Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
schenkte ihm sowieso kein Gehör mehr. Etwas anderes hatte ihre Beachtung erregt. Sie zeigte auf eine Tür, die sich neben der Rezeption geöffnet hatte. Verstohlen kam ein blaßgesichtiger, jugendlich aussehender Mann (doch heutzutage sagte das Äußere ja nichts mehr über das Alter aus) zum Vorschein, schob sich den mit zitronengelben Schleifen und Quasten verzierten Anzug zurecht. Auf dem Kopf hatte er einen lila Hut sitzen, der einer übergroßen Weintraube ähnelte. Er schielte von Seite zu Seite, gelangte anscheinend zu der Schlußfolgerung, die Luft sei rein. Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, schlenderte er mit betont gleichgültigem Gebaren davon.
    »Ich glaube«, sinnierte Nixy, »wir verschwinden lieber von hier. Irgendwie habe ich den Verdacht, daß gleich die Polizei hereinplatzt… Ach was, Unfug. Das ist eine Angelegenheit der Einreisebehörde, nicht der Polizei. Ach, da sind sie ja.«
    Zwei Individuen vertraten dem Mann in Gelb den Weg. Beide trugen leuchtendweiße, overallartige Einteiler mit zurückgeklappten Kapuzen. Ein Individuum war ein Mensch mit hellbrauner Haut; das andere hatte graue Haut und – trotz offensichtlicher Zweibeinigkeit – einen neunzig Zentimeter langen Rüssel und großflächige, fächerartige Ohren.
    »Was ist denn das?« raunte Quaddel.
    »Sie sind Gefrierfleisch, nicht wahr? Aber ich dachte« – Nixy sah Quaddel an –, »wenn Leute abgetaut werden, gibt man ihnen als erstes die erforderlichen Informationen.«
    Quaddel zuckte die Achseln. »Mir sind keine angeboten worden«, erklärte er mit verhaltener Stimme.
    »Hm! Na, dann möchte ich echt ungern in Ihrer Epidermis stecken. Wie finden Sie sich denn so durch?«
    »Schlecht. Ich hatte übrigens nie die Absicht, mich an Ihrer Stelle in die Touristengruppe einzuschleichen. Es lag bloß daran… Nun je, ich war furchtbar hungrig, und der Essensduft…«
    Erstaunt lachte Nixy. »Das war der wahre Grund? Oh, ich kann gut verstehen, daß Sie darauf reingefallen sind. Es ist ein alter, aber wirksamer Trick, jedem Teilnehmer den Duft seines Lieblingsessens vorzugaukeln, damit alles schnell verputzt und die Zeitplanung der Tour nicht verzögert wird… Was ist denn?«
    »Diese… äh… Person mit dem Rüssel. Von welchem Planeten stammt sie?«
    »Terra.«
    »Der Erde? Aber…« Quaddel schöpfte tief Atem. »Na, und wer ist sie? Oder er. Oder was?«
    »Natürlich ein Memofant. Wissen Sie, nachdem sämtliche tüchtigen Erdbewohner vom Planeten ausgewandert waren, haben die Daheimgebliebenen nur noch den größten Stuß verbrochen. Als die Yelignesen die Sanierung der Konkursmasse übernommen haben, war ihnen völlig klar, daß die Menschen jede nur erdenkliche Unterstützung benötigten. HyperMemos wie meins kosten soviel wie ein Asteroid, aber Elefanten waren für ihr gutes Gedächtnis bekannt, also hat man aus einem Museum oder sonst woher ihr Erbgut beschafft und sie in dieser Form nachgezüchtet.«
    »Und was tut ein Memofant?«
    »Er kann sich die Gesetze merken und sie zitieren, was sonst? Übrigens dürfen Sie nicht denken, ich wüßte alles über Terra, ich habe mich bloß, sobald ich mein HyperMemo hatte, ein bißchen informiert, bevor ich mich auf die Reise gemacht habe. Wie erwähnt, ich kann’s nicht zu oft benutzen, weil ich sonst Kopfweh kriege. Ist aber vermutlich nur ‘ne Frage der Gewöhnung, glaube ich.«
    »So ist das… Aber was ist denn da nun eigentlich in Gang?«
    Nixy blickte hinüber zu dem Mann in Gelb, der inzwischen heftigen Zoff mit dem Braunhäutigen und dem Memofanten bekommen hatte.
    »Anscheinend sperrt man ihm die Krediten. Ich glaube, ich errate, was er vorhatte.«
    »Was denn?«
    »Sich vor der Zahlung der Einreisesteuer drücken. Wahrscheinlich hat er einen Volvator benutzt.«
    »Einen was?« fragte Quaddel verwirrt. Im gleichen Moment ließ sein Magen ein Knurren hören, so laut wie seine Stimme. Nixy sah ihn an.
    »Ich dachte, Sie hätten auf der Tour mein Essen verzehrt.«
    »Nein.« Quaddel stieß einen Seufzer aus. »Es ist mir vor der Nase weggenommen worden. Seit mir während der Wiederbelebung eine Maschine ‘n Schlauch in den Hals geschoben hat, habe ich keinen einzigen Bissen mehr gegessen.«
    Nixy zögerte. »Na, ich denke mir, es spricht nichts dagegen, daß ich Ihnen einen kleinen Imbiß spendiere, auch wenn Multi-Opa für eine so schwerreiche Persönlichkeit unerhört geizig ist.«
    »Krediten habe ich offenbar reichlich. Ich weiß nicht, wieso es so ist,

Weitere Kostenlose Bücher