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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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Es sind die ersten Takte von Schön ist es auf der Welt zu sein . Unsere Mitschüler lachen und klatschen amüsiert in die Hände.
    Martin steht vor seinem Publikum. Allein. Verkrampft umklammert er ein schwarzes Mikrofon. Sein Blick wechselt nervös zwischen dem kleinen Bildschirm, auf dem flimmernd die ersten Strophen des Liedtextes erscheinen, und der geifernden Meute hin und her. Man sieht es ihm an, er würde in diesem Moment mit absolut jedem tauschen wollen.
    Es geht los.
    »Das Beste am ganzen Tag, das sind die Pausen…«, singt Roy Black leise im Hintergrund.
    »Das Beste am ganzen Tag, das sind die Pausen…«, quäkt Martin laut in das Mikrofon. Sein Gekrächze schallt künstlich verstärkt durch den Raum und klingt einfach nur schrecklich. Ich verziehe schmerzhaft das Gesicht, während sich unsere Mitschüler vor Lachen kaum mehr auf den Beinen halten können. Verzweifelt sehe ich Alex an.
    »So schlimm ist es doch gar nicht…«, versucht mich Alex zu beruhigen, macht dann aber eine Miene, als würde ihm gerade ein Backenzahn gezogen werden – ohne Betäubung.
    Nervös wippt Martin von einem Bein auf das andere, verhaspelt sich bei jedem zweiten Wort und trifft nicht einen einzigen Ton. Er hat den Refrain erreicht.
    »Schön ist es auf der Welt zu sein…«, singt Martin und man sieht ihm an, er meint es nicht so.
    Doch plötzlich schiebt sich eine andere, eine zweite Stimme zwischen seine schrägen Töne. Eine hohe, sanfte Stimme, klangvoll und ruhig. Nicht nur Martin hebt verwundert die Augenbrauen.
    Elena tritt neben ihn, in der Hand ein zweites Mikrofon. Sie lächelt ihn kurz an und dreht sich dann zu dem kleinen Bildschirm. Martin weiß gar nicht, wie er mit dieser unerwarteten Unterstützung umgehen soll – und weil ihm nichts anderes einfällt, singt er einfach weiter.
    Sie singen gemeinsam.
    Mit jedem Takt, mit jeder neuen Strophe werden sie sicherer, mutiger. Elenas Stimme unterstützt Martin, gibt ihm Halt und Festigkeit. Er fängt an, Spaß zu haben. Den Refrain trällern sie gemeinsam, laut und ohne auf die verdutzten und starrenden Blicke der Zuschauer zu achten. Sprachlos beobachte ich meine beiden Freunde, die wippend und schunkelnd diesen kitschigen Schlager singen, als hätten sie in ihrem Leben noch nie etwas anderes getan.
    »Sie muss ihn wahnsinnig gern haben«, flüstert Alex an meiner Seite.
    »Ja«, hauche ich gerührt. »Was für ein Liebesbeweis – so mutig!« Er nickt. Ich schaue zu ihm auf. »Würdest du das für mich auch tun?«
    »Das kommt auf den Song an«, meint Alex ernst. »Für Volksmusik liebe ich dich nicht genug…«
    Ich muss lachen und stoße ihm sachte meinen Ellenbogen in die Seite.
    Tom und Lena haben sich mittlerweile zu Martin und Elena gesellt. Sie hüpfen neben den Freunden auf und ab und wollen das Publikum dazu animieren, mitzumachen. Und tatsächlich, es dauert nicht lang und schon singt der gesamte Raum im Chor die letzten Verse des Schlagers.
    Lauter Jubel beendet das Lied. Pfeifend und klatschend werden Martin und Elena zu ihrer Leistung beglückwünscht. Die Leute, die vor nicht einmal fünf Minuten hämisch über den armen Martin gelacht und sich auf seine Blamage gefreut haben, applaudieren nun am lautesten.
    Martin stört sich jedoch nicht an der Heuchelei. Er strahlt. Glücklich reicht er Tom das Mikro und lächelt Elena an. Sie hat ganz rote Wangen, fährt sich immer wieder nervös durch das lange, schwarze Haar und senkt verlegen den Blick. Beide, Martin und Elena, scheinen wie auf Wolken zu schweben.
    »Wirst du auch etwas singen?«, frage ich Alex.
    »Nein, aber ich führe nachher noch einen kleinen Stepptanz vor.« Alex lehnt den Kopf an die kühle Wand und starrt gedankenverloren an die Decke.
    »Alex«, flüstere ich.
    »Bambi«, sagt er.
    »Erzählst du mir jetzt von der Eröffnung? Was ist passiert?« Er seufzt.
    »Es ist nichts passiert. Überhaupt nichts. Ich bin heute einfach nicht in Partylaune. Ich hätte vielleicht nicht kommen sollen.«
    »Möchtest du gehen?«, frage ich besorgt.
    »Erst will ich etwas trinken.«
    »Glaubst du, davon wird es besser?«
    Er verdreht nur die Augen und verlässt den Raum. Ich schaue ihm nach.
    »Hat der immer noch schlechte Laune?« Überrascht drehe ich mich um. Maria steht vor mir. »Na, du Dumpfbacke!«, begrüßt sie mich grinsend.
    »Na, du kleine Zicke!« Ich strecke die Arme nach ihr aus und ziehe sie an mich. Ihr weiches, blondes Haar riecht nach Vanille. »Wie geht es dir, Diva?«
    »Hey,

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