Chaosprinz Band 2
erinnere ich ihn an sein Versprechen. »Du kannst nicht immer Ratschläge verteilen und sie selbst nicht einhalten.«
»Hm… ja«, gibt er etwas verkrampft zu. »Wir sehen uns heute Nachmittag.«
»Was? Ist das dein Ernst?«
»Ja. Wir haben gestern telefoniert und… Wie dem auch sei, wir treffen uns um vier auf einen Kaffee…«
»Das ist super.« Ich bin begeistert.
»Mal sehen…« Marc nicht so.
»Sag mir sofort Bescheid, wie es gelaufen ist!«
»Okay.«
»Tschüss und viel Glück.«
Verwirrt stehe ich mitten in der Küche. Meine Füße sind inzwischen halb erfroren. Ich schniefe. Meine Augen brennen immer noch. Es ist unglaublich, wie schnell sich Gefühle ändern können. Eben noch war ich der zufriedenste Mensch auf der Welt und einfach nur vollkommen glücklich und nun… Nun habe ich kalte Zehen, Magenkrämpfe und feuchte Augen.
Ich höre Schritte auf der Treppe. Alex sieht ein bisschen verschlafen aus. Sein blondes Haar ist zerzaust und die grauen Augen blicken müde drein.
»Ach, da bist du«, meint er mit rauer Stimme, als er mich entdeckt. »Guten Morgen.«
»Morgen.« Ich zwinge mich zu einem Lächeln.
»Ich habe mich total erschrocken, als ich aufgewacht bin und du weg warst.«
»Hast du gedacht, ein Bergtroll hätte mich entführt?«, frage ich scherzend.
»So was in der Art…« Er lacht. Dann kommt er auf mich zu. Zärtlich legt sich seine linke Hand auf meine Wange. Er streicht mir das Haar aus der Stirn. Sein Blick wandert aufmerksam über mein Gesicht. Tastend huscht er über die Lippen, die Augen… Ich kann beobachten, wie sein Lächeln nach und nach verblasst.
»Was ist?«, fragt er ernst. »Du hast geweint.« Er mustert mich prüfend.
»Nein…«
»Doch natürlich, deine Augen sind ganz rot. Was ist passiert?« Er klingt besorgt.
»Ich… nichts.« Schnell befreie ich mich aus seinem Griff. »Eigentlich wollte ich dich überraschen. Magst du Frühstück im Bett? Ich habe Kaffee gekocht und mache uns gerade Marmeladentoast. Oder willst du was anderes?«
»Sag mir, was passiert ist, Bambi!« Alex lässt sich nicht beirren.
»Es ist nichts…«, weiche ich ihm aus.
»Verarsch mich nicht. Du heulst doch nicht einfach so.« Er mustert mich prüfend.
Ich zucke mit den Schultern. Dann gehe ich auf ihn zu und schlinge meine Arme um seinen Hals.
»Ich bin sehr dumm«, nuschle ich mit geschlossenen Augen.
»Warum?«
Ich antworte ihm nicht.
»Hey, Bambi?« Er klingt mittlerweile besorgt.
»Du hast gestern Nacht etwas gesagt…«, flüstere ich. Heißes Blut schießt mir in den Kopf.
»Hm…« Er nickt – und bekommt zartrosa Flecken im Gesicht.
»Du musst es nicht wiederholen, das verlange ich nicht von dir«, meine ich leise. »Ich will nur eines wissen: Stehst du zu dem, was du gesagt hast?«
Er lächelt. »Ja.«
Meine Hand wandert in seinen Nacken und zieht ihn sanft zu mir herab. Seine Lippen auf meinen verdrängen die Selbstzweifel und die Angst vor der Zukunft. Ich vergesse den kalten Fußboden und meine abgestorbenen Zehen. Mein Körper lehnt an einem der Küchenschränke und schmiegt sich wie von selbst an Alex. Er ist warm und riecht einfach unglaublich. Und seine Lippen sind so weich, dass ich schon fast wieder heulen möchte. Er küsst so gut.
Ich liebe ihn… Er liebt mich. Das weiß ich. Das weiß mein Herz und das weiß mein Verstand.
Marc hat gesagt, ich sollte öfters den Kopf benutzen. Damit hat er recht. Doch mein Gehirn muss sich den Platz um die Herrschaft über meine Person mit dem Herzen teilen. Ich kann meine Gefühle nicht wegschließen, das geht nicht, dazu sind sie einfach zu stark.
***
Der Kaffee ist kalt. Die Toastscheiben sind hart. Ist nicht weiter schlimm. Wir haben sowieso keinen Hunger. Zumindest nicht auf Kaffee und Toast. Viel lieber kosten wir den Geschmack von warmer Haut und feuchten Küssen…
Wir haben wieder miteinander geschlafen. Schwer atmend liegen wir nebeneinander im Bett.
Ich versuche zu denken, doch es gelingt mir nicht wirklich. Ein Paar heißer Lippen saugt sich an meinem Hals fest und raubt mir fast den Verstand. Zähne beißen frech in mein Ohrläppchen und eine feuchte Zunge leckt zärtlich darüber.
Mein Herz pumpt Unmengen Blut durch meinen überhitzten Körper. Heftig atmend versuche ich, meinen Kreislauf wieder in den Griff zu bekommen. Noch immer kann ich die Nachwehen des Orgasmus spüren. Ich zittere. Es war so leidenschaftlich… Er war so leidenschaftlich… und ist es immer noch…
Alex scheint noch
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