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Chaosprinz Band 1

Chaosprinz Band 1

Titel: Chaosprinz Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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dunkelblaue Krawatte. Langsam kommt er zu mir zurück und legt sie mir von hinten um den Hals, dann dreht er mich schwungvoll zu sich herum.
    »Willst du mich strangulieren?«
    »Nicht heute.«
    Ich muss grinsen und schaue ihm dabei zu, wie er den Knoten bindet. Seine schmalen Finger sind schnell und geschickt. Er scheint das schon tausendmal gemacht zu haben. Erst als ich den Kopf hebe und seine Augen suche, bemerke ich, wie eng wir gerade beieinander stehen. Als ich mir dieser Nähe bewusst werde, ist es wie ein Schlag ins Gesicht.
    »Du bist ganz weiß, ist dir schlecht? Wehe, du kotzt mir auf den Teppich.« Alex sieht mich teils besorgt, teils misstrauisch an.
    »Ich bin nur nervös… wegen dem Essen«, füge ich noch schnell hinzu, nicht dass er noch denkt, es wäre wegen ihm…
    Er antwortet nicht. Konzentriert widmet er sich wieder meiner Krawatte. Der Knoten sitzt und Alex zieht ihn fest zu. Ich fange an, zu röcheln.
    »Argh, wusst ich's doch, du willst mich erdrosseln!«
    »Jammer nicht!«
    »Es ist viel zu fest!«
    »Das muss so sein!«
    »Ich bekomme keine Luft mehr.«
    »Gewöhn dich schon mal an das Gefühl, Bambi.« Mit geübten Handgriffen schlägt er meinen Kragen um und streicht die Krawatte glatt. Dann dreht er sich um und lässt mich einfach so stehen.
    Ich denke eine Weile über seinen letzten Satz nach, mein Bauch sagt mir, dass sich wieder mal mehr Inhalt hinter seinen Worten verbirgt, als man auf den ersten Blick vielleicht meinen könnte… Irgendwie ist die Stimmung plötzlich sehr bedrückt.
    »So, das war lustig und jetzt bin ich dran! Komm, ich frisiere dich und suche dir ein Paar schicke High Heels von Maria raus.« Ich versuche mit diesem Spruch, die ernste Atmosphäre aufzulockern.
    »Ich muss mich umziehen, wir sehen uns später.« Schwungvoll schmeißt er ein schwarzes Hemd und eine schwarze Hose auf sein breites Bett. Okay, ich verstehe, er will nicht reden… Aber ich will!
    »Alex? Wie sind deine Großeltern so?« Ich setze mich neben seine Sachen und fahre mit den Fingerspitzen über den feinen schwarzen Stoff des Hemdes.
    »Das wirst du schon herausfinden, Bambi.« Er reißt mir das Hemd aus den Händen und funkelt mich verärgert an.
    »Sind sie wirklich so schlimm?« Ich kann es nicht lassen, ich will eine Antwort.
    »Oh Mann, du nervst«, stöhnt er gereizt. »Ja, wenn du es schlimm findest, hart zu arbeiten, an Prinzipien festzuhalten und mit Überzeugung an Familie, Ruf und Werte zu glauben, dann sind sie schlimm.« Seine Stimme ist lauter geworden. Wütend packt er mich wieder am Oberarm und zerrt mich zur Tür.
    »Alex, was ist das für ein Buch auf deinem Schreibtisch?«
    »Welches Buch? Ich hab dir doch gesagt, du sollst nichts anfassen.«
    »Ich hab's auch nicht angefasst. Ist das dein Tagebuch…?« Ich grinse ihn hämisch an, möchte ihn provozieren… Wenn er mit mir streitet, beachtet er mich wenigstens…
    »Schreibst du da so Sachen rein wie: Liebes Tagebuch, heute sitzen meine Haare nicht so gut, ich bin sehr traurig! , oder: Liebes Tagebuch, zu meinem Geburtstag habe ich leider nicht den Porsche bekommen, sondern nur eine S-Klasse, bin sehr böse mit Mommy und Daddy! «
    Er sagt kein Wort, starrt mich zwei Sekunden kalt an, dann schlägt er mir geräuschvoll die Türe vor der Nase zu. Scheiße! Ich hab's zu weit getrieben… wir waren uns so nah… nicht nur körperlich… Und ich hab's verbockt. Seufzend lehne ich mich an die Wand und fahre mir mit der flachen Hand über die Stirn. Toll, Tobi! Ganz, ganz, toll…

11. Kapitel

    Ein Schellfisch auf der Flucht
    »Wir müssen mit zwei Autos fahren. Der Kombi ist gerade in der Werkstatt zur Inspektion, also fahren Dad und ich mit den Zwillingen im Daimler und ihr drei nehmt den Ford.« Topgestylt und mit finsteren Mienen stehen wir alle in der Eingangshalle, und würde ich es nicht besser wissen, dann könnte man meinen, wir wären auf direktem Weg zum Wiener Opernball.
    »Gut, dann kommt, Kinder!« Joachim nimmt Emma an der Hand und Bettina führt Timmy aus dem Haus. Wir anderen Kinder trotten hinterher…
    »Tobi«, flüstert jemand hinter mir. Ich drehe den Kopf und schaue mich um. Martha, Elena und Karl strecken ihre Köpfe durch die Küchentür.
    »Viel Glück«, wispert Martha und zeigt mir ihre Faust, in der sie für mich die Daumen drückt.
    Ich nicke und verziehe das Gesicht zu einem gezwungenen Lächeln. Dann schließe ich die Haustür und eile schnell zum Ford, der bereits in der Einfahrt parkt. Toll,

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