Chaosprinz Band 1
irgendwo… und… und ich habe die Kotze von diesem Kerl weggewischt…!«
»Was? Wieso das denn?« Ich kapier es nicht.
»Weil ich dachte, es wäre deine! Mann, das war voll eklig!«, brüllt er mich ziemlich aufgelöst an.
Wir stehen uns schwer atmend gegenüber, schauen uns an. Ich weiß nicht, wo es so plötzlich herkommt, aber auf einmal habe ich das Bedürfnis, zu lachen… und ihn in die Arme zu nehmen. Er ist so… Mein Alex!
» Achtung! « Laut brüllend kommen die Jungs mit ihrem Football um die Ecke gerannt. Sie werfen ihn hin und her. Lena und Anja springen schnell zur Seite, auch Alex und ich weichen aus.
»Hey, Micha, fang!« Einer der Typen wirft den Ball hoch in die Luft Richtung Haus. Micha macht einen großen Schritt nach hinten, dann noch einen, den Blick immer in der Luft. Er muss sich strecken, um den Football noch zu erwischen, lässt sich nach hinten fallen… das offene Garagentor… die Kisten… das Porzellan… Es klirrt!
»Hab ihn«, brüllt Micha. Er sitzt in den Kartons. Lena und ich starren uns geschockt an.
Dann fährt ein Auto in die Einfahrt. Ein Streifenwagen. Wir gehen alle aus dem Weg. Ein Polizist im mittleren Alter steigt aus dem Wagen, seine Kollegin ist etwas jünger.
»Sind Herr und Frau Klimmer zu Hause? Wir wurden wegen Ruhestörung gerufen.«
***
Ein Sonntagmorgen im August. Zwei Mädchen, zwei Jungen und eine Gummipuppe sitzen im kurzen, feuchten Gras und beobachten den Sonnenaufgang. Sie trinken heißen, schwarzen Kaffee und essen Obst und Käse, die Reste des Partybuffets. Es ist ganz still, einzig die Vögel sind zu hören. Wahrscheinlich sind sie gerade aufgewacht.
Ich nippe an meinem Kaffee und schaue Lena an. Sie blickt ernst in den Himmel, beobachtet den roten Sonnenball, der sich überraschend leicht über den Horizont erhebt. Elena und Martin sitzen nebeneinander und schweigen. Wir haben jetzt schon eine ganze Weile nichts mehr gesagt. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. Müde fahre ich mir durch die Haare, Elena gähnt und Lena reibt sich mit der flachen Hand übers Gesicht.
»Was für eine Nacht«, nuschelt sie leise. »Irgendwann, in ein paar Jahren, wirst du dich an diesen Geburtstag zurückerinnern und sagen: Das war ein irrer Abend!« Lena lächelt Martin an, doch der verdreht nur stöhnend die Augen.
»Ich habe ja nicht gesagt, dass es bald der Fall sein muss, aber irgendwann wirst du darüber lachen…«
Martin sieht momentan nicht aus, als hätte er vor, in den nächsten zwanzig Jahren auch nur mal kurz zu grinsen.
»Komm schon, Martin, wenn du ehrlich bist, war das doch alles ein riesengroßer Spaß, oder?« Ich versuche, überzeugend zu klingen.
»Ach ja? Und was genau war denn bitte schön so wahnsinnig spaßig?« Er wirft mir einen verzweifelten Blick zu. »Die Tatsache, dass unsere Nachbarn die Polizei gerufen haben? Oder dass Ulrich Hessler und Helga Gerber in dem Bett meiner Eltern gevögelt haben? Witzig ist auch der riesige Brandfleck im Wohnzimmerteppich und herrlich amüsiert habe ich mich über das vollgekotzte Klo im ersten Stock und meinen Goldfisch in der Badewanne…«
»Du siehst das alles etwas zu negativ. Es hätte auch noch schlimmer kommen können… Die Polizei hat eine Verwarnung ausgesprochen und alle nach Hause geschickt, das Haus ist nicht abgefackelt, die Besoffenen haben das Klo kaum verfehlt und dein Goldfisch ist auch noch am Leben.«
Martin erwidert mein Grinsen nicht.
»Das Geschirr ist kaputt«, nuschelt er leise. Elena legt ihre Hand auf seine Schulter.
»Was werden deine Eltern sagen?«, fragt sie besorgt.
»Keine Ahnung…«
»Naja, so viel ist doch gar nicht kaputt gegangen… ich meine, mal abgesehen von dem Porzellan.« Lena schiebt sich eine Weintraube in den Mund.
»Ja, das Porzellan und die Filteranlage vom Pool… wegen den Golfbällen…«, werfe ich kurz ein. »Stimmt und der Lattenrost deiner Schwester… Wie dumm muss man sein, um ein Kinderbett als Trampolin zu missbrauchen?« Lena schüttelt den Kopf.
»Ach, und im Flur ist eine Vase kaputt gegangen«, fällt mir in diesem Moment noch ein.
»Im Flur auch?«, fragt Lena erstaunt.
Ich nicke. »Sie haben anscheinend Hockey gespielt, die Vase und der Spiegel waren die Torpfosten. Der Spiegel ist übrigens auch kaputt…«
Martin lässt sich ins Gras fallen und versteckt sein Gesicht hinter den Händen.
»Oh, mach dir doch nicht so große Sorgen. Du hast dein Bestes gegeben, hast alle gewarnt und immer aufgepasst. Es ist
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