Chaosprinz Band 1
drinnen. Es ist bereits halb neun am Samstagmorgen. Ich liege neben Kim in seinem schmalen Bett. In seinem sehr schmalen Bett… viel zu schmal. Mir ist so warm.
Wir sind beide nackt. Ich liege an der Wandseite des Bettes, Kim eng neben mir. Er hat einen Arm um meinen Körper geschlungen und drückt sich fest an meinen Rücken. Ich kann mich nicht bewegen, keinen Zentimeter. Stocksteif liege ich seit einer Stunde wach und schwitze.
Sein Körper ist so warm… Als wir uns vor ein paar Stunden stöhnend in den Laken gewälzt haben, da fand ich das auch noch ganz toll und erregend… aber jetzt bin ich einfach nur genervt. Ich möchte ihn gerne von mir stoßen, aufstehen, duschen, Zähneputzen und einen sehr starken Kaffee trinken – doch ich traue mich nicht. Wenn ich mich bewege, dann wird er sicher aufwachen, und das will ich nicht.
Ich stöhne leise und starre weiterhin die hässliche, beige Tapete an. Mit den Augen fahre ich die spiralförmigen Muster nach. Das Baby im Stockwerk unter uns hat aufgehört, zu schreien, dafür bellt jetzt auf der Straße irgendein Hund, als würde es um sein Leben gehen. Dass Kim bei dem ganzen Lärm so seelenruhig schlafen kann, ist mir unverständlich.
Seine regelmäßigen, tiefen und entspannten Atemzüge streifen meinen Nacken. Ich will aufstehen… Kaum drehe ich mich ein bisschen auf die Seite, schlingt Kim wie auf Kommando seinen Arm fester um meinen Bauch, zieht mich weiter zu sich heran und drückt seinen Körper an meinen.
Ich kann seinen Penis fühlen… an meinem Po… Eine kribbelige Gänsehaut wandert über meinen Rücken. In meinem Kopf erscheinen Bilder, Bilder von der letzten Nacht, Bilder von uns, in diesem Bett… beim Sex.
Als wir um kurz vor drei Uhr nachts in seiner Wohnung ankamen, gab es für Kim nur noch eins: So schnell wie möglich in die Horizontale… Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie ich mich von meinen Klamotten verabschieden musste. Dabei war ich in Gedanken immer noch bei Marc und Manu. Ständig fragte ich mich, ob Marc seinem Freund von dem Treffen im Club erzählen wird. Ich konnte mir Manus Reaktion sehr gut vorstellen. Er würde tief betroffen sein und sich selbst wahrscheinlich mit den schrecklichsten Vorwürfen plagen.
Kim hatte aber keine Lust, über die Beziehung meiner beiden Freunde zu diskutieren. Er wollte überhaupt nicht mehr reden. Wir schliefen miteinander. Es war gut. Sehr gut! Trotzdem war ich entsetzlich aufgeregt, nervös und unsicher! Ständig schwirrten mir Gedanken im Kopf herum, die mich quälten und löcherten. Gefalle ich ihm auch wirklich? Mache ich alles richtig? Was will er von mir? Was soll ich tun? Ich kam mir so unerfahren vor…
Doch Kim schien sich nicht daran zu stören. Er küsste, streichelte und berührte mich überall. Es war, als ob er sich genau das schon sehr lange gewünscht hätte. Ich lag auf dem Rücken, als er in mich eindrang. Ich wusste nicht, was ich tun sollte: Die Augen offen halten und seinen wundervollen Oberkörper beobachten…? Die kleinen, zarten Schweißperlen, die angespannten Armmuskeln, den harten Sixpack und den runden Bauchnabel… Oder die Augen schließen und seinen Penis tief in mir spüren, jede Bewegung, jeden Stoß… Es war gut… Er war gut…
Schwer ließ er sich neben mir in die Kissen sinken, immer wieder küsste er mein Gesicht, den Mund, den Hals, die Schultern. Ich war erschöpft und befriedigt. Müde schloss ich die Augen, als er mich eng an sich zog, seinen Arm um mich legte und mit seinem Körper wärmte. Er schlief innerhalb von Sekunden ein und ich wollte es ihm nachmachen… Doch ich konnte nicht.
Ich weiß nicht, warum, aber… aber plötzlich waren da Tränen… Ich weinte… Was war los? Ich hatte eben unglaublich guten Sex mit einem Wahnsinnstypen gehabt, hatte gestöhnt und gezittert, seinen Namen gehaucht und mich erregt an seinen Körper gepresst und nun… nun lag ich in diesen starken Armen und heulte… Vielleicht hatte Marc doch recht, es war zu schnell gegangen. Ich hätte warten sollen. Naja, zu spät…
Ich möchte nicht mehr an diese negativen Dinge denken. Kein Bereuen, kein schlechtes Gewissen! Warum sollte ich denn auch ein schlechtes Gewissen haben? Ich bin niemandem etwas schuldig. Es gibt keinen Grund für Tränen… keinen Grund für den irren Schmerz in meiner Brust. Fühlt sich an wie ein eisernes Korsett. Hart und kalt presst es meinen Oberkörper zusammen, schnürt mich ein, erschwert mir das Atmen, macht aus jedem
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