Chaosprinz Band 1
seufzt. »Sein Name ist Luca und er ist drei Jahre älter als wir. Er arbeitet in einem Musikladen hier in der Nähe. Und außerdem spielt er Bass in einer Rockband…«
»Uh, Rockband ist immer gut…« Ich grinse und sie kichert.
»Ja, ich weiß. Ich hab ihn schon öfter auf Konzerten und in diesem Laden gesehen, aber mehr als Hallo und Wie geht's so? haben wir noch nie miteinander gesprochen.« Sie seufzt traurig.
»Warum nicht?«
»Er ist so cool und er hängt immer mit den hübschesten Mädchen ab…«
»Hm, und da du ja dermaßen uncool und hässlich bist...« Ich schüttle spöttisch den Kopf.
»Tobi, du weißt genau, so einfach ist das alles nicht…« Lena schnaubt frustriert. »Der Typ ist eine Nummer zu groß für mich.«
»Nicht, wenn du hohe Schuhe anziehst.« Ich schnappe mir ihre Hand und ziehe sie weiter. »Komm mit!«
»Was? Wohin denn?« Perplex rennt mir Lena hinterher.
»Na, wir besuchen jetzt deinen sexy Bassisten.« Ich grinse.
» Nein! «, kreischt sie hysterisch. »Und was heißt hier überhaupt sexy? Du weißt doch gar nicht, wie er aussieht.«
»Bassisten sind immer sexy!«
»Ich dachte, das gilt nur für Gitarristen?« Sie lacht.
Ich zucke mit den Schultern. »Solang er keine Triangel spielt… Und außerdem kannst du Martin bei dieser Gelegenheit gleich mal zeigen, dass du überhaupt rein gar nicht auf ihn scharf bist.« Wir warten auf Elena und Martin und erzählen ihnen von dem Laden und dass Lena dort unbedingt vorbeischauen will. Also machen wir uns auf den Weg.
Es ist nicht weit. Harry's kleine Welt des Musizierens steht in großen Buchstaben über der Tür. Mal abgesehen davon ist das Äußere des Ladens wirklich unscheinbar. Ein Wohnhaus, erbaut in den 70er Jahren, gelblicher Anstrich und die Schaufensterscheibe ist dermaßen verdreckt, dass sie in diesem Jahrtausend bestimmt noch nicht geputzt worden ist.
»Du hast recht, saucool«, flüstere ich Lena ins Ohr. Sie stößt mir ihren Ellenbogen in die Rippen.
»Keine Zeit für Sarkasmus«, zischt sie.
Wir treten ein. Der Laden ist wirklich ein Geheimtipp. So geheim, dass Leute, die sich rein zufällig hier reinverirren, sofort mit ein paar misstrauischen Blicken wieder nach draußen befördert werden. Der ältere Kerl hinter dem Tresen, dessen langes, graues Haar ihm zottelig ins Gesicht hängt, scheint Lena jedoch zu kennen, und so werden wir geduldet und dürfen uns in den vollgestellten Räumen umschauen.
In den drei Verkaufsräumen des Ladens gibt es neben CDs unzählige, teilweise wahrscheinlich bereits antike Schallplatten, ein paar gebrauchte Musikinstrumente und jede Menge Notenbücher. Die Auswahl ist beeindruckend. An den Wänden hängen vergilbte Poster von ehemaligen Rockstars – die Hälfte davon ist schon seit Jahrzehnten mausetot.
Lena geht schnurstracks zu den CDs. Ich folge ihr, während Elena und Martin um ein komisch aussehendes Instrument herumstehen und sich fragen, mit welchen Körperteilen man dieses Ding eigentlich spielt.
»Wie bist du denn auf diesen Laden gekommen?«, frage ich Lena und schaue mich fasziniert um.
»Eine Freundin hat mir den Tipp gegeben. Wir waren zusammen hier, haben was gekauft, Luca kennengelernt und Freikarten für eines seiner Konzerte bekommen.« Plötzlich greift sie nach meinem Arm und drückt heftig zu.
»Da ist er, da hinten…« Mein Blick folgt ihrem. Ein junger Mann steht vor einer Tür, die höchstwahrscheinlich ins Lager führt, und räumt eine Kiste voller CDs aus. Er hat dicke, braune Dreads, die ihm bis auf die Schultern reichen. Sein Körper ist schlank, fast schon dürr, das Gesicht schmal und die großen Augen sind schokobraun.
»Nett«, sage ich.
»Nur nett?«, Lena ist empört. »Kann ja nicht jeder von uns mit einem blonden Adonis ins Bett steigen…«
»Davon habe ich jetzt auch nichts mehr.« Ich drehe mich um und will zu Elena und Martin gehen. Lena hält mich am Handgelenk fest.
»Das war wirklich unsensibel. Tut mir leid.«
Ich seufze leise und folge Lena, die sich unauffällig in Lucas Richtung vorarbeitet. Er sieht sie.
»Hey, Lena!« Er lächelt. Hm, wirklich süß… weiße Zähne, eine schmale Lücke zwischen den Schneidezähnen, Grübchen in den Wangen… süß…
»Hi, Luca.« Lena hat rote Flecken im Gesicht, ihre Stimme klingt aber völlig cool und gelassen. Ich bewundere sie, ich kann in solchen Situationen nur noch stottern. »Luca, dass ist Tobi, ein Kumpel von mir.« Das mit dem Kumpel musste natürlich sein, denn
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