Chaosprinz Band 2
finden sich. Wir küssen uns zärtlich.
Vor der Tür ertönen Stimmen. Lautes Lachen. Wir lösen uns voneinander und sehen erwartungsvoll zur Tür. Ruckartig wird sie aufgerissen. Ich erkenne Mas rotblonden Haarschopf. Sie lacht fröhlich.
»Hey, Krümelchen!«, ruft sie und strahlt mich an. »Wir haben gerade erfahren, dass ihr hier seid.«
Wir sind Ma, Bettina und Maria, die sich nun ebenfalls in den engen Raum quetschen.
»Hallo«, sagt Bettina und sieht uns mit roten Wangen an.
»Hey.« Alex mustert seine Mutter prüfend. Doch Bettina scheint nicht in einen Schockzustand verfallen zu wollen. Es sieht fast so aus, als hätte Ma recht: Bettina akzeptiert Alex' Homosexualität und unsere Beziehung – auch wenn sie uns immer wieder kleine, unsichere Blicke zuwirft.
»So…« Markus schiebt sich an Maria vorbei und steht nun in der Mitte des Büros. »Es ist nicht sehr gemütlich hier, aber wenigstens kann ich euch etwas Warmes zu trinken anbieten.« Er lächelt die Frauen nervös an. »Alex, hast du schon Kaffee gemacht? Ja? Super. Oder wollt ihr etwas anderes?«
Bettina schüttelt rasch den Kopf und Ma beruhigt ihn und meint, Kaffee sei perfekt.
»Dabei ist mir gar nicht kalt«, sagt Maria. »Im Gegenteil. Ich schwitze schon fast unter der dicken Jacke. Kommt daher, weil wir so gerannt sind.« Sie kichert.
»Gerannt?«, frage ich.
»Ja.« Maria sieht glucksend ihre Mutter und Ma an.
»Wir waren einkaufen«, erklärt Bettina leise. »Und in der Feinkostabteilung haben wir Fisch und frische Shrimps gekauft.« Sie macht eine kleine Pause und wirft Ma einen verschwörerischen Blick zu. »Als wir dann durch die Gänge geschlendert sind – und unbedingt noch schnell bei der Schuhabteilung vorbeischauen wollten, da…« Sie verstummt und wird rot.
»Da haben wir die blöde Schlampe Jasmin Eichel getroffen«, ruft Maria laut dazwischen.
Alex, Markus und ich machen sofort betroffene Gesichter und sehen Bettina besorgt an. Doch Bettina scheint diese Begegnung ohne größere Schäden überstanden zu haben. Sie wirkt weder erschüttert noch wütend oder verletzt. Im Gegenteil, sie kichert schon wieder.
»Sie stand vor uns und hat so getan, als sei rein gar nichts passiert«, erzählt Ma und schnaubt abfällig. »Sie hatte sogar die Frechheit, sich nach den Zwillingen zu erkundigen, und dann…«
»…dann hat ihr Anna unseren Fisch mitten ins Gesicht geschleudert«, ruft Maria und hopst vor Freude auf und ab. »Und wir sind kreischend weggerannt.«
Die drei Frauen fangen wieder zu lachen an, während Markus, Alex und ich uns leicht schockierte Blicke zuwerfen.
»Ma, du hast doch nicht wirklich mit Fisch um dich geworfen, oder?«, hauche ich und weiß nicht, ob ich stolz und beeindruckt oder beschämt und entrüstet sein soll.
»Doch.« Ma nickt und strahlt.
Bettina lächelt sie glücklich an. Es ist wahrscheinlich das erste Mal, dass sie so eine Art von Freundschaft erfahren darf. Richtige, wahre Freundschaft, in der man füreinander auch schon mal mit Fischen wirft.
»Also, ich muss gestehen, ich wäre gerne dabei gewesen«, meint Markus beeindruckt und grinst Ma an.
»Es sah auch einfach zu geil aus«, lacht Maria. »Ihr hättet mal das blöde Gesicht sehen sollen, als der kalte, glitschige Fisch an ihrer Wange geklebt hat.«
Sie prustet laut vor Lachen. Wir anderen stimmen mit ein und so vergeht der restliche Nachmittag in gemütlicher Runde. Wir trinken Kaffee und sehen uns immer und immer wieder Marias Parodie der Fisch-Szene – wie sie recht schnell genannt wird – an. Es wird nie langweilig.
***
Laut schreiend und wild mit den Armen fuchtelnd stürzt sich Tom von der Sofalehne. Er rollt sich auf dem Teppichboden ab, macht ein paar fuchtelnde Bewegungen mit den Armen und prustet atemlos.
»Ähm…« André hat ganz rote Wangen. Er starrt seinen Freund an und kaut nervös auf seinen Fingernägeln herum. »Also, ich weiß nicht…«
»Noch zehn Sekunden«, meint Luca grinsend und schaut auf die Uhr.
»Komm schon, das ist doch nicht so schwer«, keucht Tom und rappelt sich vom Boden auf. »Soll ich noch mal?«
Er macht Anstalten, wieder auf die Sofalehne zu klettern, doch Lena und Elena rufen gleichzeitig: »Bitte nicht!«, und er lässt es bleiben.
»Zeit ist um«, sagt Luca und sieht noch einmal auf die Uhr.
»Ein Sprung vom Fünfmeterbrett im Schwimmbad«, stöhnt Tom erschöpft und lässt sich neben André auf die Couch fallen.
»Oh«, macht André und wird noch etwas rötlicher um die
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