Chaosprinz Band 2
verschwinden.
»Nein…«, nuschelt er leise.
»Wollen wir kurz rausgehen und reden?«, frage ich sanft.
»Nein«, meint er kühl. Sturer Bock!
»Was ist denn? Sprich mit mir!«, fordere ich ihn leicht ungeduldig auf. »Sonst werde ich sauer und wenn ich sauer werde, dann muss ich wieder meinen Wuttanz aufführen. Willst du das?« Ich schaue ihn herausfordernd an.
Alex muss grinsen. »Nein, bitte nicht.«
»Na, siehst du.« Ich lächle.
Er seufzt. »Ich will meine Texte nicht vorlesen… nicht hier…«, erklärt er sehr leise.
Ich möchte ihm ein paar beruhigende Worte zuflüstern, komme jedoch nicht dazu, weil sich Anja zwischen uns stellt und Alex auffordert, mit ihr nach draußen zu kommen. Er nickt nur, steht auf und lässt sich von ihr an der Hand mitziehen. Sein Blick, der meinen streift, ist immer noch ein bisschen weggetreten. Ich starre den beiden hinterher. Ich könnte platzen vor Neid.
»Lass uns auch einen Kaffee trinken gehen.« Lena lächelt mich mitfühlend an.
»Ja.« Zusammen schlendern wir die langen Flure entlang.
Alex, Tom und der Rest der Clique haben sich um die Stehtische gescharrt und quatschen ausgelassen miteinander. Sie haben unser Ankommen bemerkt und nun darf ich mir wieder diese seltsamen Blicke gefallen lassen. Das nervt. Lena ist gerade an der Reihe und füllt sich einen Plastikbecher mit heißer Kaffeebrühe, als Maria, André, Jana, Alina und ein paar ihrer Mitschüler um die Ecke geschlendert kommen.
»Hallo«, begrüße ich mein Schwesterchen freundlich.
Marias graue Augen schießen zwei bitterböse Giftpfeile auf mich ab, die mich aller Wahrscheinlichkeit nach sofort umbringen sollen.
Die Mädchen stellen sich ebenfalls an, auch sie wollen sich einen Kaffee holen. Aus dem Augenwinkel heraus kann ich André beobachten, der Tom nervös zulächelt. Tom erwidert den Gruß lässig, grinst und wendet sich dann wieder seinen Freunden zu. Scheiße, genau das habe ich befürchtet. André steht noch etwas bedröppelt in der Gegend herum und weiß scheinbar nicht, wohin mit seinen Blicken.
Ich werfe Münzen in den Getränkeautomat und warte darauf, dass sich der Becher füllt. Lena und ich stellen uns zu den anderen. Ich habe das seltsame Gefühl, dass Dirk ein bisschen zur Seite gerückt ist, nur um mich ja nicht zufällig zu berühren. Jan hingegen starrt mich aus großen Augen an.
Spinnen die oder was? Denken sie, nur weil ich schwul bin, würde ich sie sofort anspringen? Ich stehe doch nicht auf alles, was einen Schwanz hat. Wäre ich hetero, würde ich auch nicht jedem Rock hinterher sabbern. Idioten.
»Ich gehe mal zu Maria«, flüstere ich Lena zu.
Maria scheint aber nicht so recht Lust zu haben, sich mit mir zu unterhalten. Wütend funkelt sie mich an, als ich auf sie zugehe.
»Dass du dich her traust, du Verräter«, zischt sie erbost.
»Was habe ich denn getan?«, frage ich verwirrt.
Maria zerrt mich ein bisschen zur Seite, weg von den anderen Mädchen und kneift mir dabei unsanft in den Oberarm.
»Frag lieber, was du nicht getan hast…« Sie stemmt ihre Hände in die Hüften und verengt die Augen zu Schlitzen. »André hat mir erzählt, dass er am Samstag mit Tom und Alex auf Kims Einweihungsparty war, und er hat mir auch gesagt, dass er mit Tom geschlafen hat…«, zischt sie leise.
»Oh… ja…« Ich kratze mich unangenehm berührt am Kopf.
»Wieso hast du ihn nicht aufgehalten?«, faucht sie hitzig.
»Maria, wir haben ihn doch alle gewarnt. Du bist seine beste Freundin, wenn er nicht auf dich hört, auf wen dann? Er ist alt genug.« Ich werfe einen schnellen Blick auf André, der nervös an seinen dunklen Löckchen herumzupft und Tom beobachtet.
»Du hättest es verhindern müssen«, findet Maria trotzig.
Na toll, jetzt soll ich die Verantwortung für Toms rücksichtslosen Sexualtrieb übernehmen, oder was?
»Dieser Bastard wird Andrés Herzchen brechen und das nur, weil du ja unbedingt mit diesem kalten Stockfisch züngeln musstest.«
»Was?« Erschrocken starre ich sie an.
»Ich weiß von eurem Kuss…« Sie deutet mit dem Daumen auf Alex.
»Woher… ich meine…« Ich bin vollkommen baff.
»Er hat sich im Auto mit Tom darüber unterhalten. Die beiden dachten wohl, André sei eingeschlafen oder so«, erklärt Maria ungeduldig.
Ich trete unruhig von einem Bein auf das andere. »Maria, bitte behalt das für dich und schärf André ein, dass er es auf gar keinen Fall weiter tratschen darf.«
»Denkst du, ich bin blöd?«, faucht sie sofort
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