Chaosprinz Band 2
Die Trennung von Kim musste sein.«
»Ja…«
»Ich bin stolz auf dich. Und noch viel stolzer werde ich sein, wenn du mir nun versprichst, dass du auch deine andere Entscheidung, so wie besprochen, in die Tat umsetzen wirst.«
Scheiße. Unruhig gehe ich in der Küche auf und ab.
»Hm…«
»Tobi?« Jetzt kann ich den Ton in seiner Stimme problemlos deuten: Er ist drohend – und ahnungsvoll…
»Ich kann dir nur versprechen, meine Entscheidung in Zukunft in die Tat umzusetzen«, nuschle ich mit roten Wangen.
»Was soll das heißen?«, fragt Marc ernst.
»Das heißt… Alex und ich hatten Sex…«
Schweigen.
»Marc?«, hauche ich nervös. Er sagt immer noch nichts. Ich zittere ein bisschen. Meine nackten Füße frieren.
Er seufzt. »Du bist so dumm.«
Das tut weh. Sehr sogar. Vor allem weil ich weiß, dass er irgendwie recht hat… Ich raufe mir die Haare.
»Was hast du dir dabei gedacht?«, will Marc wissen. »Fällt es dir denn so schwer, deinen Kopf zu benutzen? Wie schwanzgesteuert kann man eigentlich sein?«, faucht er aufgebracht.
»Ich bin nicht… Hier geht es doch nicht um… Ich liebe ihn!«, verteidige ich mich stammelnd.
»Das steht doch überhaupt nicht zur Debatte«, unterbricht mich Marc streng. »Du kannst nicht immer Liebe als Entschuldigung und Ausrede benutzen, wenn du dich wieder wie ein Volltrottel verhältst.«
»Das tu ich doch gar nicht…«
»Du wolltest dich doch nicht mehr verarschen und benutzen lassen.«
»So ist es nicht. Er benutzt mich nicht… Er –«
»Du wolltest konsequent sein und einen gewissen Abstand zwischen euch bringen.«
»Ja, aber –«, erwidere ich verzweifelt.
»Aber was?«, fragt er bohrend. Ich fühle mich schrecklich hilflos. Das ist sie also, die Realität. Kalt und hart wie der Küchenboden, auf dem ich gerade stehe. Meine nackten Beine zittern.
»Die Situation hat sich geändert«, murmle ich leise.
»Wirklich? Inwiefern? Hat er sich von seiner Freundin getrennt?« Eine gemeine Frage. Eine rhetorische Frage. Eine verletzende Frage.
»Nein…«, gebe ich flüsternd zu.
»Dann hat sich nichts geändert, Tobi. Überhaupt nichts.«
Ein harter, fester Knoten schnürt mir die Kehle zu. Mein Hals schmerzt. »Es ging ihm schlecht. Er kam zu mir, weil er mir vertraut. Er hat gesagt, dass er mich liebt…« Meine Augen brennen. Irgendwie verschwimmt meine Sicht. Alles in meiner Umgebung verliert an Schärfe. Die Konturen der Küchenmöbel lösen sich langsam auf.
Marc sagt erst mal nichts. Dann kann ich ihn wieder seufzen hören. »Er hat gesagt, dass er dich liebt?«, fragt er.
»Ja, gestern Nacht… Es war so schön… die ganze Zeit… nur wir beide…«, krächze ich mit brüchiger Stimme.
»Tobi…« Marc klingt müde. »Ich weiß, du willst es nicht hören, aber du machst einen großen Fehler.«
»Warum? Ich bin mit dem Menschen zusammen, den ich liebe und der mich liebt. Findest du, ich habe es nicht verdient, glücklich zu sein?« Ich bin laut geworden.
»Ich finde, du hast es nicht verdient, unglücklich zu sein«, meint Marc ruhig.
Tränen rinnen mir die Wangen runter. Heiß, feucht und salzig. Plötzlich möchte ich nicht mehr hier sein. Ich will weg von diesem romantischen Ort. Weit weg von dem weichen Doppelbett und dem wunderschönen Mann darin… Ich wünschte, ich könnte mich in Marcs Arme werfen und eine Runde heulen.
»Tobi?«, fragt mich Marc sanft. »Ist alles okay?«
»Nein«, schluchze ich.
»Beruhige dich, bitte, jetzt kannst du die Situation nicht mehr ändern. Es tut mir leid, dass ich dich immer wieder so brutal auf den Boden der Tatsachen zurückholen muss, aber glaub mir, so ist es besser.«
»Ich liebe ihn…«, hauche ich schwach.
»Okay«, lenkt Marc ruhig ein. »Gut, behalte deinen Glauben. Ich will ihn dir ja nicht wegnehmen. Es ist gut, zu hoffen. Alles, was ich von dir verlange, ist, hin und wieder dein Hirn einzuschalten.«
»Hm…«, mache ich leise. Er hat recht. Wie immer.
»Denk bitte drüber nach!«
»Ja…«, flüstere ich schniefend.
»Wir können uns ja unterhalten, wenn du wieder in München bist.«
»Okay…« Ich reibe mir über die nassen Wangen.
»Sei brav!«
»Ja.«
»Tschüss.« Er klingt nun deutlich freundlicher.
»Tschüss…« Und ich total verheult. Gerade will ich auflegen, da fällt mir noch eine elementar wichtige Frage ein.
»Marc?«, rufe ich aufgeregt.
»Ja.« Er ist noch da.
»Hast du mit Manu gesprochen?«
Stille.
»Du hast gesagt, du redest mit ihm«,
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