Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner

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Nordseite polterten zwölf Pferde und drei Kutschen zu der Wellsschen Analogie einer stellaren Kollision zusammen; auf der Südseite krachten drei Kutschen und zwölf Pferde zu einem wirren Knäuel ineinander, das stark der Verneschen Beschreibung eines Kometeneinschlags ähnelte. Die wirklich tüchtigen Fremdenführer ließen sofort Duckmannsche Direkttranslokatoren aktivieren und transferierten ihre Klientel aus der Gefahrenzone, ein geistesgegenwärtiges Eingreifen, das diesen Touristen nicht nur schlimme Folgen ersparte, sondern sogar den Vorteil hatte, daß sie später ein einmaliges Extra-Abenteuer erzählen konnten. Leider waren jedoch nur wenige Touristenführer so effizient, und keiner von ihnen arbeitete für ein terranisches Reisebüro. Die übrigen Betroffenen standen also vor der Wahl, entweder am Unglücksort zu bleiben, Arm- und Beinbrüche (oder Verletzungen von Gliedmaßen, für die es keine terrestrischen Bezeichnungen gab) zu erleiden und mindestens un mauvais quart d’heure auf die anschließende Heilbehandlung zu warten, oder in die Themse zu springen – die trotz aller gutgemeinten Reökologisierungsanstrengungen der Yelignesen nach wie vor schmutzig, trägfließend und äußerst kalt war – und abzuwarten, bis man sie herausfischte und trocknete.
    Wer sich zum Springen entschloß, merkte gleich, daß ihm jene, die nicht springen mochten, im Weg waren, und rasch verloren immer mehr Beteiligte die Geduld. Zank und Streit brachen aus. Innerhalb von Minuten herrschten auf beiden Seiten der Brücke – deren Hälften jetzt senkrecht emporragten – helle Panik und wüste Massenprügelei.
    »Wir müssen abhauen«, rief Quaddel, zog Nixy mit sich und schaute sich nach einem Wagen um. Ob sie nun einen Zweispänner, einen Vierspänner oder eine Sänfte erwischten, hielt Quaddel in Anbetracht der Lage für nicht so wichtig.

    »Die Computer schlagen WAS vor?«

ZWÖLF

    DER LETZTE LEGIONÄR

    »Willkommen auf der Erde, gnädige Frau! Sie hatten uns damit beauftragt, für Sie den idealen Platz zur Errichtung eines in jeder Beziehung authentischen hydrotherapeutischen Kneipp-Kurzentrums im Stil des neunzehnten Jahrhunderts ausfindig zu machen, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, den wohlhabenden Hypochondern der Galaxis ein Vermögen abzuluchsen. Wir glauben, daß es uns gelungen ist. Der hiesige Standort entspricht nicht allein vollauf den von Ihnen spezifizierten Anforderungen, sondern darüber hinaus bietet er insofern einen Bonus, als die Luft Ihrer Geburtswelt seit Urzeiten mit den psychischen Schwingungen Ihrer primitiven Ahnen gesättigt ist und hier deshalb eine spezielle Leitfähigkeit vorliegt, die…«
    »Sind Sie verrückt? Wer würde denn diese Gegend zu einer Kur besuchen? Da klirrt ja das Eis!«
    »Aber Ihr Auftrag lautete ausdrücklich, einen Ort mit natürlichem hartem Wasser zu finden…«
    »Das Leben ist zu kurz für solchen Quatsch. Retournieren Sie ganz einfach das Honorar. Sonst verklage ich Sie.«

    »Das ist in der Tat eine Problematik, über die man gut und gerne drei Pfeifen lang nachdenken kann«, äußerte Holmes verhalten, nachdem er Quaddels und Nixys Schilderung des unheilvollen Vorfalls gehört hatte. »Auf alle Fälle ist meine ursprüngliche Theorie, ein Spuk könnte sie verfolgen, wohl voll und ganz hinfällig geworden…«
    »Ich rate Ihnen, alter Freund«, meinte Watson, »geben Sie nicht so schnell auf.«
    »Ja, damit hat er völlig recht«, brummte Carnacki.
    »Aber wieso denn? Sie haben recht behalten. Die Schuldigen haben endlich Flagge gezeigt. Das Spruchband an der Tower-Bridge aufzuhängen, deren Hälften sich, soweit meine Informationen besagen, infolge unzureichender Wartung zufällig verselbständigt haben, war ein…«
    »Nein, nein. Das betrachte ich als bloßes Ablenkungsmanöver. Wären dafür Demonstranten verantwortlich gewesen, die wußten, daß die Zielperson ihres Protests sich in der Umgebung aufhielt, hätten sie sich bestimmt auf sie gestürzt.«
    »Vielleicht war das Gedränge zu dicht«, entgegnete Watson, der den Advocatus Diaboli spielte. Mit einem Schnauben winkte Carnacki ab.
    »Dichtes Gedränge? In London? Seit wann haben wir hier für Gedränge genug Einwohner? Und nicht einmal feiertags sind allzu viele Touristen da. Wenn ein Fall von Spuk vorliegt – und davon bin ich mittlerweile überzeugt –, wäre es keineswegs das erste Mal, daß ein Wesen von außerhalb unserer Raumzeit im Diesseits die Kontrolle über