Chaosprinz Band 2
Besonders irgendwann normal und gewöhnlich würde. Ich lehne mich an ihn und öffne erwartungsvoll meinen Mund. Doch meine Sehnsucht nach einem tiefen Zungenkuss bleibt unerfüllt. Er löst sich von mir und mustert mich kritisch.
»Du verhältst dich äußerst verdächtig, Bambi«, meint Alex. »Erst willst du nicht von deiner Leiter herunterkommen und nun machst du einen auf Kuschelkurs. Was hast du ausgefressen?«
Ich versuche, möglichst empört auszusehen. Schmollend schiebe ich meine Unterlippe nach vorne und lasse in regelmäßigen Abständen ein deutliches Schauben vernehmen.
»Unverschämtheit«, murmle ich leise. »Ein kleiner Kuss zur Begrüßung ist ja wohl nicht zu viel verlangt…«
Er stemmt die Hände in die Hüften und sieht mich streng an. »Was hast du angestellt, Bambi?«
»Habe ich dir heute eigentlich schon gesagt, wie unglaublich toll du aussiehst?«
»Lass das Schleimen. Was ist los?«
»… und so sexy…«
»Bambi!« Er hat schon wieder diesen drohenden Ton in der Stimme. Damit zwingt er mich immer in die Knie.
»Also, gerade waren Lena, Martin, Elena und Tom da und…«
»Hat Tom wieder Mist gelabert?«, fragt Alex angriffslustig.
»Darum geht es nicht.« Ich seufze. »Ich wollte, dass er endlich wieder normal mit dir spricht, und habe versucht, ihm deine momentane Situation zu erklären. Ich wollte helfen, aber leider habe ich mich dabei verplappert: Er weiß jetzt, dass dein Vater wieder in der Stadt ist. Und er war sehr verletzt, weil du es ihm nicht sofort erzählt hast.« Ich sehe ihn unsicher an.
Alex verdreht die Augen und stöhnt leise.
»Toll, Bambi, vielen Dank«, knurrt er.
»Es tut mir sehr leid…« Eilig mache ich einen Schritt auf ihn zu.
Er dreht sich um. »Ich würde dich bitten, mir in Zukunft nicht mehr zu helfen.« Frustriert lässt er sich auf einem alten, durchgesessenen Ohrensessel nieder. »Jetzt ist er richtig verletzt – wahrscheinlich sogar zu recht…«
Mit finsterer Miene sitzt er vor mir und grübelt. Ich kann sie beinahe sehen, die dunklen und ernsten Gedanken, die hinter seiner schönen Stirn entstehen, wachsen und wandern. Gedanken über Schuld und Reue, Zweifel und Trauer, Freundschaft und Liebe. Sie drängen sich alle durcheinander, vermischen sich und verursachen ein heilloses Chaos, Verwirrung und Hilflosigkeit.
»Weißt du, was meine Ma immer gemacht hat, wenn mich mal düstere Zweifel gequält haben?«, frage ich zögerlich und trete ganz langsam näher an ihn heran.
»Keine Ahnung? Hat sie dir einen Kamillentee gekocht? Und dazu gab's dann frisch gebackene Hanfplätzchen?«, zischt er spöttisch.
»Nein«, erwidere ich entrüstet. »Hanfplätzchen gab's nur zu Weihnachten.«
Ich überbrücke den letzten Abstand zwischen uns und stehe nun direkt neben dem Sessel. Vorsichtig setze ich mich auf seinen Schoß. Als er mich nicht sofort im hohen Bogen runterschubst, entspanne ich mich langsam. Ich lege meinen rechten Arm um seine Schulter und lehne mich an ihn.
»Sie hat mir immer ins Ohr gepustet.« Ich lächle. »Wenn man in das eine Ohr hineinpustet, dann fliegen die bösen Gedanken aus dem anderen heraus.« Langsam beuge ich mich zu ihm runter und streife sein Ohrläppchen mit meinen Lippen.
»Wenn du mir jetzt allen Ernstes ins Ohr pustest, dann werde ich dich leider schlagen müssen«, meint Alex, klingt dabei jedoch schon wieder ziemlich versöhnt. »Und außerdem würde das bei mir ja sowieso nicht funktionieren – zu viel Hirnmasse. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es bei dir immer super geklappt hat. Dein Köpfchen ist ja auch vollkommen hohl, Bambi.«
Ich bin beleidigt. Schmollend lasse ich ihn los und will aufstehen. Seine kräftigen Arme um meinen Bauch hindern mich aber daran.
»Lass mich los«, keuche ich wütend. »Ich muss wieder an die Arbeit. Vielleicht füllt sich ja mein hohler Schädel ja mit Staub, damit wenigstens irgendwas drin ist.«
»Schon gut, beruhig dich«, meint Alex grinsend. Er zieht mich eng an sich und drückt mir einen kleinen Kuss in den Nacken. Ich mag es, wenn er das macht. Meinen Nacken küssen. Das fühlt sich sehr schön an. Ergeben lehne ich mich an ihn und stelle meine Gegenwehr vollkommen ein.
Ich spüre seinen heißen Atem auf meiner Haut. Ob er mich riecht? Ich bekomme eine wahnsinnige Gänsehaut. Hoffentlich stinke ich nicht nach Staub und Büchern. Das wäre peinlich.
»Alex, denkst du wirklich, dass ich hohl bin?«, frage ich unsicher.
»Nein, natürlich nicht. Du
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