Chaos über Diamantia
Es ist auch nicht im Interesse der Menschen, ihren Teil der Galaxis von anderen Lebensformen übernehmen zu lassen und sich selbst einem System zu unterwerfen, das ihnen nur die Wahl zwischen Ausrichtung oder Tod läßt. Machen Sie Ihren Oberen das klar.«
In der darauffolgenden Pause dachte Bray, daß er eben im Namen der gesamten menschlichen Rasse den Krieg erklärt habe, eine vermutlich unkluge und voreilige Tat, die der echte Morton mißbilligen würde. Aber nun war es geschehen. Und als er dastand und darüber nachdachte, wie er seine emotionale Erklärung abschwächen könnte, wandte die leuchtende Erscheinung sich von ihm ab und entfernte sich.
Als Bray zu den anderen zurückkehrte, bemerkte er, daß er zitterte.
30.
Ungefähr zwanzig Minuten vergingen. Plötzlich kamen die vier auf eine große Lichtung am Rand eines trägen Wasserlaufs und sahen sich von schwarzen Schattengestalten umringt. Zoolanyt sagte hastig: »Leisten Sie keinen Widerstand. Wir sind am Ziel, und ich habe ihnen gesagt, wer Sie sind.«
Die dunklen Gestalten wurden als Irsk erkennbar. Ihre Tentakel packten Bray und Gerhardt, und nach einer knappen Minute lagen die beiden Männer gefesselt auf Tragbahren und wurden fortgeschafft.
Die Nacht um ihn war pechschwarz, aber Bray wurde sich bald darauf bewußt, daß er in einen geschlossenen Raum getragen wurde. War es ein Schiff, wie man ihm angekündigt hatte? Seine Augen machten einen matten metallischen Schimmer aus. Also mußte es so sein. Ein langer Korridor, dann das Geräusch einer hart zurückschlagenden Metalltür. Licht flutete …
Als er hineingetragen wurde, hatte er Eindrücke von einem großen Raum. Zu seiner Linken, hinter einem langen Tisch, waren mehr als zwanzig Diamantier. Einige standen. Einige saßen.
Seine Wahrnehmungen waren flüchtig. Er sah wachsame Augen und rote, schwitzende Gesichter. An diesem Punkt bemerkte er, daß er zu mehreren Dutzend Irsk getragen wurde, die den Diamantiern gegenüberstanden, nahe an der Wand und mit einigen offenen Türen hinter ihnen. Ein einzelner Mann stand abseits, und er fiel Bray auf, weil er nicht wie ein Diamantier aussah und Uniform trug. Bray erkannte Hauptmann Marriott, und dann sah er, daß der Mann neben einer abgestellten Tragbahre stand, aber er konnte nicht ausmachen, wer darauf lag; es schien eine Frau zu sein.
Neben dem Tisch der Diamantier war eine zweite Tragbahre. Der dort festgeschnallte Mann hob seinen Kopf und blickte herüber, und Bray erkannte David Kirks vertraute Züge.
Mehr konnte er nicht beobachten, denn in diesem Augenblick wurde das Kopfende der Bahre hochgehoben, bis er in seinen Fesseln auf den Füßen stand und sich auf die Erhaltung seines Gleichgewichts konzentrieren mußte. Nach einer Serie ruckartiger, schwankender Bewegungen hatte er es geschafft: er stand aufrecht wie eine Bildsäule, keuchend vor Anstrengung und mit schmerzenden Fußknöcheln. Erst jetzt merkte er, daß es unerträglich heiß war. Er fühlte, wie der Schweiß buchstäblich aus allen seinen Poren brach.
Ein Irsk in der typischen schweren Kleidung, die diese Wesen trugen, wenn sie in die »gemäßigten« Zonen kamen, glitt auf ihn zu und fragte schroff: »Wie heißen Sie?«
»Ich bin Oberst Charles Morton«, sagte Bray.
Der Irsk-Führer wandte sich um und glitt zu David Kirk. »Wie ist Ihr Name?«
»Ich bin Oberst Charles Morton«, war die ruhige Antwort.
Der Irsk beugte sich über die Bahre und zeigte mit einem Tentakel auf Bray. »Und wer ist das?« fragte er.
Eine solche Frage schien für David Kirk kein Problem zu sein. Sofort antwortete er mit klarer Stimme: »Das ist David Kirk, Adjutant des Bevollmächtigten Botschafters Mr. Laurent.«
Der Irsk richtete sich auf und wandte seinen Kopf. »Marriott!« rief er. »Ist dieser hier Oberst Charles Morton?«
Morton, der alles durch Marriotts Augen beobachtet hatte, sagte ins Gehirn des Physikers: »Vorsicht! Ich bin überzeugt, daß das Mahala-System den richtigen Morton vernichten will; die beste Abwehr ist also ein Fortbestehen der Konfusion.« Dann wartete er besorgt. Marriott betrachtete den einen, dann den anderen. Schließlich sagte er: »Ich habe nur ihre Erklärungen zu ihrer Identität. Wenn dieser Mann« – er zeigte auf Bray – »behauptet, er sei Oberst Charles Morton, dann habe ich keinen Beweis, um zu bestimmen, ob es sich so verhält oder nicht.«
Worauf er an seinen Platz neben Isolinas Bahre zurückkehrte. Als er es tat, sagte der echte Morton
Weitere Kostenlose Bücher