Chaosprinz Band 2
Richtige getan, Bambi.«
»Ja, wahrscheinlich schon.« Langsam hebe ich den Kopf und sehe ihn an. »Und was ist mir dir? Wirst du auch das Richtige tun?«
»Was meinst du?« Misstrauisch zieht er die Augenbrauen zusammen.
»Anja…«, sage ich mit ernster Stimme.
»Das mit Anja und mir ist etwas vollkommen anders, das kannst du nicht vergleichen, Bambi«, unterbricht er mich hastig und klingt dabei selbst nicht sehr überzeugt.
Ich seufze schwer und mustere den Teppichboden unter meinen Füßen.
»Wie du meinst…« Mit einer ruckartigen Bewegung schüttle ich seine Hand von meiner Schulter.
»Was ist los?« Er ist überrascht.
»Wenn du sagst, du kannst dich nicht von Anja trennen, dann muss ich das akzeptieren«, hauche ich mit belegter Stimme. »In Zukunft wird es keine Berührungen mehr zwischen uns geben, egal welcher Art. Kein Streicheln, kein Küssen, kein Umarmen und schon gar keinen Sex…«
Alex sitzt vor mir auf seinem Bett und macht ein überraschtes Gesicht. Dann begreift er, was sich hinter meinen Worten verbirgt… und beginnt, diabolisch zu grinsen.
»Okay«, meint er und seine Augen blitzen.
»Ich lass mich nicht von dir benutzen, wie es dir gerade passt.«
Sein breites Lächeln macht mich unheimlich nervös. »Schon klar…« Er stützt sich mit den Armen auf der Matratze ab und schlägt lässig die Beine übereinander.
»Das ist mein voller Ernst«, fahre ich ihn trotzig an und ärgere mich über sein freches Grinsen.
»Aber sicher, Bambi«, raunt er und zwinkert mir vielsagend zu.
Ich rege mich fürchterlich auf. Als ich diese Entscheidung mit Marc zusammen getroffen habe, bin ich so von ihr und ihrer Wirkung überzeugt gewesen, und nun kommt sie mir ziemlich schwach vor. Nein, ich komme mir ziemlich schwach vor… Wie heißt es so schön? Der Geist ist willig, aber das Fleisch… Scheiße. Ich bin so ein Versager!
Schmollend schiebe ich meine Unterlippe nach vorne und verschränke die Arme vor der Brust.
»Warum bist du jetzt sauer, Bambi?«, fragt Alex süßlich. »Ich akzeptiere deine Entscheidung voll und ganz. Du hast wahrscheinlich sogar recht damit.«
»Du glaubst nicht, dass ich das durchhalten werde«, zische ich beleidigt.
»Natürlich glaube ich das«, meint er und gibt sich nicht mal Mühe, dabei überzeugt zu wirken.
Ich bin so sauer – am meisten auf mich selbst. Ich will mich gar nicht von ihm fernhalten. Ich bin total verrückt nach ihm. Und er weiß es. Er weiß, dass er alles mit mir machen kann… Er ist so gemein und ich bin so dumm.
Vor lauter Wut, Scham und Aufregung bekomme ich einen knallroten Kopf, was Alex scheinbar wahnsinnig komisch findet, denn er fängt an, zu lachen. Dann, ganz plötzlich, erhebt er sich schwungvoll und kommt auf mich zu. Seine Bewegungen sind langsam… bewusst, betont… sehr sexy… Er wirkt wie ein großes Raubtier, wie ein Tiger oder Panther.
Ich bekomme eine heftige Gänsehaut und mache eilig ein, zwei, drei Schritte nach hinten. Seine grauen Augen mustern mich so unglaublich intensiv, dass mir ganz heiß wird. Ich spüre die Tür im Rücken, stoße mich an der Klinke. Mein Herz schlägt schnell. Alex kommt immer näher. Er bleibt dicht vor mir stehen, sehr dicht… Aber berühren tut er mich nicht…
»Ich respektiere und halte mich an deine Entscheidung«, raunt er mit tiefer Stimme und wieder funkelt es in seinen Augen. »Ich mache alles, was du willst, Bambi!«
Diese Zweideutigkeit – das war Absicht. Arschloch! Frustriert möchte ich aufschreien und protestieren, stattdessen starre ich wie hypnotisiert in sein wunderschönes Gesicht. Die hohen Wangenknochen, die gerade Nase, die langen, dunklen Wimpern, seine stahlgrauen Augen…
»Du bist so fies!«, brülle ich aufgebracht und schubse ihn mit aller Kraft zur Seite.
Alex taumelt ein bisschen, gewinnt sein Gleichgewicht aber sofort zurück, nur um sich gleich darauf nach hinten auf die Matratze fallen zu lassen und sich vor Lachen japsend den Bauch zu halten.
»Du…« Ich schnaube beleidigt und balle die Finger zu Fäusten. »Jetzt reicht's, ich werde dich verhauen!« Diese Drohung scheint Alex nur noch mehr zu amüsieren.
Schnell greife ich mir eines der Sofakissen. Drohend wirble ich es in der Luft herum. Doch bevor ich mein Vorhaben in die Tat umsetzen und Alex das weiche Daunenkissen auf den Kopf hauen kann, wird die Zimmertür geöffnet und Bettina steht im Türrahmen.
»Was ist denn hier los?«, fragt sie erschrocken. »Streitet ihr?«
Alex und ich
Weitere Kostenlose Bücher