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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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davon getrunken.
    »Mir schmeckt meiner auch.« Ich beobachte die durchsichtigen Dampfschwaden, die aus meinem heißen Tee aufsteigen. »Apfel und Zimt.«
    »Gut«, murmelt Marc.
    Wieder Schweigen. Ich überlege, wie ich ein Gespräch anfangen könnte. Mir fallen nur dumme, oberflächliche Phrasen ein, von denen ich weiß, dass sie Marc ganz gehörig auf die Nerven gehen würden.
    »Gibt's hier auch Kuchen?« Eine sehr intelligente Frage. Vor allem, wenn man bedenkt, dass wir beim Betreten des Cafés an einem riesigen Kuchenbuffet vorbeigelaufen sind.
    »Ja«, meint Marc ungerührt.
    »Hast du hier schon mal welchen gegessen? Ist er gut?«
    »Ja.«
    Ich seufze und mustere sein strenges Profil. Er starrt stur geradeaus und presst die Lippen fest aufeinander. Zwischen seinen schwarzen Augenbrauen hat sich wieder diese kleine Falte gebildet. Seine Haut sieht blass aus und unter den Augen liegen dunkle Schatten. Ich würde ihn gerne in den Arm nehmen und trösten, aber er ist so abweisend…
    »Ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt nach Hause gehe«, flüstere ich traurig, stelle die Teetasse auf dem Tischchen ab und hole meinen Geldbeutel aus der Hosentasche. Marc dreht den Kopf, sieht mich erschrocken an.
    »Warum?«, fragt er mit rauer Stimme.
    »Du willst doch gar keine Gesellschaft, du willst lieber allein sein«, meine ich leise. Er erwidert nichts. Seufzend richte ich mich auf und lege das Geld auf den Tisch.
    Marcs Hand legt sich auf meinen linken Unterarm.
    »Ich will nicht… bleib!« Er sieht mich aus dunklen, ernsten Augen an.
    »Okay.« Ich versuche es mit einem Lächeln. Vorsichtig rutsche ich näher an ihn heran und lehne mich ein bisschen an ihn. Wieder schweigen wir, starren gedankenverloren in die Flamme der Kerze und lassen uns von der sanften Musik einschläfern. Jedoch ist die Stille dieses Mal nicht bedrückend, sondern angenehm und entspannend.
    »Mein Mathelehrer hat mich heute Vormittag gefragt, ob ich früher auf eine Waldorfschule gegangen wäre«, erzähle ich. Mir ist schon klar, dass dieser Themenwechsel sehr plötzlich und vollkommen zusammenhangslos kommt, aber irgendwo müssen wir doch mal anfangen, oder?
    »Aha…«, meint Marc überrascht.
    »Das war eine Beleidigung, oder?« Ich nippe umsichtig an meinem heißen Tee, achte darauf, mich nicht zu verbrennen.
    »Ich denke schon.« Marc grinst.
    »Der Kerl ist die Pest!« Ich schnaube abfällig. »Der hatte bestimmt während seiner gesamten Schulzeit nicht ein einziges Date. Wahrscheinlich lebt er heute noch bei seiner Mutter, die ihm jeden Morgen ein Frühstücksbrot schmiert und einen heißen Kakao kocht.« Dieser Gedanke amüsiert mich und hebt kurzzeitig meine Laune. »Schule ist manchmal echt wie Krieg«, nuschle ich. »Es gibt Feindschaft, Gewinner und Verlierer, Verletzte und Verbündete und ständig muss man sich entscheiden, auf welcher Seite man stehen will.«
    »Auf welcher Seite stehst du?«, fragt Marc.
    »Auf der Seite der unwichtigen Farblosen mit Hang zur Unsichtbarkeit.« Ich seufze.
    »Das kann ich mir nur schwer vorstellen.« Er grinst. »Du, der ständig am Plappern und Quatschen ist, wie soll man dich denn übersehen?«
    »Ich weiß ja nicht, wie das in deiner Schulzeit – damals vor hunderten von Jahren – war, aber wir dürfen während des Unterrichts nicht reden, wir müssen immer brav zuhören«, meine ich spöttisch.
    Marc stößt mir seinen Ellenbogen in die Seite. »Unverschämtes Kind«, tadelt er mich nicht ganz ernst gemeint.
    Ich grinse. »Wie dem auch sei, in der Schule bin ich meistens ruhig und schüchtern…«
    »Wirklich?« Marc kann es kaum glauben.
    »Ja, wirklich…« Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und kuschle mich noch ein bisschen enger an seinen warmen Körper. »Meine Mitschüler wissen inzwischen, dass ich schwul bin.«
    Marc verrenkt sich fast den Hals bei dem Versuch, mir ins Gesicht zu schauen. »Und? Wie haben sie reagiert? Hast du dich geoutet oder wurdest du geoutet?« Er klingt ernstlich besorgt.
    »Sowohl als auch.« Ich grinse. Und mit ein paar einfachen Worten erzähle ich ihm die ganze Geschichte.
    »Hm«, macht Marc. »Ein paar blöde Blicke und hin und wieder ein dämlicher Kommentar sind nun wirklich kein Drama. Ehrlich, Tobi, da bist du noch ziemlich gut davongekommen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Es gibt Leute, die haben nach ihrem Outing mit ganz anderen Problemen zu kämpfen.« Seine Stimme klingt bitter.
    »Leute wie du?«, frage ich

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