Chaosprinz Band 2
habe gehört, dass du mit Kim Schluss machen willst…« Ihr Blick ist fast anklagend.
»Woher weißt du das?«, frage ich überrascht.
»Von Tom und Alex. Die beiden haben vorhin eine halbe Flasche Sekt getrunken und als ich wissen wollte, worauf sie anstoßen, da haben sie es mir erzählt.«
Ich bin mir nicht sicher, soll ich lachen, empört sein oder mich geschmeichelt fühlen? Unsicher grinsend kratze ich mich am Kopf und werde ziemlich rot.
»Ich habe mich von Kim getrennt«, gebe ich leise zu.
»Warum?« Maria kann es nicht verstehen. »Er ist doch so süß und sexy und er hat eine eigene Wohnung und ein Auto…« Ja genau, das sind die Kriterien, nach denen man sich den Mann fürs Leben aussucht.
»Es hat einfach etwas gefehlt«, meine ich ernst.
»Was denn? War er arm?« Sie sieht mich fragend an.
»Nein, Maria, er… er hat mich einfach nicht so geliebt, wie ich das wollte…« Ich kann es so schlecht erklären.
»Und Alex kann das?« Spott und Unglaube triefen geradezu aus ihrer Stimme.
Ich schüttle einfach nur den Kopf. »Maria, ich will nicht darüber reden.«
»Wie du meinst«, murrt sie ziemlich unzufrieden. Suchend schaue ich mich um.
»Wo sind denn die anderen?«
»Elena bringt Timmy und Emma ins Bett, Dad ist in seinem Arbeitszimmer und telefoniert geschäftlich, Alex macht angeblich Schularbeiten und Mom und Martha sind oben im Schlafzimmer«, leiert Maria herunter. Sie hat sich wieder dem Fernseher zugewandt und beobachtet gespannt, wie irgendein Soapdarsteller vor ein quietschendes Auto gestoßen wird und dabei ein schrecklich starres Gesicht macht.
Ich gehe zurück in die Eingangshalle und stapfe die Treppen nach oben. Im Flur des zweiten Stocks bleibe ich stehen. Zögernd. Überlegend. Mit dumpf schlagendem Herzen. Ich starre Alex' Zimmertür an und frage mich, was ich nun tun soll?
Will ich ihn sehen? Ja!
Will ich gerade allein sein? Ja!
Verdammte Scheiße, mein Seelenleben ist ein einziger Widerspruch in sich. Meine Faust ist schneller als mein grübelndes Hirn, das gerade begonnen hat, im Geiste eine Pro-und-Contra-Liste anzufertigen. Ich klopfe an die Tür.
»Ja«, ertönt Alex' Stimme von der anderen Seite. Vorsichtig betrete ich sein Zimmer.
»Hey«, flüstere ich.
Rote Wangen, schon wieder. Sehr verräterisch. Verdammt.
»Hallo…« Er ist überrascht. Er sitzt an seinem Schreibtisch. Schulbücher stapeln sich neben Ordnern und Heften. Er ist immer so fleißig. Ich schließe die Tür hinter mir und bleibe dann einfach stehen. Er steht auf, kommt auf mich zu. Der Blick hinter seiner Lesebrille ist besorgt, nervös und… erfreut?
»Und?«, fragt er leise.
»Es ist aus«, hauche ich. Ich senke den Blick. Plötzlich, ganz plötzlich spüre ich eine feuchte, brennende Hitze hinter meinen Augen. Das Schlucken tut weh. Atmen auch. Dann kommen die Tränen. Ich weine.
Alex' Arme schließen sich fest um mich, pressen mich an seinen Körper. Ich drücke mein Gesicht in seine Halsbeuge und schluchze heftig. Heiß rinnen die Tränen aus meinen Augen, verlieren sich in seinem Pullover. Er streicht mir sanft durchs Haar, massiert meinen Rücken und streichelt die Schultern.
»Er hasst mich.« Ich zittere.
»Hat er das gesagt?«, fragt Alex schnell.
»Nein, aber… aber ich weiß, dass er es tut. Ich habe ihn verletzt…«
»Beruhig dich, Bambi, ist doch alles okay…«, meint er leise und streicht mir die langen, dunklen Strähnen aus der Stirn.
»Nichts ist okay«, widerspreche ich schluchzend. »Ich will niemandem wehtun, ich will nicht, dass jemand wegen mir traurig ist.«
»Ich weiß«, nuschelt er an meine Stirn und küsst sie dann sanft.
Hm, ist das schön. Er soll mich nicht mehr loslassen, nie wieder. Halt mich fest. Streichle mich. Berühre mich. Zeig mir, dass ich das Richtige getan habe. Das Richtige für uns…
Ich schniefe laut und Alex geht schnell auf die Suche nach einem Papiertaschentuch.
»Danke«, schluchze ich und schnäuze mir erst einmal kräftig die Nase. Erschöpft tapse ich zu seinem Bett und lasse mich darauf nieder. Alex setzt sich neben mich und streichelt meinen Rücken.
»Kim wird es ganz sicher überleben, mach dir da mal keine Sorgen«, meint er und klingt dabei ein bisschen kühl.
»Ja, ich weiß…«, murmle ich leise.
»Sei froh, dass du es nun hinter dir hast.«
»Bin ich auch«, gebe ich zu. »Aber ich habe trotzdem das Gefühl, ein totaler Versager zu sein.«
»Blödsinn.« Alex schüttelt entschieden den Kopf. »Du hast das
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