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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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Und sie vermisst euch.«
    »Wirklich?« Ich kann es nicht richtig beschreiben, aber irgendwie finde ich es schön, vermisst zu werden.
    »Mir geht es auch so«, meine ich leise. Meine Augen betrachten den leeren Park und die kahlen, dunklen Bäume, die uns umgeben. »Ich vermisse alle ganz fürchterlich…«
    Ich drehe den Kopf, sehe ihn an. Vorsichtig rutsche ich näher. Nun kann ich schon die Wärme seines Körpers spüren.
    »Und ich vermisse dich…«, gebe ich flüsternd zu.
    »Ich will das nicht hören!«, unterbricht mich Alex streng.
    »Weißt du, was ich am meisten vermisse?« Wieder rutsche ich ein Stückchen näher an ihn heran. »Ich vermisse es, dass du mich Bambi nennst.«
    Er sieht mich an. Unsere Blicke treffen sich. Wieder toben wilde Stürme in den grauen Augen… Ruckartig erhebt er sich, er donnert seine Tasche auf den leeren Platz, der gerade zwischen uns entstanden ist und erbaut somit eine Art Sicherheitsbarriere, die uns voneinander trennen soll.
    »Warum kannst du mich nicht wenigstens für fünf Minuten mal in Ruhe lassen?«, faucht er aufgebracht. »Ich brauche Zeit. Ist das denn wirklich zu viel verlangt?«
    »Ja und nein!« Schnell schüttle ich den Kopf, um im selben Augenblick heftig zu nicken. »Bei mir darfst du das… Du darfst so sein, wie du eben bist.«
    Er erwidert nichts. Immer noch erzittern helle Blitze zwischen den grauen Sturmwolken.
    »Und was die Zeit betrifft: Sie gehört dir. Nimm dir so viel, wie du brauchst. Ich brauche nur einen Hinweis… eine Antwort… Ich muss wissen, ob ich darauf warten darf, dass du mir verzeihst.«
    Ob er mich verstanden hat? Ich habe mich ja kaum selbst verstanden… ich bin so aufgewühlt… so verwirrt… so wahnsinnig verliebt…
    »Nur ein Zeichen…«, wiederhole ich flüsternd. Wir sehen uns an. Sekundenlang. Minutenlang.
    »Ich kann nicht…« Alex' Stimme klingt heiser. »Ich will nicht… Du wirst einfach abwarten müssen, was passieren wird. Ich habe keine Ahnung.«
    »Nur ein kleines Zeichen«, bettle ich traurig.
    Er schüttelt den Kopf. Er will nicht mehr mit mir reden. Enttäuscht und verzweifelt stehe ich auf. Hat keinen Zweck.
    »Na dann«, murmle ich leise. »Man sieht sich morgen in der Schule.«
    »Ja.« Alex schaut nicht auf. Seufzend drehe ich mich um. Ich vergrabe meine Hände in den Jackentaschen. Mir ist auf einmal so kalt.
    Dann fühle ich etwas – was ist das? Ich hole den Gegenstand aus meiner Tasche und betrachte ihn verwirrt. Richtig! Jetzt fällt es mir wieder ein: Ich habe Alex ja seine Lesebrille bringen wollen.
    »Die hast du im Klassenzimmer liegen lassen«, sage ich leise und strecke ihm die Brille entgegen.
    Er zuckt nur kühl mit den Schultern. Ich seufze. Eilig beuge ich mich über seine Tasche. Schnell ist der Reißverschluss geöffnet. Mein Blick fällt auf sauber geordnete Schulbücher, jede Menge Schnellhefter und sein Mäppchen.
    Ich beschließe, die Brille einfach oben drauf zu legen, und dann sehe ich sie… Die Papierblume. Sie liegt dort in seiner Tasche. Er muss sie vom Boden aufgehoben haben… Mein Herz schlägt so wild und freudig, dass mir kurzzeitig schwindelig wird.
    »Was ist denn?«, blafft mich Alex an. Er hat meine Entdeckung noch nicht bemerkt.
    »Nichts«, sage ich mit zitternder Stimme. Ich lasse Brille und Blume in der Tasche liegen und richte mich wieder auf.
    »Wolltest du nicht gehen?«, fragt Alex unfreundlich und widmet sich wieder den knochigen Bäumen.
    »Doch.« Ich nicke. Mit einem Lächeln auf den Lippen drehe ich mich um. »Es heißt doch, dort wo Blumen sind, da ist auch Hoffnung«, sage ich und lächle.
    »Was?« Er ist verwirrt. Ich schüttle nur den Kopf, sehe ihn noch einmal zärtlich an und winke.
    »Bis morgen – ich hab dich lieb!«
    Dann marschiere ich mit großen Schritten durch den kahlen, braunen Park.

56. Kapitel
    Mann oder Maus
    »Das war eine Scheißidee«, flucht Marc leise und sieht mich böse an. »Warum habe ich mich überhaupt von dir dazu überreden lassen?« Er verschränkt die Arme vor der Brust und bleibt stehen.
    »Keine Zeit zum Diskutieren«, erwidere ich und winke ihm mit der Hand als Zeichen, dass er doch endlich weitergehen soll. Doch er rührt sich nicht. Ungeduldig trete ich von einem Fuß auf den anderen. Mir ist kalt. Es nieselt. Ich friere. Da ist ein Loch in meinem linken Schuh, durch das Feuchtigkeit hineingelangt. Meine Zehen sind Eisklumpen.
    »Marc, jetzt komm schon«, jammere ich und hüpfe auf der Stelle, um mich ein bisschen

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