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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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mich gerade von mir selbst überrumpelt?
    Alex funkelt mich feindselig an. »Was willst du damit sagen?«
    Ich will, dass mein Blick herausfordernd und selbstbewusst ist, aber ich bin so aufgewühlt und durcheinander, darum wirkt er wohl eher verzweifelt.
    »Du sprichst von Ehrlichkeit und betrügst deine Freundin seit Monaten. Du verlangst von mir, ehrlich zu sein, und schaffst es nicht einmal, deinen Eltern zu sagen, dass du schwul bist. Tut mir leid, wenn es mir da schwer fällt, dich ernst zu nehmen…«
    Er schüttelt den Kopf. »Du bist wirklich dumm.« Sein Lächeln könnte man fast als freundlich und nachsichtig bezeichnen, wenn da nicht seine Augen wären. »Ich habe nicht behauptet, dass ich Mister Perfekt bin. Mein Leben ist vielleicht eine einzige, große, lächerliche Lüge. Aber darum geht es nicht. Es geht um uns. Unsere Beziehung. Den Teil, der immer ehrlich und rein war. Dich habe ich nie angelogen. Niemals! Und genau dasselbe habe ich auch von dir verlangt. Ich bin nicht wütend, weil du die Affäre deines Vaters gedeckt hast. Ich bin verletzt, weil du mir nicht die Wahrheit gesagt hast, obwohl du wusstest, wie wahnsinnig wichtig sie für mich ist…«
    Jedes Wort, das er mir an den Kopf wirft, bleibt an meinem Körper kleben. Jede Silbe wiegt tonnenschwer.
    »Es tut mir leid«, hauche ich schließlich. So schwach. Vier Worte, die niemals in der Lage sein werden, die Tiefe meiner Reue auszudrücken. Er antwortet nicht. »Wie geht es mit uns weiter?«
    Wieder keine Antwort.
    »Alex?«
    »Keine Ahnung!« Er seufzt. »Alles was ich weiß, ist, dass ich es gerade nicht in deiner Nähe aushalte.«
    »Was soll das heißen?«, frage ich panisch.
    »Ich will dich so wenig wie möglich sehen.«
    »Aber, ich dachte, du liebst mich…«
    »Eben.«
    Ich verstehe es nicht. Ich verstehe ihn nicht. Ich will ihn nicht verstehen. Ich will nicht von ihm getrennt sein.
    »Wie lange… Wann wirst du mir verzeihen?«, krächze ich leise.
    Seufzend schüttelt er den Kopf. Dann schiebt er sich kommentarlos an mir vorbei, immer darauf bedacht, mich ja nicht zu berühren. Vor drei Stunden saßen wir noch knutschend auf dem alten Ohrensessel in Ludwigs Laden, und jetzt… Das kann doch nicht wahr sein.
    »Alex?«, hauche ich geschockt, als er den Flur entlang geht und langsam aus meinem Blickfeld verschwindet.
    Minutenlang rege ich mich nicht mehr. Nur atmen geht noch. Ich kann es sehr deutlich fühlen. Die Schmerzen, die ich bei jedem Atemzug spüre, erinnern mich daran. Sie erinnern mich daran, dass ich noch lebe.
    Schließlich gehe ich nach oben in mein Zimmer. Ich lege mich auf Noresund und drücke mein Gesicht fest in die weichen Kissen. Dann fange ich an, zu heulen.
    ***
    Als ich wieder aufwache, ist es bereits Nacht. Viertel vor zehn. Draußen ist es dunkel. Ein kalter Wind pfeift um das Haus und rüttelt an meinem Dachfenster. Obwohl ich gerade fast sechs Stunden geschlafen habe, bin ich entsetzlich müde.
    Mein gesamter Körper schmerzt. Krämpfe schnüren mir den Magen zu und lassen ein stetiges Surren in meinem Kopf entstehen. Ich taumle ein bisschen, als ich das Bett verlasse.
    Auf meinem Couchtisch liegt ein Zettel. Eine Nachricht von Ma.
    Lieber Tobi, ich wollte dich nicht aufwecken, du hast so tief geschlafen. Wir sind schon bei den Krauses. Ruf einfach an, dann holt dich jemand ab. Wir sehen uns später, meld dich! Bis dann, in Liebe, Ma.
    Ich lese den kurzen Text dreimal, ehe ich seinen Inhalt verstehe. Sie sind echt gegangen. Ma, Bettina, die Zwillinge, Maria und Alex. Sie sind fort, um Pa aus dem Weg zu gehen. Sie warten, bis er das Haus verlassen hat, dann kommen sie zurück.
    Das ist so erbarmungslos, so endgültig… Pa hat nicht einmal die Chance zu kämpfen.
    Noch einmal lese ich die Nachricht. Sie warten auf mich. Ma sagt, sie will, dass ich nachkomme. Platz genug ist ja da.
    Im Haus ist es fürchterlich still. Ich schleiche durch die leeren Flure und an den verwaisten Zimmern vorbei. Ich achte akribisch darauf, ja kein Geräusch zu machen. Kein Ton, kein Laut. Warum? Wen könnte ich denn stören? Wen wecken? Es ist doch keiner mehr da. Und trotzdem bin ich so leise wie nur möglich. In einem leeren, stummen Haus Lärm zu machen, ist viel seltsamer und beklemmender als in einem bewohnten.
    Helles Licht strömt aus einer offen stehenden Zimmertür hinaus auf den finsteren Gang. Es ist die Tür zu Pas Arbeitszimmer. Ich kann ihn drinnen rumoren hören. Er packt seine Sachen.
    Ein quälendes Gefühl des

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