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Chaplins Katze, Clintons Kater

Chaplins Katze, Clintons Kater

Titel: Chaplins Katze, Clintons Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Dudman
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und Intrigen einer schwierigen Zeit! Micettos Memoiren hätten sicherlich einiges zum Verständnis dieser komplizierten Epoche beigetragen.

    DORIS LESSING (*1919), viel gerühmte und viel gelesene Schriftstellerin mit einer obsessiven Liebe zu Katzen. Früheste Jugend in Persien, wo ihr Vater für die britische Regierung arbeitete; dann Leben auf einer Farm in Rhodesien. Von dort zog sie nach England, weil sie eine Gegnerin der Apartheid war. In Südafrika waren ihre Bücher lange Zeit verboten.
    Doris Lessings umfangreiche, anspruchsvolle und in vielen Auflagen erschienene Romane beruhen auf Selbstbeobachtung und Selbstanalyse und verbergen nur wenig. In ihnen gestaltet sie autobiografische Elemente und Beobachtungen als Fiktion.
    Die Romane beschäftigen sich mit den Problemen der modernen emanzipierten Frau (und mit vielen Männern).
    Aber es gibt auch noch eine andere Doris Lessing mit einem ganz anderen Leben. Diese Frau denkt an ihre Katzen zurück,
    »ständig Katzen, hundert Erlebnisse mit Katzen, Jahre um Jahre mit Katzen«.
    Ihr kleines Büchlein ›Doris Lessings Katzenbuch‹ (1999, nach dem Original ›Particularly Cats‹ von 1967) ist eine Autobiografie der Autorin als »schamloser« Katzenfreundin.
    Die erste Katzenliebe und den ersten schmerzlichen Verlust durchlebte sie, als sie noch nicht ganz drei Jahre alt war, nämlich in Persien, wo ihr Vater damals stationiert war. Bei einem Spaziergang mit ihrem Kindermädchen fand die willensstarke kleine Doris ein halb verhungertes Kätzchen und bestand darauf, es mit nach Hause zu nehmen, sehr zum Kummer der Familie.

    … und danach schlief es auf meinem Bett. Ich ließ es mir um keinen Preis wegnehmen. Aber natürlich geschah es, denn meine Familie verließ Persien, und die Katze blieb zurück…
    Jedenfalls hatte vor langer Zeit ein kleines Mädchen gekämpft, die ihr Tag und Nacht Gesellschaft leistete; und dann hat sie sie verloren.

    Später war Doris Lessing als Kind auf einer entlegenen Farm in Rhodesien von Tieren umgeben – unter anderem von Haus-und Stallkatzen, aber auch Wildkatzen. Ihre erste Liebe dort war Minnie, »eine liebenswürdige Hauskatze«. Minnie verschwand, und man nahm an, dass eine Eule sie geschlagen hatte. Dann übernahm eines Tages die junge Doris die unerfreuliche Aufgabe, eine Wildkatze zu schießen, die in der Nähe Hühner gewildert hatte. Als sie den Kadaver aufhob, musste sie feststellen, dass es ihre Minnie war, die »zur Hälfte eine Perserkatze… ein sanftes, zärtliches Geschöpf« gewesen war. Ganz in der Nähe fand man Minnies wilde Katzenkinder, die auch getötet werden mussten, von Lessings Mutter, »denn irgendein Hausgesetz, über das ich mir erst sehr viel später Gedanken machte, verpflichtete sie zu dieser abscheulichen Arbeit«.
    Lessing erinnert sich auch daran, dass sie als Mädchen einmal den Tod ihrer Lieblingskatze zu verantworten hatte, weil sie deren Schwanz in einem Holzstapel irrtümlich für eine Schlange gehalten hatte. Ihre Mutter »schoss auf etwas Graues, das sich bewegte« und

    … schreiend kam die Katze hervor… Sie wälzte sich zwischen den Holzsplittern und schrie, und ihr kleines blutendes Herz war durch die zarten, zersplitterten Rippen zu sehen. Sie starb, während meine Mutter sie weinend streichelte. Die Kobra hatte sich inzwischen ein paar Meter entfernt um eine Latte gewunden.

    Der nächste Tierarzt war weit weg, und damals dachte in Rhodesien niemand daran, weibliche Katzen zu sterilisieren.
    Lessing hadert mit der Natur, die Katzen so überaus fruchtbar gemacht hat. Und selbst jetzt in ihren späteren Lebensjahren in London sträubt sie sich instinktiv gegen die Sterilisierung von Haustieren. Sie sieht, dass sich ihre einstmals fruchtbaren Katzen dadurch verändert haben – ihre Persönlichkeit ist nicht mehr wie früher, auch ihr Benehmen und ihr Selbstwertgefühl sind anders. Von einer Lieblingskatze schreibt sie: »Kurz, sie war eine altjüngferliche Katze geworden. Es ist schrecklich, was wir diesen Tieren antun. Aber es muss wohl sein.«
    Das kann ich kaum nachvollziehen. Vielleicht sind aber auch die Techniken bei der Sterilisierung in den letzten vierzig Jahren besser geworden, denn ich habe das Gefühl, dass meine sterilisierten weiblichen Katzen – und Hunde – im Charakter völlig unverändert sind. Sie sind auch nicht fetter, das liegt nur an der Kalorienzufuhr. Meine sterilisierte Katze spielt, rennt hinter fallenden Blättern her, rast an Bäumen hoch (um

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