Chaosprinz Band 1
her.
Elena blickt enttäuscht zu Boden. Ich verziehe das Gesicht zu einer Grimasse.
»Toll, dann sind wir also sozusagen die Ehrengäste.«
»Nee, wieso?« Fragend starrt mich Martin an und ich verdrehe stöhnend die Augen.
»Er hat nur einen kleinen Scherz gemacht«, erklärt Elena schnell und wirft mir einen warnenden Blick zu.
»Ach so.«
Ich schließe ergeben die Augen. Hinter mir öffnet sich die Haustür. Alex kommt herein, er schaut uns an. Mein Herz macht einen Sprung.
»Was machst du denn noch hier?«, fragt er grob.
»Ich wohne hier«, verteidige ich mich schnell.
»Doch nicht du, Bambi.« Alex schüttelt den Kopf. »Manchmal bist du schon selten dämlich. Ich spreche mit Martin.«
Ich werde rot und kratze mich am Hinterkopf. Kleines Missverständnis, kann doch schon mal vorkommen. Hektisch greift Martin nach seiner Jacke.
»Ich wollte gerade gehen.« Kurz, sehr kurz, ganz kurz, nickt er Elena und mir zu, dann geht er an Alex vorbei. Im ersten Moment sieht es aus, als wolle er einen Diener machen, doch es bleibt bei einer kleinen angedeuteten Verbeugung. Alex wirft lautstark die Tür hinter Martin ins Schloss und steigt dann wortlos die Treppe nach oben.
Ich schlucke. Okay, und nun?
»Na los.« Elena schubst mich ein bisschen in Richtung der Stufen.
»Was denn?«, stelle ich mich dumm.
»Geh und red mit ihm!«
»Hm, ich will nicht…«
»Tobi…«
»Jaja, ist ja gut!« Mann, ist das jetzt immer so? Muss ich von nun an immer den ersten Schritt machen? Gott, das Leben ist echt unfair! Ich glaub, ich werde doch nicht erwachsen… Mit feuchten Händen stehe ich nun vor Alex' Zimmertür. Ich glaub, ich sterbe gleich vor Nervosität. Mein Herz klopft so laut...
Ob Alex gestern Nacht auch so aufgeregt gewesen ist? Er hat sich getraut… Ich klopfe an die Tür.
»Ja?«
Langsam drücke ich die Klinke nach unten und trete ein. Er sieht mich. Schnell rappelt er sich von seinem Sofa auf, dreht die Musik leiser und schiebt seine Hände in die Hosentaschen. Bad Dream von Keane .
»Hi.« Ich versuche, ein möglichst ungezwungenes Gesicht zu machen, und lächle ihm entgegen. Kurz lächelt er zurück. Himmel, er ist so… ach, schön und sexy und… Ich glaube, ich wiederhole mich…
»Was ist? Was willst du?«, fragt er mich leise.
Ich zögere, weiß nicht, wo ich anfangen soll. Wieder keine Worte… Schwungvoll springe ich auf sein Bett und bleibe dort ausgestreckt liegen. Er beobachtet mich überrascht.
»Was soll das?«
»Ich wollte nur mal deinem Bett Hallo sagen«, nuschle ich in die weiche Bettwäsche. Er grinst, sieht aber plötzlich auch traurig aus.
»Oh bitte, Bambi«, stöhnt er müde.
»Es wäre viel einfacher, wenn du deinem Bett auch einen Namen geben würdest, denn erst ein Name macht aus verschiedenen Einzelteilen etwas Komplettes und Individuelles…«
»Danke für diesen philosophischen Exkurs, ich werde darüber nachdenken.« Er deutet mit der Hand Richtung Tür.
Ich setze mich auf. Will er mich wirklich rausschmeißen? Kleine Stiche dringen in meine Brust, werden größer, gehen tiefer, hinterlassen Schmerz.
»Wieso bist du heute Nacht einfach gegangen?«
Das hat er jetzt nicht erwartet. Ein bisschen verwirrt schaut er mich an. »Warum willst du das wissen?«
»Blöde Frage… Ich wollte, dass du bleibst.« Den letzten Teil flüstere ich und senke dabei beschämt den Blick.
»Ich musste ganz dringend zu Tom. Wenn man ihn nicht ständig daran erinnert, vergisst der immer seinen Goldfisch zu füttern.« Lässig lehnt er sich an einen der vier Bettpfosten. Ich starre ihn an.
»Das ist jetzt nicht witzig«, zische ich zornig. Mann, hier geht es um unsere Gefühle…
»Ach, du darfst albern sein, wann immer du willst und ich nicht?« Scheinbar denkt er, dass das hier schneller beendet ist, wenn wir uns streiten…
»Alex, jetzt sag ehrlich und ohne Sarkasmus, bitte: Du bist gestern Nacht zu mir gekommen, um… um mit mir zu schlafen?«
»Ja.«
Mein Herz pocht wild in meiner Brust, hüpft ihm schon fast entgegen. Macht mir nichts, er darf's behalten, ich schenk es ihm. Ich greife nach seinem rechten Handgelenk und will ihn zu mir aufs Bett ziehen.
»Nein, Bambi!« Er sträubt sich. Ich lasse sein Handgelenk nicht los, spüre seinen Puls unter meinen Fingerkuppen… 21, 22, 23… so schnell…
»Was?«
»Das geht nicht!«
»Was geht nicht?« Ich bekomme Angst. Große Angst!
» Das! « Er fuchtelt mit seiner freien Hand zwischen uns hin und her. Ich blicke hoch in
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