Chaosprinz Band 2
über diese Antwort nicht sehr zu freuen. Seufzend dreht er sich um und geht weiter. Oh Gott, es fängt schon an, er kann mich nicht mehr leiden. Er findet mich langweilig, kindisch, blöd…
Mit schwerem Herzen und einem widerlichen Gefühl im Magen stehe ich mitten im Laden und starre unablässig eine Tube Zahnpasta an. Ich versuche, mich ein bisschen zu entspannen. Selbstverständlich kann es Probleme und Differenzen geben, aber wer weiß, vielleicht sind wir uns am Ende dieser Reise näher als jemals zuvor. Ich möchte es herausfinden. Und ich freue mich über diese Chance.
Ich schlendere an dem Regal entlang. Duschgel, Zahnbürsten, Kondome, Rasierklingen… Brauchen wir alles nicht, haben wir ja dabei… oder? Ich bleibe stehen. Mein Blick wandert noch einmal zurück, tastet die Produkte der Reihe nach ab: Kondome?
»Was machst du da?« Alex erscheint auf einmal neben mir und mustert mich interessiert. Ich zucke erschrocken zusammen und werde sofort knallrot.
»Ich, äh…«, stottere ich. »Ich… ich suche gerade eine Zahnseide aus… ohne kann ich nicht leben. Ich habe nach dem Essen immer etwas zwischen den Zähnen hängen und… und das muss ich ja irgendwie wegkriegen…« Habe ich das gerade wirklich gesagt? Wie saudämlich kann man eigentlich sein?
Alex' Gesichtsausdruck ist schwer zu deuten.
»Interessant«, meint er schließlich langsam.
»Hm, ja«, hauche ich und verfluche mich selbst. Warum ist mir nichts Besseres eingefallen?
»Ich hole uns Kaffee und Croissants, ist das okay für dich?«, fragt mich Alex.
Ich bin einfach nur froh, so schnell wie möglich das Thema wechseln zu können, und nicke eifrig.
»Gut, dann bezahlst du das andere Zeug und wir treffen uns am Auto.«
Er drückt mir zwei große Wasserflaschen und einige Süßigkeiten in den Arm. »Hast du genug Geld?«
Wieder nicke ich.
»Alles klar, bis später.« Er setzt zum Gehen an, hält aber kurz inne und dreht sich noch einmal zu mir um. »Ach, und, Bambi…« Er lächelt. »Nimm gleich zwei Packungen.«
»Hä?« Ich weiß nicht, was er meint.
»Von der Zahnseide…« Er grinst.
»Ähm…«
»Aber bitte ohne Geschmack, kein fruchtiges Kirschzeugs oder so und bitte keine grellbunten Farben…« Ein kurzes Zwinkern, dann dreht er sich um und verschwindet hinter einem der Regale.
Ich bleibe allein zurück. Mein Hirn arbeitet – und kapiert. Meine Wangen glühen. Mit einem debilen Grinsen auf den Lippen schnappe ich mir zwei Packungen von den Kondomen. Vollbeladen und dämlich kichernd wanke ich zur Kasse.
Der Kassierer, ein müde aussehender Mann mittleren Alters, starrt mich misstrauisch an. Wahrscheinlich denkt er, ich wäre bekifft. Als er die Kondome abscannt, fange ich wieder zu kichern an. Mir ist egal, ob der Mann mich für durchgeknallt hält, in meinem Körper sprudeln und tanzen gerade die Glückshormone. Meine ganzen, schönen Prinzipien sind vergessen und wenn ich ehrlich sein soll, ich kann es kaum erwarten, meine Vorsätze endgültig in Bild, Ton und Farbe zu brechen…
Eine Stimme in meinem Hinterkopf, die sich erschreckend nach Marc anhört, warnt mich und prophezeit mir tadelnd, dass ich diese Entscheidung schon bald bereuen werde. Vielleicht hat sie recht. Aber wie soll ich ein braver Junge bleiben, wenn sündigen so schön ist? Beschwingt verlasse ich den Laden. Das ganze Zeug ist ziemlich schwer und ich bin sehr froh, dass mir auf dem Weg zum Auto nichts aus dem Arm fällt.
Alex ist noch nicht da. Ich warte auf ihn. Immer noch grinsend.
»Sorry, es hat etwas länger gedauert«, entschuldigt sich Alex, als er schließlich zurückkommt.
»Macht nichts«, meine ich strahlend.
Wir räumen unsere Einkäufe in den Wagen und suchen uns eine Bank, auf der wir unser Frühstück genießen können.
»Es ist jetzt halb sieben«, murmelt Alex nach einem Blick auf seine Uhr. »Jetzt werden sie merken, dass wir nicht mehr da sind.«
Shit, ja, stimmt, er hat recht. Ich habe gar nicht mehr an unsere Familie gedacht.
»Was sollen wir tun?«, frage ich unsicher.
»Ruf zu Hause an und sag, dass wir für ein paar Tage weggefahren sind und uns wieder melden, wenn wir zurückkommen.« Alex nippt an seinem Kaffee.
»Ich soll anrufen?«
»Ja.«
»Warum machst du das nicht selbst?«
»Bitte, Bambi…« Er sieht mich mit gequältem Blick an.
»Na schön«, seufze ich ergeben und hole mein Handy aus der Hosentasche. »Was soll ich sagen, wenn sie mich nach dem Grund fragen?«
»Sag, ich müsste nachdenken«,
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