Chaplins Katze, Clintons Kater
Forscher, die die wissenschaftliche Skepsis, die sie bei ihrer Arbeit zeigten, auch auf Fragen der Machtpolitik anwendeten.«
Wie weit jenseits von Hiroshima sind wir heute, in Zeiten der virtuellen Realität? Keiner weiß es so genau. Aber zumindest erfreuen sich Schrödinger und seine Katze im Internet bester Gesundheit. (Versuchen Sie es einmal mit
http://www.kensico.cam/james/cece/schrodinger.html und einigen anderen!) Die Computerfreaks lesen nicht nur Schrödinger, sie schreiben auch Gedichte füreinander.
Schrödinger, Erwin! Er lehrte Physik!
Schrieb einst wilde Gleichungen, verstört die Kritik!
Der Reim fängt gut an, doch schrumpelt dann ein.
Erwin begriff eines: das System, das Newton gebastelt hatte, lag nach Einsteins Entdeckungen ziemlich KO auf der Matte.
Und so weiter und so fort…
Bis bald mal der Tierarzt in seinem Bericht schreibt vielleicht:
»Wir haben ‘ne Münze geworfen – er ist eine Leich!«
Das sagte Herr Erwin. Doch Albert erwidert: »Du hast sie nicht alle!
Gott würfelt doch nicht, in gar keinem Falle!«
»Ich wills dir beweisen«, sagt er, und hat’s auch probiert, Alles vergeblich – bis er mehr oder weniger tot resigniert.
Erwin bei der Beerdigung sprach: »Freunde, nur Mut!
Der Al war mein Kumpel. Jetzt mach’ ich was gut.
Er zweifelte an meiner Gleichung, dann sage jetzt ich: Zehn zu eins, er ist im Himmel – fünf Dollar, dass nicht!«
Die letzten Zeilen im Vorwort zu Gribbins erstem Katzenbuch lauten:
»Isaac Newton, der vor drei Jahrhunderten die Natur des Lichtes untersuchte, konnte nicht ahnen, dass er sich bereits auf der Spur befand, die zu Schrödingers Katzen führen würde.«
Das ist viel Ehre für eine Katze, aber dennoch sollten wir froh sein, dass dieses Kätzchen und die gesamte
Versuchsanordnung fiktiv geblieben sind.
ROBERT SOUTHEY (1774-1843), ungeheuer produktiver englischer Schriftsteller mit sozialem Bewusstsein, Historiker, Essayist, Biograf, Übersetzer, Herausgeber. In seinen zahlreichen Briefen schrieb er ausführlich über seine vielen, vielen Katzen.
Er bezeichnete sein Zuhause als
»Katzenparadies« und veröffentlichte auch einen Essay mit diesem Titel. 1813 ernannte man ihn zum Poeta laureatus.
Diese Ehre wurde danach seinem guten Freund Wordsworth zuteil, der auch die Inschrift auf seinem Grabstein verfasste.
In einem Artikel in der ›Encyclopedia Britannica‹, der ein Jahrhundert nach seinem Tod erschien, wurde Southeys Persönlichkeit als »loyal, ritterlich, mitfühlend und treu«
beschrieben. Er hatte auch einen wunderbaren Sinn für Humor.
Gibt es heute noch viele solche Menschen? Und warum erinnern noch heute alle Gedichtanthologien an Wordsworth, aber kaum eine an Southey?
Southey ist auch ganz oben in der Liga der VIPs, die unzählige Katzen mochten und ausführlich über sie schrieben.
»Ich wäre ein glücklicher Mann«, schrieb er 1833 in einem Brief an die Frau, die später seine zweite Ehefrau werden sollte, »wenn ich andere so glücklich machen könnte, wie es meine Katzenfamilie ist. Sie haben alles, was sich eine Katze nur wünschen kann. Ich bin für sie, was der Herzog von Sachsen-Weimar für Goethe war…« In seinen Tagebüchern und in Briefen an Freunde und Familie beschrieb Southey ausführlich das Verhalten und die Schicksale seiner Lieblinge.
Unter ihnen waren Bona Marietta, Dido, Hurlyburlybuss, Lord Nelson, Knurry, Madame Bianchi, Madame Catalini, Othello, Ovid, Pulcheria, Rumpelstilzchen, Rumples, Prester John, Virgil, Thomas und Zombi. Aber, wie wir sehen werden, ist das jeweils nur ein Teil ihres Namens, denn Southey war T. S.
Eliot (siehe dort) um einiges voraus, wenn es um das ernsthafte literarische Spiel der Katzenbenennung ging.
Southey war der Sohn eines erfolglosen Geschäftsmannes und wurde ab seinem dritten Lebensjahr von der
Halbschwester seiner Mutter aufgezogen. Mit 14 Jahren kam er auf die Westminster School und wurde vier Jahre später von der Schule verwiesen, weil er in der Schülerzeitung einen Aufsatz gegen die Prügelstrafe veröffentlicht hatte. Sein ganzes Leben lang kämpfte Southey furchtlos gegen Grausamkeit gegenüber jeglichem Lebewesen.
In Oxford erreichte er »wenig oder gar nichts, außer sich eine Vorliebe fürs Schwimmen und für Epiktet anzueignen«, den römischen Philosophen, der stets lehrte, dass das Gute in uns selbst liegt, und der sich für die geschwisterliche Gemeinschaft aller Menschen einsetzte. Diese Philosophie trug zu Southeys
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