Chaosprinz Band 1
verliebt und derjenige, den du magst, sagt, er kann nicht mit dir zusammen sein. Das ist traurig und tut weh. Aber…«
Ich schnaufte. »Ich will kein Aber hören. Ich will leiden! Mein Herz verblutet, ich sterbe und ihr sollt mich bemitleiden«, rief ich aufgebracht und versuchte, mir wieder die Decke über den Kopf zu ziehen. Marc war empört, holte tief Luft und setzte sofort zum Gegenangriff an. Doch Manu kam ihm dazwischen.
»Lass ihn, Marc. Er hat das Recht, zu trauern. Wein dich ruhig aus, Kleiner, das ist okay.« Wieder strich er durch mein Haar. Ich lugte unter der Bettdecke hervor und drückte mich dankbar an Manus breite Brust. Er küsste meine Stirn, sein Dreitagebart kitzelte mich.
Marc warf seinem Freund einen Wie-kannst-du-mir-nur-so-in-den-Rücken-fallen- Blick zu und schickte gleich noch einen à la Wir-müssen-in-der-Erziehung-auf-einer-Seite-stehen-und-am-selben-Strang-ziehen hinterher. Manu zuckte nur entschuldigend mit den Schultern. Ich wusste natürlich, ich hätte eigentlich ein schlechtes Gewissen haben müssen, weil ich meine beiden Freunde gegeneinander aufstachelte, doch ich war viel zu sehr mit meinen eigenen Gefühlen beschäftigt und brauchte ihr zärtliches Mitgefühl.
»Tobi«, fing Marc wieder an. Ich hielt mir beide Ohren mit den Händen zu.
»Lalala… ich kann dich nicht hören«, brüllte ich. Wütend griff Marc nach meinen Handgelenken. Ich wehrte mich und wir balgten eine Weile. Manu lag etwas überfordert daneben und sah uns zu.
»Du hörst dir jetzt an, was ich zu sagen habe oder du verschwindest«, zischte Marc sauer. Trotzig schob ich meine Unterlippe nach vorne und wollte schon aufstehen. Beide, Manu und Marc, drückten mich jedoch zurück in die Kissen. Seufzend rückte Marc etwas näher, legte den Arm um mich und zog mich zu sich heran. Diese Zärtlichkeit schien ihn Mühe und Überwindung zu kosten.
»Du hast Liebeskummer und das tut weh, keine Frage«, wiederholte er. » Aber –«
»Wir haben miteinander geschlafen und trotzdem hat er –«, fuhr ich laut dazwischen.
»Hey, warte«, unterbrach er mich. »Ihr habt miteinander geschlafen. Okay! Hat er dir vor dem Sex gesagt, dass er mit dir zusammen sein will?«
»Nein, aber –«
»Hat er gesagt, er trennt sich von diesem Mädchen?«
»Nein…«
»Hat er gesagt, er will sich vor aller Welt zu dir bekennen?«
»Nein.«
»Du hast also mit ihm geschlafen, obwohl du wusstest, dass sich nichts an eurer Beziehung ändern wird. Er hat dir schon vor Wochen erklärt, wie er zu der Situation steht. Das hast du alles vorher gewusst!« Ernst sah mich Marc an.
»Aber…«, stammelte ich.
»Ich will kein Aber hören«, zitierte mich Marc.
Ich schmollte. »Er hat mit anderen Jungs geschlafen… vor mir. Er ist schwul! Und trotzdem geht er mit dieser blöden Tussi«, warf ich völlig planlos ein. Ich brauchte Argumente, um mein Leiden zu rechtfertigen, fand aber so schnell keine und das machte mich rasend.
Alex war der Böse und sie sollten zusammen mit mir auf ihn schimpfen, über ihn herziehen und ihm Schläge androhen! Jawohl! Ich wollte, dass Manu mit mir nach Hause kam und Alex verprügelte. Manu ist so stark, der kann Alex ohne Probleme richtig verhauen. Ja, das ist super… Schmerzhaft zog sich mein Herz zusammen. Nein, natürlich wollte ich nicht, dass irgendjemand ihm wehtat… Niemand durfte ihm jemals etwas tun…
»Okay, er ist also schwul… und?« Manchmal war Marc schon ziemlich dämlich. Ich starrte ihn wütend an und kam mir langsam verarscht vor.
»Na, das ist doch… ich meine, das ist… also wirklich, oder?«, empörte ich mich.
»Das ist traurig für dieses Mädchen… und auch für Alex. Es ist vielleicht sogar feige, unfair und gemein, aber ich kann nur wiederholen, was ich dir vor ein paar Wochen bereits versucht habe, zu erklären: Vielleicht sind seine Beweggründe in deinen Augen nicht nachvollziehbar, aber wer bist du, dass du über seine Gefühle urteilst und das Recht hast, sie als richtig oder falsch zu bezeichnen?«
»Und wer bist du? Du urteilst doch auch über mich. Du sagst, meine Trauer ist kindisch…«, fauchte ich mit belegter Stimme und klang dabei nicht halb so angriffslustig, wie ich es eigentlich wollte.
»So ein Schwachsinn. Du darfst so viel leiden, wie du willst, ich möchte doch nur, dass du deinen Liebeskummer ohne große Wunden und tiefe Narben überstehst…« Marcs Stimme war leise.
Ich lag immer noch in seinem Arm, schaute stumm zu ihm auf. Ich war nicht
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