Chaosprinz Band 2
ist dunkel und trotzdem sehe ich ihn so deutlich. Alles an ihm. Augen, Mund, Wimpern, der kleine Leberfleck…
Der Kuss kommt einer Erlösung gleich. Seine Lippen liebkosen meine. Oberlippe streift Oberlippe. Unterlippe streift Unterlippe. Warmer Atem… heißer Atem. Gehauchter Kuss. Dieser Funke Verzweiflung… Ich schlinge meine Arme um seinen Körper, drücke mein Gesicht an seinen Hals.
»Ich…«, schluchze ich, ohne zu wissen, was ich überhaupt sagen will. Seine Hände streicheln mein Haar, den Nacken, Rücken, Arme und Schultern und schließlich die feuchten Wangen.
»Nicht weinen«, flüstert er sanft. »Ich will nicht, dass du weinst.« Alex küsst meine Stirn. Fest presst er seine Lippen an mein Haar. »Tut mir leid, wenn ich dir wehgetan habe. Ich habe so viel falsch gemacht.«
»Alex…«, nuschle ich erschöpft und klammere mich verzweifelt an ihn. »Bring mich nach Hause.«
***
Es ist halb fünf am Sonntagmorgen, als wir endlich vor Pas und meinem Haus stehen. Ich fühle mich elend. Halb erfroren und todmüde schmiege ich mich an Alex.
Wir haben lange geschwiegen. Worte sind ja sowieso schon genug gesagt worden. Und wir mussten auch nicht miteinander reden, um zu wissen, wie sehr wir beide unseren Streit von eben bereuten.
Trotzdem bleiben die Anschuldigungen im Raum stehen. Vielleicht wissen wir beide, dass jede Seite ihre eigene Wahrheit beinhaltet und verbirgt. Hässliche Wahrheiten, aber eben Wahrheiten.
»Also…«, flüstere ich schließlich und bin selbst überrascht, weil meine Stimme so heiser klingt.
»Also…« Er steht vor mir, wirft einen raschen Blick auf die Fassade des alten Hauses und dann wieder auf mich. Seine Fingerkuppen fahren die Konturen meiner Augenbrauen nach.
Wieder klammere ich mich an ihm fest, als sich unsere Lippen berühren. Die Verzweiflung ist noch da, doch wird sie nun von Leidenschaft überrollt. Unsere Zungen umschlingen sich. Seine Hände sind in meinen Haaren vergraben. Er dirigiert meinen Kopf, gibt unserem Kuss noch mehr Tiefe. Ich falle gleich. Wenn ich nicht aufpasse, dann falle ich…
Seine Lippen glänzen feucht im Mondlicht, als wir uns voneinander lösen.
»Du musst… Es ist schon spät… Du musst nach Hause…«, stammle ich atemlos.
»Du schickst mich weg? Jetzt? Und wenn ich mich verlaufe?«, fragt er lächelnd.
»Ich dachte, du kennst den Weg…«
»Ja… zu dir… ich kenne den Weg zu dir…« Er küsst meine Oberlippe.
Mein Herz rast. Wärme steigt mir in die Wangen, verfärben sie rot. Wärme sinkt immer tiefer, hinab in meine Lenden…
»Aber…«, flüstere ich. »Du kannst nicht… Die Kinder schlafen in meinem Bett und Pa ist ja auch noch da…«
»Ist mir egal.«
»Alex, was wenn –«
»Kein wenn !« Er lehnt seine Stirn an meine. »Ich lasse nicht zu, dass sich jemand zwischen uns stellt. Weder Joachim, noch Jan oder sonst wer…«
Ich schließe aufgeregt die Augen und spüre seine zarten Küsse auf meinen Lidern, den Brauen, der Nase. Alex greift nach meiner Hand und zieht mich in Richtung der Eingangstür.
»Schlüssel?« Er streckt seinen Arm aus.
»Hier.« Ich reiche ihm den klirrenden Schlüsselbund. »Aber… wir dürfen nicht… nur schlafen, ohne…« Ich bin froh, dass die Finsternis des Treppenhauses meine knallroten Wangen verbirgt.
»Komm«, lautet seine Antwort. Er lächelt.
»Mach Licht!«, bitte ich ihn flüsternd.
»Nein.« Wieder grinst er.
Seine Hand tastet nach meinem Arm. Er führt mich die Treppe nach oben. Ich folge ihm. Die Erregung in meinem Körper wächst mit jedem Schritt. Der Wunsch nach Nähe, nach Befriedigung wird immer größer.
Die letzten Stufen sind erreicht. Er zieht mich in seine Arme. Wieder küssen wir uns. Meine Knie werden weich. Ich verliere beinahe das Gleichgewicht, taumle, lehne mich an ihn, lass mich von ihm halten.
Rau leckt seine Zunge über meinen Kehlkopf. Ich verliere die Kontrolle. Lippen, Zunge und Hände sind überall, sie beherrschen mich. Er beherrscht mich. Da ist plötzlich die Wohnungstür in meinem Rücken. Ich bin dankbar für die Stütze. Stöhnend lege ich den Kopf in den Nacken, genieße den Mund an meinem Hals und streichle fahrig durch die seidig weichen Haare.
Alex' geschickte Finger haben den Reißverschluss meiner Jacke geöffnet. Fordernd und forschend ertasten sie sich ihren Weg unter meinen Pullover. Ich kann mir ein Keuchen nicht verkneifen. Ich schwebe.
»Wir sollten reingehen«, haucht er an meinen Lippen.
»Ja… gut…«
»Sei
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