Chaosprinz Band 2
duschen, bevor Pa und die Zwillinge aufwachen. Und hier sauber machen sollte ich natürlich auch.
Meine Glieder sind so schwer. Ich bin wahnsinnig müde. Alex kuschelt sich wieder an meinen Rücken. Seine Arme umschlingen meinen Oberkörper. Zärtlich streicheln die langen Finger über meinen Bauch.
»Ich glaube, du solltest lieber gehen…«, nuschle ich leise.
»Wäre besser«, stimmt er mir zu.
Ich nicke leicht. Er küsst meinen Nacken. Und dann bin ich eingeschlafen.
***
»Tobi?«
Ich blinzle. Wo bin ich?
»Tobias?«
Ein heller Raum. Ein Wohnzimmer. Flachbildfernseher, DVDs am Fußboden und daneben ein halbfertiges Ikea –Regal.
»Was ist los? Antworte mir!«
Kleidungsstücke liegen wild verteilt am Boden. Papiertaschentücher… Ich reibe mir verwirrt die Augen und hebe unsicher den Kopf. Ein blonder Haarschopf schaut unter der Bettdecke hervor. Alex.
»Tobi, mach jetzt sofort die Tür auf!« Pa.
Alles ist wieder da. Alles. Die Party, die Streiterei, die Versöhnung, der Sex… Pa.
»Ich komme schon«, rufe ich leicht panisch.
Unsanft rüttle ich an Alex' Schulter. Er murrt protestierend.
»Aufstehen!«, flüstere ich und springe hektisch über ihn hinweg. Wo sind meine Klamotten? Wo ist meine Hose, verdammt noch mal?
»Was ist denn los?« Pa lässt nicht locker.
»Gar nichts, ich kann nur den Schlüssel nicht finden…« Aber meine Jeans, die habe ich endlich gefunden. Erleichtert schlüpfe ich hinein.
Alex schaut sich verschlafen um und kratzt sich dann gähnend am Kopf. Er hat den Ernst der Lage scheinbar noch nicht begriffen.
»Alex«, flüstere ich nervös. »Du musst verschwinden!«
»Hm, am besten springe ich aus dem Fenster oder was meinst du?« Er gähnt noch einmal.
»Red keinen Scheiß! Wie willst du das erklären?« Ich streife mir meinen Pullover über.
» Tobi! « Pa wird langsam ungeduldig.
»Jaha!«, antworte ich gereizt.
Alex seufzt tief, streift sich seine Boxershorts über, steht auf und geht zur Tür. Er dreht den Schlüssel im Schloss. Mir wird übel.
Pa reißt sofort die Tür auf.
»Tobi, warum…« Dann sieht er Alex und verstummt.
»Guten Morgen, Pa«, kreische ich. Eigentlich wollte ich fröhlich klingen, aber es hört sich ein bisschen hysterisch an.
Pa sieht mich misstrauisch an.
»Ist gestern etwas spät geworden«, erkläre ich schnell. »Die Party wollte und wollte kein Ende nehmen. Aber es war sehr lustig. Es gab sehr leckere Muffins und Karaoke…«
Weder Pa noch Alex schenken mir sonderlich viel Beachtung. Alex zieht sich langsam und gemächlich an, während Pa ihn verwirrt mustert.
»Und du? Was machst du hier, Alex?«
»Stört es dich, dass ich in deiner Wohnung bin?« Alex wirft ihm einen kalten Blick zu.
»Was? Nein, natürlich nicht«, beschwichtigt ihn Pa sofort. »Es überrascht mich nur.«
Alex antwortet nicht. Mit abweisender Miene sammelt er seine Socken ein.
»Und weil die Party so lang ging, wolltest du nicht mehr nach Hause fahren oder so?« Pa versucht es mit Konversation. »Und darum hast du bei Tobi geschlafen?« Pa lächelt verunsichert.
»Nein.« Alex richtet sich langsam auf und sieht Pa fest in die Augen. »Ich habe nicht bei , ich habe mit Tobi geschlafen.«
Ich zucke erschrocken zusammen. Mir ist, als hätte mich ein Peitschenhieb erwischt. Ich bin sogar noch schockierter und bleicher als Pa.
»Was?«, fragt Pa leise und starrt Alex an.
»Ich habe gesagt: Ich habe mit Tobi geschlafen«, wiederholt Alex sehr ruhig. »Stört dich das?«
Schweigen.
Fragend sieht Alex Pa an. »Willst du nichts dazu sagen?«
Pa scheint immer noch nicht richtig zu begreifen. »Aber… Du bist doch nicht…«
»Ich bin nicht der, für den du mich immer gehalten hast. Schockierend, oder? Jahrelang hatte man ein bestimmtes Bild von einem Menschen und nun… Das Leben ist grausam.« Spott trieft aus seiner Stimme.
Pa schüttelt nur den Kopf. Er versteht nicht ganz.
»Ihr seid doch Brüder…«, murmelt er schließlich.
Alex lacht. Kein fröhliches Lächeln. »Ich bitte dich, mach dich nicht lächerlich. Diese Familie ist ein Witz. Oder besser gesagt, sie war es. Jetzt ist sie nicht einmal mehr das.«
Leicht verzweifelt dreht Pa den Kopf und sieht mich an. Ich muss genauso erschrocken und bleich aussehen wie er, denn sein Blick füllt sich sofort mit Besorgnis.
»Ich will, dass du jetzt gehst«, murmelt er schließlich leise.
»Was?«, fragt Alex ein bisschen überrascht.
»Geh! Verlass diese Wohnung und lass meinen Sohn in
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