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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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sind in Holyrood gewesen, stimmt’s?« fauchte sie.
    »Äh… ja«, gestand Quaddel, indem er sich unter ihrem Flammenwerferblick niederduckte.
    »Und vorher in Cuzco, und davor in…«
    »Hören Sie auf, ich weiß nicht mal, wo Cuzco liegt.«
    Doch sein Widerspruch traf bei ihr auf zwar nicht taube, aber anderweitig beanspruchte Ohren; er sah es an ihrem Gesichtsausdruck.
    Am ersten Tag meines Daseins in dieser völlig verdrehten Zukunftswelt sehe ich die wundervollste Frau, von der ich je hätte träumen können, und lerne sie sogar kennen. Und sie glaubt, ich sei verantwortlich für…
    Wofür? Vielleicht lohnte es sich, danach zu fragen. Aber er kam nicht dazu.
    »Geben Sie zu, daß Sie es waren!« schrie Nixy und stampfte mit dem Fuß auf.
    Als wäre das Aufstampfen ein Signal gewesen, fing der Untergrund zu beben an. Die Touristengruppe, aber auch Fix und Foxy, tauschten verblüffte Blicke.
    Ein zweiter Erdstoß folgte, dieses Mal stark genug, um in den groben Holzregalen hinterm Tresen Flaschen und Gläser zum Klirren zu bringen. »Diese Woche ist das Erdbeben doch gar nicht fällig«, tuschelte Foxy verwirrt Fix zu, immerhin jedoch so laut, daß Quaddel es hörte. »Das ist das falsche Programm.«
    Fix hob die Schultern. »Wie gesagt, hier gehen Sachen schief, die an sich überhaupt nicht schiefgehen können. Das ist wieder so ein Beispiel.«
    Der Erdboden schwankte wie ein Schiffsdeck bei schwerem Seegang. Mitsamt Theke und allem Dazugehörigen fiel die Rückwand des Saloons mit lautem Knarren nach außen, und die Decke sackte samt Obergeschoß bedrohlich durch. Offenbar war oben ein Schlafzimmer eingerichtet: über dem Rand dessen, was zuvor als ebener Fußboden gedient hatte, zeigte sich ein Bein eines Messingbetts mit rosa gerüschtem Volant, während ein Waschständer mit Porzellanschüssel und Wasserkrug herabkippte und zerbrach.
    Und draußen…
    Die gesamte erkennbare Umgebung wurde durchgerüttelt. Zuerst nahm man das Wackeln nur schwach wahr, etwa wie bei einem Pudding auf dem Weg zum Tisch. Als nächstes bemerkte man es deutlich, ungefähr als würde in einer Dose Kaffee aufgeschüttelt, um den Inhalt einer ganzen Packung hineinstopfen zu können. Danach steigerte es sich zu beängstigender Heftigkeit, als wären die Anhöhen Brotteig und knetete ein Bäcker sie von unten. An diesem Punkt liefen unter Schreckensgeschrei Leute, zahlreiche in nachlässiger Hauskleidung, aus den Gebäuden; ein Mann verfolgte mit blankem Rasiermesser einen anderen, dessen Gesicht halb mit weißem Schaum bedeckt war, als spielten die beiden einen wahnsinnigen Mörder und sein Opfer.
    Und dann, zum Schluß, schwoll das Erdbeben vollends zu zerstörerischer Gewalt an, so daß an den Hügeln die unteren Abhänge ins Rutschen gerieten.
    Die Touristen schauten dem Geschehen mehrheitlich in eisernem Schweigen zu, aber es gab Ausnahmen, darunter die Frau, die sich schon darüber beschwert hatte, das Essen mit den eigenen Händen dem Mund zuführen zu müssen. »Also, das ist doch wirklich eine einzige Langweilerei«, kommentierte sie nach ein paar Sekunden. »Wer mag sich denn anschauen, wie ein paar Bruchbuden zusammenfallen, die aussehen, als hätte das nächste Windchen sie sowieso umgeworfen?«
    »Gnädigste«, beteuerte Fix eilig, indem er zu ihr flitzte, »ich versichere Ihnen, daß diese Attraktion in Übereinstimmung mit unserer erklärten Politik steht, unserer geschätzten Kundschaft immer das Unerwartete zu bieten.«
    Die Frau schnitt eine verdrossene Miene, während ein Mann, der ein wenig abseits stand, das uraltvertraute Gehabe jemandes an den Tag legte, der hoffte, nicht als Ehegatte einer Frau erkannt zu werden, um deren Genörgel sich zu kümmern er keine Lust hatte.
    »Das haben Sie uns wahrhaftig geboten«, höhnte die Frau. »Wir sind extra zur Erde gereist, um uns in Hiroshima atomisieren zu lassen. Nicht wahr, Geronimo?« Sie meinte den peinlich berührten Mann, der daraufhin mit einem Nicken der Resignation das eheliche Verhältnis zugab. »Diese Veranstaltung ist in Ihrer Reklame hervorgehoben worden. Und was erfahren wir, als wir hier ankommen? Daß Sie sie aus dem Programm gestrichen haben. Aus dem Programm gestrichen!«
    »Ähm… Ja, das ist wahr«, räumte Fix kläglich ein. »Ich will Ihnen ehrlich sagen, daß unsere Kunden sich immer häufiger enttäuscht über die Atomisierung äußerten. Sie war einfach zu schnell vorbei. Und als wir sie statt ins Explosionszentrum an die Peripherie schickten,

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