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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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ein Wandschirm. Behutsam wurde er auf einen warmen, elastischen Boden gesenkt. Eine Stimme forderte ihn auf, sich zu erleichtern; daraufhin stellte Quaddel fest, daß er es unter diesen Umständen plötzlich nicht mehr konnte. Da seine Reaktion ausblieb, wiederholte die Stimme ihre Aufforderung in drängenderem Ton. »Wir schalten automatisch«, sagte die Stimme nach einer zweiten Pause, »auf Unterstützungsdienst um.«
    Daraufhin mußte Quaddel mit einem Mal überhaupt nicht mehr aufs Klo.
    Lauer, parfümierter Dunst umwallte ihn; unsichtbare Finger wuschen und massierten ihn von der Kopfhaut bis zu den Fußsohlen; währenddessen schmolz eine prickelnde Flüssigkeit ihm die Bartstoppeln von Wangen und Kinn. Ein ebenfalls parfümierter, warmer Luftstrom trocknete ihn, und gleich darauf hatte er wieder seine inzwischen makellos gesäuberte Kleidung am Leib. Der Wandschirm verschwand. Quaddel stand unversehens am Ausgang der Herrentoilette, einer aus Pseudo-Marmor gefertigten Tür mit integriertem Leuchtdisplay. Das Display zeigte die Zahl 22.000 an.
    Und der Gelbgekleidete, knapp vor Quaddel am Ausgang erschienen, besah sich die Zahl bösen Blicks. »Wirklich eine Frechheit«, murmelte er. »Eine skandalöse Frechheit. Man hätte mir wenigstens genug Krediten für ‘ne Verdauungstrakt-Entleerung lassen können.«
    Betroffen zählte Quaddel zwei und zwei zusammen und kam auf 22.000: man mußte also vor dem Abgang aus der Toilette erst einmal bezahlen. Aber wie? Nixy hatte ihm zu erklären versprochen, wie er seine Krediten verjubeln konnte, war aber nicht mehr rechtzeitig dazu gekommen.
    Kurz überlegte er und gelangte zu dem Schluß, er durfte es zwar als in gewissem Umfang wahrscheinlich erachten, daß sie, wenn er sich nicht zu ihr ins Restaurant gesellte, jemanden ihn suchen schickte, es jedoch dafür keine Garantie gab; darum existierte kaum eine vernünftige Alternative zu der Lösung, um Hilfe zu bitten.
    »Verzeihen Sie«, sagte er gedämpft, »aber ich bin noch nie in so einer Einrichtung gewesen. Ich wußte nicht, daß man vor dem Rausgehen zahlen muß.«
    »Können Sie?« fragte der Mann in Gelb mißmutig. »Zahlen, meine ich.«
    »Ich glaube ja. Jedenfalls ist mir mitgeteilt worden, daß ich ausreichend über Krediten verfüge. Ich zahle Ihre Gebühr gerne mit, wenn Sie mir bloß verraten, wie man bezahlt.«
    »Wie ist es denn möglich, daß Sie so was nicht wissen?«
    »Ich bin, wie man so nett sagt, ein Stück Gefrierfleisch. Erst heute früh abgetaut worden. Leider sind mir die üblichen Informationen für Abgetaute, oder wie das heißt, vorenthalten worden.«
    »So, Gefrierfleisch, na, dann ist ja alles klar.« Der Mann wurde umgänglicher. »Das macht Ihr Angebot allerdings zu mehr als lediglich einem Zuvorkommen. Ich bin sogar so weit zu gehen bereit, es als edelmütig zu bezeichnen. Unter normalen Umständen würde ich nie einen Fremden anpumpen, das dürfen Sie mir glauben, aber ich bin hier, um ein Geschäft abzuschließen, das sich Computervoraussagen zufolge mit der Zeit als hochgradig einträglich erweisen soll, also können Sie mit voller Gewißheit erwarten, daß ich Ihnen Ihre Auslagen letzten Endes erstatte, denn Maximillionär Kardek – so nenne ich mich spaßeshalber statt Maximilian, he-he-he! – bleibt niemandem etwas schuldig, egal wie gering die Verbindlichkeit sein mag, auch wenn ich vorhin das Pech hatte, unbeabsichtigt gegen eine mir unbekannte Vorschrift zu verstoßen und ein Riesenstrafgeld entrichten, ja mich wahrhaftig sogar dermaßen melken lassen mußte, daß es mir bis zur Verwirklichung der ersten Phase meines geschäftlichen Vorhabens unmöglich sein wird, meine Ernährung sicherzustellen oder die Entsorgung der unverdaulichen Teile meiner Nahrung zu bezahlen, ganz zu schweigen vom Duplizieren meiner Garderobe in dieser durchaus befriedigenden, aber kostspieligen Weise. Da wir gerade von meinen geschäftlichen Absichten reden, ich frage mich, ob Sie wohl Interesse an…«
    Bis dahin brauchte Quaddel, um seine habituelle Höflichkeit zu überwinden und ihn zu unterbrechen.
    »Vordringlich habe ich daran Interesse«, stellte er mit bedeutungsschwerem Nachdruck fest, »aus diesem ultrafuturistischen Scheißhaus ins Restaurant zurückzukehren, wo meine… eine Bekannte auf mich wartet.«
    »Ja sicher, ja sicher. Wie rücksichtslos von mir. Also, stellen Sie sich einfach mit dem rechten Auge vor das Okular und sagen Sie laut und deutlich: >Berechnen Sie mir beide

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