Chaosprinz Band 2
an die anderen gewandt und fische mein Handy aus der Tasche.
»Tobi?« Pa.
»Ja, was ist?« Es wird doch nichts passiert sein?
»Die Zwillinge können nicht schlafen«, sagt er. Seine Stimme am anderen Ende der Leitung klingt ausgesprochen müde und erschöpft.
»Was? Aber es ist schon nach zweiundzwanzig Uhr!«
»Ich weiß«, knurrt er. Scheinbar hat er die einen oder anderen Probleme damit, die Zwillinge ins Bett zu bekommen. »Die Kinder können nicht in deinem Zimmer schlafen, weil sie befürchten, dass unter dem Bett ein Monster lebt.« Er stöhnt gereizt.
»Sag ihnen, es gibt dort kein Monster.«
»Ach, eine super Idee! Dass ich da nicht alleine draufgekommen bin. Das mache ich sofort«, spottet Pa.
Ich seufze. »Was willst du von mir? Was soll ich denn machen?«
»Sag dem Monster, es soll verschwinden!«
»Was?«
»Ich knie hier neben deinem Bett und die Zwillinge stehen im Türrahmen. Sie warten darauf, dass du das Monster verscheuchst. Ich werde die Freisprechanlage anschalten, damit sie dich hören können und dann sprichst du mit dem Monster…«
Das ist doch nicht sein Ernst, oder? Und ich dachte fünfzehn Jahre lang, ich hätte diese albernen Anwandlungen von Ma…
»Sie können dich jetzt hören«, ruft mir Pa ins Ohr.
Ich verdrehe genervt die Augen. Um mich nicht vollkommen zum Deppen zu machen, gehe ich einige Schritte und drehe meinen Freunden den Rücken zu. Ich brauche keine Zuhörer, wenn ich mit Monstern diskutiere.
»Hallo, du Monster!«, sage ich ernst. »Ich will dich nicht in unserer Wohnung haben. Raus aus meinem Zimmer! Raus aus meinem Bett! Und wehe, du kommst noch einmal wieder. Du gemeines Monster!«
Ein vertrauter Duft steigt mir in die Nase… Nie könnte ich ihn in Worte fassen oder beschreiben, aber sofort entstehen tausend verschiedene, bunte Bilder in meinem Kopf. Bilder von Noresund, der Hütte im Allgäu… Bilder von grauen Augen…
Hektisch drehe ich mich um. Alex steht kaum einen Meter von mir entfernt und hat alles mit angehört. Er starrt mich entsetzt an.
»Mit wem sprichst du?«, fragt er sofort. »Wer belästigt dich? Wer ist in deinem Zimmer?«
Seine Augen funkeln hell.
»Nein, nein!« Ich schüttle erschrocken den Kopf.
»Tobi?« Pas Rufen dröhnt aus dem Telefon in meiner Hand. »Was ist denn los?«
»Alex ist hier«, murre ich. »Ich habe jetzt keine Zeit mehr. Timmy, Emma, es ist Schlafenszeit. Das Monster ist weg und ihr braucht keine Angst mehr zu haben. Verstanden?«
Ganz schwach und leise kann ich sie im Hintergrund antworten hören. »Schön, dann wünsche ich euch eine gute Nacht und wir sehen uns beim Frühstück.«
»Ja…«, stöhnt Pa erschöpft. »Und danke.«
Mit einem tiefen Seufzer schalte ich mein Handy aus. Alex hat die Arme vor der Brust verschränkt und mustert mich streng.
»Die Zwillinge sind um diese Uhrzeit noch wach?« Scheinbar hat er nun begriffen, worum es in diesem absurden Telefongespräch gegangen ist.
»Nein«, antworte ich locker. »Das war Kim. Er kann unsere Trennung einfach nicht akzeptieren. Nun ist er in unsere Wohnung eingebrochen. Er liegt unter meinem Bett und wartet darauf, dass ich heute Nacht nach Hause komme. Dann wird er über mich herfallen und mich zu hemmungslosem und verdorbenem Sex zwingen. Und was könnte ich denn auch schon dagegen tun? Er ist so stark und männlich und ich bin ganz klein und schwach.«
Alex findet meinen Witz nicht lustig. Er presst die Lippen aufeinander und verengt seine schönen Augen zu Schlitzen.
»Ich bin nicht in der Stimmung für diese Scheiße«, zischt er drohend. Dann dreht er sich um und will zu den anderen gehen, die ein paar Meter entfernt stehen und uns hin und wieder besorgte Blicke zuwerfen.
»Warte!« Ich greife nach seinem Handgelenk. »Wie war die Eröffnung der Galerie? Gefallen dir Markus' Bilder? Habt ihr euch unterhalten können?«
Er starrt den grauen, schmutzigen Steinboden an. Mit dem Fuß fährt er die Muster eines alten Wasserflecks nach.
»Können wir ein andermal über dieses Thema sprechen?« Er streicht sich eine Strähne aus der Stirn. Zwischen seinen dunklen Augenbrauen hat sich wieder diese kleine, steile Falte gebildet.
»Ich will wissen, was passiert ist…«
»Es ist nichts passiert«, sagt er entschieden. »Und jetzt hole ich mir was zu trinken.« Alex dreht sich um, geht zu Tom und flüstert ihm etwas ins Ohr. Tom nickt und deutet auf den Raum, in dem sich die Bar befindet.
In diesem Moment durchdringt ein harter
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