Chaosprinz Band 2
das merkt man sofort.
Wir fahren durch ein enges Tal, um uns herum reichen die Berge bis hinauf in den Himmel. Auf den Spitzen liegt Schnee. Sieht aus wie Puderzucker auf komischen, riesigen Kuchen.
Alex will immer noch nicht über die Ereignisse der letzten Nacht sprechen und das Thema Markus klammert er völlig aus. Ob er von selbst auf diese Geschichte zu sprechen kommen wird? Ich muss einfach abwarten, ob sich in den nächsten Tagen eine passende Gelegenheit dazu ergibt. Momentan ist er einfach noch zu aufgewühlt.
Um halb neun parkt Alex den Wagen vor einer kleinen Holzhütte. Das Haus steht allein auf einem grünen Hügel, am Hang eines steilen Berges. Der nächste Nachbar ist mindestens fünfhundert Meter entfernt. Man hat einen wunderbaren Blick hinab ins Tal.
Die Luft ist rau und klar. Ein frischer Wind begrüßt uns, als wir aus dem Ford steigen. Ich fröstle, es ist ein bisschen kühl. Alex kramt in seiner Reisetasche nach dem Hausschlüssel.
»Du hast also von Anfang an geplant, dass wir hierher fahren«, stelle ich entrüstet fest. »Warum hast du mir nichts gesagt?«
»Ich wollte dich überraschen, Bambi«, meint er feixend. Er schließt die Haustür auf. »Hereinspaziert.«
»Was denn? So unromantisch? Ich dachte, du trägst mich jetzt über die Schwelle«, ziehe ich ihn grinsend auf.
»Sind wir frisch verheiratet?«
»Nö, aber wir können ja so tun als ob.«
»Ich glaube, du bist mir zu schwer«, meint er und mustert mich von oben bis unten.
»Was?« Ich tue schockiert und kneife ihm spielerisch in den Oberarm. »Willst du damit sagen, dass ich fett bin? Ich fürchte, wir haben gleich unseren ersten Ehekrach…«
Alex grinst und zwickt mir frech in den Bauch. Er trägt unsere Taschen in das Innere des Hauses.
Auch die Inneneinrichtung besteht beinah ausschließlich aus Holz. Die gemütlichen, aufeinander abgestimmten Möbel sind mit Leintüchern abgedeckt und so vor Schmutz und Staub geschützt. Alex reißt die Fenster im Wohn- und Essbereich auf, an den auch die Küche grenzt. Ein riesiger Kamin bildet das Zentrum des gemütlichen Raumes und kurbelt meine Fantasie sofort tüchtig an.
Aufgeregt schaue ich mich überall um, lasse mich von Alex durch die Räume führen und bin langsam wirklich begeistert. Zweisamkeit in einer gemütlichen Berghütte kann unendlich romantisch sein und verursacht bei mir eine kribbelige Gänsehaut.
Doch bevor wir uns und unsere lang ersehnte Einsamkeit genießen können, haben wir noch so einiges zu tun. Die Möbel müssen abgedeckt und teilweise abgestaubt werden, die frischen Lebensmittel werden in der Küche untergebracht und im oberen Stockwerk beziehen wir ein breites Doppelbett mit neuen Laken und neuer Bettwäsche.
Müde, erschöpft, aber auch sehr, sehr zufrieden und glücklich lasse ich mich seufzend auf die weiche Matratze fallen.
Der Ausblick aus dem breiten Fenster zeigt die hohen Gipfel der Berge. Graue Felsen, grüne Hügel, weißer Schnee. Man kann sogar das Glitzern eines fernen Gebirgsbaches sehen, der in einen steilen Wasserfall mündet.
»Und?« Alex hat das Schlafzimmer betreten. »Ist der anspruchsvolle Herr jetzt zufrieden?« Er streift sich die Schuhe von den Füßen und krabbelt zu mir aufs Bett.
»Hm…« Ich kneife prüfend die Augen zusammen. »Ja, ich denke, ich kann mich mit der Situation arrangieren. Aber eine Sache fehlt noch…«
»Was?«
Ich sehe ihn lächelnd an und spitze die Lippen.
»Was willst du mir mit dieser Geste sagen, Bambi?« Alex macht ein gespielt ahnungsloses Gesicht.
Ich verdrehe die Augen und seufze gequält. »Ich habe das Gefühl, seit wir verheiratet sind, bist du extrem schwer von Begriff.«
Er lacht und beugt sich endlich über mich. »Ich fürchte auch, diese Ehe tut mir nicht gut…« Dann küsst er mich. Und ich bin glücklich. Seine Finger spielen mit meinem Haar. Seine Lippen wandern zärtlich über mein Gesicht. Die Wangen entlang über die Stirn, die Augen, die Nase runter und zurück zu den Lippen…
»Bereust du es, dass du mich mitgenommen hast?«, frage ich leise.
»Nur, wenn du wieder von Dubai anfängst«, haucht er an meinem Mund. »Und du? Bereust du, dass du mit mir gekommen bist?«
»Nein…«, flüstere ich. Ich bereue es nicht. Wir küssen uns.
45. Kapitel
Honeymoon
Wir sind eingenickt. Verständlich nach der Anstrengung der letzten neun Stunden. Die kurze Ruhepause auf dem Rastplatz kann man nicht wirklich als Erholung bezeichnen. Die Rückbank des engen Fords ersetzt
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