Chaosprinz Band 2
mich ändern…« Wütend starre ich ihn an.
»Und ich weiß nicht, was ich fühle? Ich will nichts ändern?«, ruft Marc aufgebracht. »Du hast doch keine Ahnung. Du weißt nicht, wie weh es getan hat. Ich habe ihm vertraut. Ich habe gedacht, er wäre der einzige Mensch, der mich immer beschützen wird, der immer für mich da ist… der Mensch, der mir niemals wehtun, der mich niemals verletzen wird. Ich dachte, er liebt mich…«
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Marcs Augen glänzen. Mir ist schlecht.
»Du hast ihm nicht verziehen«, flüstere ich sehr leise. Marc antwortet nicht. »Du hast ihm damals nicht verziehen und tust es heute auch noch nicht.« Meine Stimme zittert. »Und er weiß das.«
Marc schweigt.
»Warum bist du bei ihm geblieben?«
»Weil ich ihn liebe…«, haucht Marc.
»Nein… Du hättest dich von ihm trennen müssen, du hättest ihn gehen lassen sollen…«
»Hör auf…«, flüstert er.
»… dann hättet ihr beide eine Chance gehabt, mit der ganzen Sache abzuschließen. Ihr hättet es akzeptieren und noch einmal neu anfangen können…«
»Hör jetzt auf…«
»… jeden Tag wird er an das erinnert, was er getan hat, er konnte seine Schuld nicht vergessen. Es hat ihn gequält… du hast ihn gequält…«
»Du sollst damit aufhören!«, stöhnt er verzweifelt.
»Sollte er leiden?«, frage ich. »Wenn du ihn wirklich lieben würdest, dann hättest du ihn gehen lassen… dann hättest du gewollt, dass er glücklich wird…«
»Es reicht!«
»Er ist nicht glücklich und du bist es auch nicht. Warum quälst du euch die ganze Zeit über? Hasst du ihn so sehr?« Ich kann nicht reagieren, es passiert so schnell.
Für eine Millisekunde fällt der Vorhang. Es wird finster… eine überraschende Dunkelheit…
Meine linke Gesichtshälfte schmerzt, prickelt, brennt wie Feuer… es tut weh…
Marc hat mich geschlagen.
»Ich habe gesagt, du sollst damit aufhören, verdammt noch mal!«, schreit er mit brüchiger Stimme. Heftig atmend steht er vor mir. Ich lege meine Hand auf die schmerzende Wange. Wir starren uns an.
Ich drehe mich um und reiße die Küchentür auf. Eilig laufe ich den Flur entlang.
»Kim, wir gehen«, rufe ich in Richtung der offen stehenden Wohnzimmertür, ohne auch nur einen einzigen Blick hineinzuwerfen. Ich bin selbst überrascht, wie ruhig und fest meine Stimme dabei klingt. Hastig schnappe ich meine Jacke und stürme aus der Wohnung. Ich nehme immer zwei Stufen gleichzeitig, will einfach nur noch raus… weg.
Noch immer brennt mein Gesicht, doch ist dieser Schmerz nicht vergleichbar mit dem in meinem Herzen… Ich wurde in meinem ganzen Leben noch nie geschlagen. Und schon gar nicht von einem Menschen, den ich doch eigentlich so sehr liebe.
Mein Puls rast schmerzhaft schnell und als ich im Erdgeschoß ankomme, ist mir entsetzlich schwindelig, so dass ich fürchte, mich übergeben zu müssen.
Erst jetzt nehme ich Kims Rufen wahr. Seine Stimme hallt durchs Treppenhaus und fordert mich auf zu warten. Am Fuß der Treppe halte ich inne. Heftig atmend bleibt Kim vor mir stehen.
»Was ist los? Was ist passiert?« Verwirrt und besorgt mustert er mich. Dann hebt er mein Kinn an, zwingt mich, ihm in die Augen zu schauen. Er mustert mein Gesicht. »Was ist mit deiner Wange?«, fragt er misstrauisch.
Ich kann noch nicht sprechen. Meine Augen sind heiß. Feuchte Tränen haben sich hinter ihnen gesammelt.
»Hat er dich geschlagen?« Seine Stimme klingt fest und ernst. Wieder antworte ich nicht. »Hoffentlich hat es wehgetan…«
Mein Herz, das eben noch tief und dröhnend gegen meinen Brustkorb gehämmert hat, bleibt nun abrupt stehen. Mit weit aufgerissenen Augen starre ich Kim an und glaube, mich verhört zu haben. Ja, ganz sicher habe ich mich verhört, es kann gar nicht anders sein…
»Was?«, hauche ich tonlos.
»Ich habe gesagt, ich hoffe die Ohrfeige hat wehgetan«, meint er kühl.
Verwirrt schüttle ich den Kopf, signalisiere ihm, dass ich nicht verstehe.
»Hast du ihn auch angelogen?«, fragt Kim weiter. »Vor einer halben Stunde hast du dort oben gesessen und gesagt, du wärst noch nie bei Janosch und Uwe zu Hause gewesen. Du hast dich sehr über eine Einladung von ihnen gefreut…« Kims Augen funkeln vor unterdrückter Wut.
»Und?«, frage ich vollkommen überfordert.
»Und das ist ziemlich seltsam, da du doch auf einer Party von Janosch und Uwe zum ersten Mal etwas mit einem Typen hattest…«
»Wovon sprichst du?«, frage ich mit zitternder
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