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Chaosprinz Band 1

Chaosprinz Band 1

Titel: Chaosprinz Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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Weg brachte. Wir haben schon einige Male telefoniert, aber meist nur sehr kurz, da sie in ihrem Dorf kein Telefon und schon gar keinen Handyempfang hat. Aber vor drei Tagen rief sie hier an und wir konnten endlich ein richtiges Gespräch führen.
    Ich saß allein in der Küche und spürte den riesengroßen Kloß in meinem Hals, der mir langsam aber sicher die Tränen in die Augen trieb. Ich vermisste sie so schrecklich, dass mir alles wehtat. Am liebsten hätte ich geheult und sie dazu aufgefordert, sofort auf irgendeinen Elefanten zu steigen und zum nächstgrößeren Flughafen zu reiten.
    Dann fiel mir ein, dass es wahrscheinlich gar keine Elefanten in Äthiopien gibt und der nächste Flughafen geschätzte 500.000 Kilometer von ihrem Dorf entfernt ist… Außerdem hat Gordon seine beschissene Fliege bestimmt noch nicht gründlich genug erforscht und Ma kann ihn auf keinen Fall allein in Afrika lassen…
    »Er vergisst immer, sich mit Sonnencreme einzureiben. Ich sag ihm jeden Tag: Gordon, du darfst die Sonne nicht unterschätzen. Du bist sie nicht so gewöhnt wie die Leute hier oder deine Fliegen… Aber denkst du, er hört auf mich? Nein! Er nickt brav und wenn er abends nach Hause kommt, hat er eine ganz rote Nase…«
    Ich nickte, was sie natürlich nicht sehen konnte, darum räusperte ich mich und sagte schnell: »Ja.«
    Wir schwiegen beide. Wenn ich ihr gebeichtet hätte, dass ich hier todunglücklich bin und zurück will, hätte ich sie nur ungewollt unter Druck gesetzt.
    »Weißt du, Tobi…«, meinte sie nach einer Pause leise. »Ich hab mir das alles ein bisschen anders vorgestellt…«
    »Ich weiß…« Ich musste kräftig schlucken und meine Stimme klang rau und gepresst.
    »Alles ist anders als zu Hause… Ich dachte, es würde mir leichter fallen, mich in der neuen Umgebung einzuleben, mich an die Menschen und die Kultur zu gewöhnen, aber irgendwie…«
    Ich schwieg.
    »Ich habe mich wirklich bemüht. Sehr bemüht… vielleicht zu sehr.«
    Wieder brachte ich nur ein leises: »Ja«, heraus.
    »Ich weiß nicht, woran es liegt – an der fremden Kultur, den Lebensbedingungen, den Menschen oder vielleicht an mir? Ich habe keine befriedigende Antwort gefunden. Manchmal, wenn ich nachts im Bett liege, frage ich mich, ob das alles wirklich Sinn macht...«
    »Ja.«
    »Gordon hat gemeint, ich hätte zu große Erwartungen und ich bräuchte einfach noch etwas Zeit… Glaubst du, dass ich zu naiv und zu hoffnungsvoll an diese Reise rangegangen bin? Ich meine, ich hatte Ziele: Ich wollte den Menschen hier helfen. War das einfach nur dumm?«
    Ich spürte warme Tränen in meinen Augenwinkeln. »Nein, Ma, das war nicht dumm. Dinge, die wir uns wünschen oder von denen wir träumen, sind nie dumm. Vielleicht schwierig oder riskant, aber nie dumm…«
    Sie antwortete nicht gleich. »Ich wusste, dass du das sagen würdest, ich wusste, dass du verstehst, was ich meine… Und ich gebe nicht auf. Ich werde nicht eher weggehen, bis ich meine Ziele erreicht habe. Ich weiß nicht mehr, wo, aber ich hab mal gelesen: Das Leben ist wie eine Achterbahnfahrt. Wenn man einsteigt und sich der Sicherheitsbügel schließt, dann muss man die ganze Fahrt bis zum Ende mitmachen. « Ihre vertraute Stimme hallte durchs Telefon. Sie klang so stark und zuversichtlich. Plötzlich war sie mir ganz nah.
    »Und stell dir vor, Tobi. Heute Morgen gehe ich über den Marktplatz und treffe eine Erzieherin des Dorfes. Sie hat mir erzählt, dass die Englischlehrerin krank geworden ist, wahrscheinlich Malaria oder sowas, naja, und auf jeden Fall kann ich schon morgen anfangen, zu unterrichten. Ich kann mich endlich richtig nützlich machen. Was sagst du?«
    »Das ist wirklich toll, Ma.« Ich meinte es ganz ehrlich.
    »Danke, mein Schatz. Siehst du, ich hab's geschafft – naja, so gut wie. Und was ist bei dir so los, wie geht es dir?«
    »Gut.«
    Wir sprachen noch ein bisschen über Belanglosigkeiten. Als ich aufgelegt hatte, weinte ich eine halbe Stunde lang. Dann stellte ich mich unter die Dusche, zog mir mein bestes Hemd an, schnappte Elena und ging mit ihr einen riesengroßen, superteuren Eisbecher essen.
    In dieser Nacht schlief ich ausnahmsweise mal wirklich gut. Diese Familie ist mein Afrika, meine Herausforderung, mein Ziel, und ich bin noch nicht bereit, sie aufzugeben.
    Elena kaut immer noch auf ihrem Keks herum, ihre Augen wandern durch den hellen, großen Raum. »Es sieht wirklich toll aus.«
    »Ja, dank eurer Hilfe. Ich habe wirklich keine

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