Chaosprinz Band 2
Nasenspitze. »Sorry.«
»Das war ja so was von einfach«, meint Alex mit gelangweilter Stimme. »Und wie schön du es vorgemacht hast, Tom. Wunderbar. Dein schauspielerisches Talent ist erschreckend.«
Tom wirft mit einem Sofakissen nach Alex. »Arsch, hör auf dich über uns lustig zu machen!«
»Ich?« Alex duckt sich unter dem heranfliegenden Kissen weg und zieht unschuldig beide Augenbrauen in die Höhe. »Ich würde es doch nie wagen.«
Ich stoße ihm meinen Ellenbogen in die Rippen. Er motzt und mosert schon seit unserer Ankunft über alles und jeden. Teilweise ist es ja recht lustig, teilweise aber auch nur nervig.
Wir spielen Scharade. Das Konzept ist simpel: Vier Pärchen, vier Teams. Einer muss einen Begriff pantomimisch vorspielen, der Partner versucht, ihn zu erraten. Das Team, das am besten harmoniert und die meisten Begriffe löst, hat gewonnen. Einfach. Zumindest theoretisch.
Martin und Elena sind dran. Martin steht auf. Er stellt sich so hin, dass ihn Elena gut sehen kann. Luca schaut auf die Uhr und gibt ihm ein Zeichen. »Los!«
Martin nimmt die erste Karte in die Hand, guckt kurz drauf und legt sie dann zur Seite. Er streckt beide Arme aus.
»Fliegen?«, ruft Elena. Er legt den Kopf schräg.
»Vogel?« Er verneint.
»Flugzeug?« Er nickt, will aber noch mehr.
»Flugzeugträger?«
»Ja«, ruft Martin und schnappt sich die nächste Karte.
Innerhalb der nächsten vierzig Sekunden spielt Martin noch vier weitere Begriffe vor. Und Elena errät sie alle. Sie ruft gerade: »Regisseur?«, als Luca mit dem Blick auf die Uhr verkündet, die Zeit sei um.
»Wahnsinn.« Lena ist beeindruckt. »Ihr zwei seid echt super.«
Elena und Martin strahlen um die Wette und Martin rückt zufrieden ihr kleines, grünes Spielfigürchen fünf Felder nach vorne. Sie führen nun. Lena und Luca sind die zweiten, Alex und ich die dritten und André und Tom liegen ganz hinten.
»Vielleicht hätten wir Twister spielen sollen«, murmelt Tom und betrachtet demotiviert das Spielbrett.
»Ach, kommt schon«, meint Lena gut gelaunt. »Das macht doch Spaß.«
»Ihr hattet ja auch immer sauleichte Begriffe. Reitturnier hätte ich auch gerade noch so hinbekommen«, murre ich abfällig.
»Pfff«, macht Lena und lehnt sich schutzsuchend an Lucas Schulter.
»Hör nicht auf die neidischen Jungs«, meint Luca und wirft uns feixende Blicke zu. »Ich war von deiner Performance sehr beeindruckt.«
Ja, es hat wirklich köstlich ausgesehen, wie Lena auf ihrem imaginären Pferd durchs Wohnzimmer geritten ist und dabei immer wieder unsichtbare Hürden nehmen musste. Lena grinst und lässt sich einen Kuss geben.
»Jetzt seid ihr dran.« Martin deutet auf Alex und mich. »Und dieses Mal muss Alex vormachen.«
Alex' Miene wird noch viel finsterer, als sie sowieso schon ist. Er schnaubt deutlich hörbar und beißt die Zähne zusammen.
»Komm schon«, flüstere ich und zwicke ihn kurz in die Seite. Er sieht mich an, stöhnt dann laut und verdreht die Augen. Betont lustlos schlurft er nach vorne, stellt sich vor uns und verschränkt die Arme vor der Brust.
»Warte!« Luca stoppt die Zeit. »Okay und los!«
Seufzend nimmt Alex die oberste Karte vom Stapel. Er sieht sie sich an. Seine Miene wird ungläubig, er schüttelt den Kopf. Und verzieht das Gesicht.
»Wut… ähm… Ekel, ähm…?« Ich rate wild drauflos und hopse unruhig auf dem Sofa herum.
»Ich habe noch gar nicht angefangen, Bambi«, zischt Alex.
»Oh, okay«, nuschle ich und höre auf zu hopsen. »Nur kein Stress, wir haben ja eine Minute Zeit…«
Er wirft mir einen mörderischen Blick zu und starrt dann wieder die Karte an. »Ich will eine andere«, murmelt er.
»Nein, das ist gegen die Spielregeln«, ruft Tom sofort.
Alex will etwas erwidern und es ist bestimmt nichts Höfliches, doch ich schaue ihn flehend an und forme mit den Lippen das Wort Bitte . Er seufzt erneut und wirft die Karte auf den Tisch.
»Na schön, von mir aus…« Langsam und mit Todesblicken um sich werfend, geht er in die Knie, hockt sich hin und… ja… ähm… also, was macht er da eigentlich?
»Also...«, sage ich und sehe ihn etwas verwirrt an. Im Augenwinkel kann ich Lena erkennen, die sich heftig auf die Unterlippe beißt.
»Raten, Bambi«, blökt Alex zornig.
»Ist ja schon gut«, sage ich hastig und starre ihn noch etwas genauer an. Was soll das sein?
»Ähm… also…« Ich zucke mit den Schultern. »Soll das… sitzt du auf dem Klo?«
Tom hält es nicht mehr aus. Er brüllt
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