Chaosprinz Band 2
bist vollgestopft mit Knochen, Organen, Fleisch und irgendwelchen Gefäßen…«
»Hm, danke auch, wie lecker…«
Er lächelt und schweigt. Ich mustere sein ruhiges, entspanntes Gesicht. Die wirren und bohrenden Gedanken scheinen tatsächlich verschwunden zu sein. Zufrieden kuschle ich mich in seinen Arm.
»Ich bin nicht hohl«, nuschle ich leise.
»Zumindest kannst du nichts dafür«, meint er grinsend. »Das ganze Marihuana…«
»Blödmann.«
»Habt ihr zu Weihnachten echt immer Haschplätzchen gegessen?«
»Das wüsstest du wohl gerne?«
»Es würde so einiges erklären.«
Ich zwicke ihn strafend in den Oberarm. Seine funkelnden, grauen Augen gelingt es jedoch sofort, meinen gekränkten Stolz wieder zu besänftigen.
»Alex?«, frage ich leise.
»Was?«
»Magst du meine Ma nicht?« Ich habe Angst vor der Antwort.
»Hm…« Er überlegt. Überlegen ist kein gutes Zeichen, oder?
»Sie ist…« Wieder muss er erst über eine passende Antwort nachdenken. »Sie ist speziell…«
»Speziell?«, wiederhole ich überrascht. »Noch diplomatischer konntest du dich nicht ausdrücken?«
Er schüttelt den Kopf und grinst. »Ich weiß nicht, was ich von ihr halten soll«, gibt er schließlich doch zu. »Ihretwegen geht meine Mutter zu Penisausstellungen und ihretwegen hängt im gesamten Haus nasses, tropfendes Altpapier…«
»Bettina genießt die Zeit mit Ma«, meine ich ernst. »Sie tut ihr gut.«
Alex schweigt. Er atmet nur einmal sehr schwer ein und wieder aus.
»Und das Papier wird trocknen…«
»Ach?« Er grinst.
»Ja.«
Seine Finger unter meinem Kinn ziehen mich näher an ihn heran. Seine Lippen sind weich und warm. Ich lege den Kopf schräg und spüre schon im selben Augenblick seine Zunge, die meine berührt.
»Und so was nennst du arbeiten?«, fragt eine scharfe Stimme. »Oder ist das die neueste Verkaufstaktik?«
Alex und ich lösen uns voneinander. Suchend schaue ich mich um und entdecke Marc, der an einem Regal vor uns lehnt. Er mustert uns interessiert.
»Ja, auf diese Weise habe ich heute schon zwanzig Bücher verkauft«, meine ich ernst. »Solltest du vielleicht auch mal ausprobieren, die Kunden stehen drauf.«
Marc verdreht nur grinsend die Augen und stöhnt dann genervt auf, als ich ihn zur Begrüßung in den Arm nehme und fest an mich drücke. Er hat mal gesagt, er könnte diese Abschlabberei absolut nicht leiden. Darum achte ich immer darauf, dass meine Küsse extra feucht sind. Ich weiß, er tut nur so streng und abweisend – in Wahrheit ist er total verschmust.
»Muss ich dich auch küssen oder reicht ein einfaches Händeschütteln?«, fragt Alex Marc, nachdem sich dieser aus meinem Klammergriff befreien konnte.
»Wir müssen uns auch gar nicht berühren und können nur winken«, spottet Marc grinsend. Alex lacht und dann reichen sie sich die Hände.
»Ihr seid zwei solche Spießer«, meine ich kopfschüttelnd.
»Musstest du heute arbeiten?«, fragt Alex Marc und wechselt so das Thema.
»Ja, ich hatte heute Vormittag Wochenenddienst.« Marc nickt. »Wir wurden zu einem Notfall auf einem Reiterhof gerufen. Ein Pferd ist beim Springtraining gestürzt.«
»Wir?«, frage ich neugierig. Er starrt mich einige Sekunden unwillig an, nickt dann mit dem Kopf und murmelt: »Ja, Manu war dabei – aber«, ruft er eilig, bevor ich irgendetwas einwerfen kann. »Ich will jetzt nicht wieder irgendwelche Versöhnungstheorien hören!«
Ich wippe ungeduldig auf den Fußballen herum. Wenn ich die Sachen, die momentan in meinem Hirn herumrasen, nicht aussprechen darf, dann platzt mir vielleicht der Schädel. Könnte doch sein, oder? Hab's ja noch nie ausprobiert.
»War das Pferd schwer verletzt?« Alex versucht, das Gespräch wieder anzutreiben.
»Ja, aber wir konnten ihm trotzdem helfen. Das wird schon wieder.«
»Ihr seid eben ein gutes Team, ihr zwei.« Diesen Kommentar kann ich mir einfach nicht verkneifen.
Marc wirft mir nur einen kurzen, bösen Blick zu. Das ändert aber nichts daran, dass ich recht habe. Und das ist auch Marc klar. Ich kann es in seinen Augen erkennen. Anscheinend ist ihre Zusammenarbeit angenehmer gewesen, als Marc es erwartet hätte. Vielleicht sind sie sich sogar ein bisschen nähergekommen…
»Was macht ihr heute Abend?«, fragt Marc Alex, um nun seinerseits ein neues Thema anzuschneiden.
»Keine Ahnung«, gibt Alex zu. »Wenn's nach mir gehen würde, dann könnten wir sofort wieder ins Allgäu abhauen. Hier ist alles so chaotisch.«
»Ist es das in Tobis
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