischen Mitreisenden sind der Ansicht, daß das Autodafe-Erlebnis der Atomisierung an Unterhaltungswert weit überlegen ist.«
    »Wofür halten Sie mich?« schäumte die Frau. »Ich bin keine…«
    Rrruuuummmmmpelll.
    Ein Rumoren, das einem unschönen Trommelwirbel glich, verschmolz mit einem Geräusch, als hätte jemand einen Haufen nasser Wäsche auf einen Tisch geworfen – einen großen Haufen, beispielsweise die komplette Bettwäsche eines Infanterieregiments. Der Fußboden neigte sich, zum Glück jedoch nicht zur offenen Seite des Lokals. Halb taumelte, halb purzelte die Touristengruppe unter Geschrei abwärts und verwandelte sich in ein Gewirr aus Leibern. Man konnte das Sprechkästchen des Dinosauriers den allgemeinen Tumult durchdringen hören.
    »Das ist doch genau so was, wie man es auf einem von Säugern beherrschten Planeten erwarten muß, oder? Ich meine, was für eine…!«
    Eine kurze Pause folgte. »Ich bedaure«, sagte dann dieselbe Stimme. »Letztes Wort fehlt im Vokabular.«
    Doch Quaddel hörte nicht mehr hin. Lebhafte Erinnerungen der unmittelbaren Vergangenheit, so unwahrscheinlich, daß er bis zu diesem Augenblick gebraucht hatte, um zu begreifen, diese Ereignisse waren wirklich so verlaufen, nötigten ihn allmählich zur Anerkennung der Tatsache, daß die schönste je gesehene Frau sich an seinen Arm klammerte und sich widerwillig halblaut bei ihm dafür bedankte, sie davor bewahrt zu haben, gegen die Wand des Saloons zu prallen und möglicherweise – denn andere Touristen hatten diesen Weg genommen – durchs Fenster in die Schlammlawine hinausgeschleudert zu werden, die sich gegenwärtig durch die Straße wälzte.
    Sich räuspernd, schob er den einen neben seinen anderen Arm.
    »Ich weiß immer noch nicht, wo Cuzco ist.«
    Die Erde bebte erneut, und vor dem Fenster flossen nochmals tausend Tonnen Schlamm vorüber.
    »Um offen zu sein«, antwortete Nixy nach kurzem Schweigen, »darin bin ich mir selbst nicht so sicher. Ich habe schon die ganze Zeit vor, mich bei meinem HyperMemo zu informieren, aber mache ich es zu häufig, bekomme ich Kopfschmerzen. Aber soll’s denn überhaupt? Multi-Opa ist bestimmt derartig sauer, daß ich den Urlaub genausogut abbrechen kann.«
    »Wie wollen Sie eigentlich die total blödsinnige Idee rechtfertigen«, hörte man irgendwo in der Nähe Foxy irgendwelche unsichtbaren Autoritäten anschreien, »die Goldrausch-Szenerie mit ‘m Erdbeben heimzusuchen?!«
    »Es ist ganz schlecht, wenn die Kuriere in Panik verfallen und es die Kundschaft merken lassen«, meinte Nixy gedämpft. »Die Touristen könnten von der Panik angesteckt werden… Mir ist klar, daß dies genau das ist, weshalb sie überhaupt ihre Reisen buchen, nämlich um ihre verplante, öde Existenz mit ein bißchen Pseudoterror aufzulockern. Aber seitens der Kuriere ist es einfach ungehörig… Verzeihung.«
    Sie richtete sich auf und streifte dabei Quaddels Arme ab. Leider.
    »Es tut mir leid, daß ich Sie erschießen wollte«, fügte sie hinzu, ohne ihn anzublicken. »Aber selbstverständlich habe ich Versicherungen von A bis Z am Hals, also wäre Ihnen aller Schaden wiedergutgemacht worden. Im ersten Moment war ich eben wirklich davon überzeugt, daß Sie es sein müßten, der diese Tour sabotiert, nur weil ich teilnehme. Mich packt die Verzweiflung! Multi-Opa wird kochen wie ein Vulkan. Wenn Sie es nicht gewesen sind, wer dann? Eine Bande von Anti-Multi-Opa-Demonstranten? Aber wie sollten sie so glänzend organisiert sein? Und warum, bei allem in der Galaxis, haben Sie so getan, als wären Sie ich, so daß ich in Holyrood sitzenbleiben, mich mit

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