Chaosprinz Band 1
schwarze Augenbraue nach oben.
»Ist er das?«, fragt er laut und deutlich in Alex' Richtung, ohne dabei seine Musterung zu unterbrechen. Schnell wandern seine Augen über mein Gesicht, die Haare, den Oberkörper immer weiter nach unten… bleiben unhöflich lange an meinem Schritt hängen… Ich trete nervös von einem Bein auf das andere. Alex hat noch nicht geantwortet.
»Erkennst du ihn nicht wieder… so angezogen?« Der Typ grinst und weicht dann schnell aus, um Alex' Faust zu entkommen, die seinem Magen plötzlich gefährlich nah ist.
»Halt deine beschissene Klappe, Tom!« Wütend funkelt Alex seinen Freund an.
Knallrot stehe ich vor den beiden und weiß absolut nicht, wie ich mich verhalten soll. Es wäre schon schwer genug gewesen, Alex allein gegenüberzutreten, aber mit einem Fremden, der anscheinend auch noch über uns Bescheid weiß, wird alles nur noch komplizierter.
»Unser Freund hier scheint kurzzeitig seine Manieren vergessen zu haben.« Spöttisch nickt der Typ in Richtung Alex' und streckt mir dann seine rechte Hand entgegen.
»Ich bin Tom, Alex' bester Freund.«
»Noch«, knurrt Alex leise.
»… und du musst Tobi sein.« Tom ignoriert den Einwurf seines Freundes und strahlt mich an. Schnell nicke ich und schüttle seine Hand.
»Oder darf ich auch Bambi zu dir sagen?«, fragt er frech und blinzelt zwischen Alex und mir hin und her.
» Nein! «, schreien wir beide gleichzeitig und starren uns dann erschrocken an.
Tom beginnt, zu lachen. »Joa, alles klar, schon kapiert…«
Grob packt Alex seinen Oberarm und zerrt ihn mit sich. »Tom will sowieso gerade gehen.«
Immer noch lachend winkt mir Tom gespielt theatralisch zum Abschied und flötet dabei: »Bis dann, Stiefbrüderchen!«
Ich hebe ganz kurz die Hand, drehe mich dann um und eile schnell ins Haus. Seufzend fahre ich mir durch die Haare. Was war das eben? Können wir das noch mal zurückspulen und dann alles im Slow-Motion-Modus ablaufen lassen? Bitte! Ich glaub, ich hab's nicht richtig mitbekommen…
»Tobi?« Bettina steht vor mir. »Ist Alex gegangen?«
»Nein, er bringt nur eben seinen Kumpel raus.«
Schweigen. Wir sehen uns einige Sekunden etwas ratlos an. Bettina nickt, geht dann an mir vorbei und steigt die Treppe nach oben.
»Bettina?« Es ist das erste Mal, dass ich ihren Namen laut sage, dass ich sie direkt anspreche. Sie bleibt stehen und starrt mich verwundert an.
»Hast du irgendwelche Hobbys?«
Sie antwortet nicht sofort. Klar, wahrscheinlich hält sie mich für irre. Ich würde es tun…
»Hobbys?«, fragt sie zögernd.
»Ja.«
»Also, ich reite gerne… Und ich spiele auch Tennis, aber das weißt du ja schon. Hm, außerdem… ähm… Ich mag Musik, Klavierspielen und Lesen…« Ich glaube, sie ist gerade ein bisschen rot geworden.
»Lesen?«, wiederhole ich hoffnungsvoll.
»Ja.«
»Ich habe heute einen Job in einem Buchladen bekommen.«
Überrascht zieht sie die Augenbrauen nach oben. »Wirklich?«
»Ja… wenn du willst, kann ich dir ja mal ein Buch mitbringen…« Wir schauen uns an. Sie oben auf der Treppe, ich unten vor der Haustür.
»Das wäre nett.« Sie lächelt kurz.
»Kein Problem.« Ich lächle kurz.
»Okay!« Sie dreht sich um und steigt die restlichen Stufen der Treppe nach oben. Leicht vor mich hingrinsend stehe ich immer noch im Flur und atme tief aus. Ist gar nicht so schlimm gewesen, der erste Schritt…
»Tobi! Hey, du bist wieder da. Wie war's? Hast du den Job?« Elena springt mir fröhlich entgegen.
»Hm, ja! Ich kann in dem Laden arbeiten.«
»Schön… Äh, Tobi, das ist Martin Klimmer, der Sohn von Joachims Chef…« Überrascht blicke ich auf und sehe das schmale Gesicht aus Ikea und dem Parkhaus wieder.
»Hi… Wir kennen uns schon.« Ich reiche ihm meine Hand und er schüttelt sie ohne wirklichen Enthusiasmus.
»Ach so!«, freut sich Elena und strahlt dann Martin an. Hm, diesen Gesichtsausdruck hab ich ja noch nie bei ihr gesehen. Sie wird doch nicht in diesen öden, langen Kerl…?
»Martin hat uns zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen! Nächsten Samstag, er wird achtzehn.« Mit großen Augen schaut Elena zu Martin auf, der gelangweilt vor sich hin starrt.
»Aha.« Mehr weiß ich dazu nicht zu sagen.
»Ja, mein Vater meinte, weil ich doch Alex und Maria eingeladen habe und du jetzt bald zu uns in die Klasse kommst… Und wir haben auch ein Au-pair-Mädchen aus Peru, darum habe ich gedacht…«, stammelt er vor sich hin und schaut zwischen uns beiden hin und
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