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Chaplins Katze, Clintons Kater

Chaplins Katze, Clintons Kater

Titel: Chaplins Katze, Clintons Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Dudman
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Vorderpfoten trägt, dann ist es ein angemessenes Zeichen des Respekts.

    Der Brief geht noch weiter. Handgeschrieben (man stelle sich das vor!) von einem außerordentlich beschäftigten Schriftsteller, der die Familie von Coleridge unterstützte, der bitterarmen Familie von Thomas Chatterton finanziell unter die Arme griff, einen literarischen Streit mit Byron ausfocht und – immer noch Zeit für Katzenbriefe fand:

    Da wir hier keine Katakomben haben, wird er
    (Rumpelstilzchen) ordentlich im Obstgarten beigesetzt und wir pflanzen Katzenminze auf sein Grab. Armes Geschöpf, aber es ist nur gut, dass es nun ein Ende mit ihm hatte, da er nur noch ein bemitleidenswertes Ding war. Wir sind alle miteinander, auch die Dienstboten, trauriger über seinen Verlust, als viele von uns zugeben möchten.
    Ich hätte Ihnen im Augenblick nicht geschrieben, wäre dieses Ereignis nicht gewesen.

    Eine ähnliche Bemerkung über wichtige und nicht so wichtige Dinge lässt sich aus einem Brief an einen anderen Freund herauslesen. Southey hatte diesen Freund gebeten, ein Exemplar seines Buches ›Visions of Judgement‹ [Sichtweisen des Urteils] an den gemeinsamen Freund Walter Savage Landor zu schicken (der Southey in eine seiner »imaginären Konversationen« aufnahm, was damals unsterblichen Ruhm bedeutete). Nach dieser Bitte fährt er fort: »Nun aber zu wichtigeren Dingen«, und beschreibt in großer Ausführlichkeit die Katzenereignisse nach dem unglückseligen Tod des Katers Otello.
    Southeys »Abscheu vor aller Grausamkeit« wird auch durch die Anmerkungen seines Sohnes und Herausgebers bestätigt.
    Southey war zu Ohren gekommen, dass eine Gruppe von Studenten, die 1834 »zu Studienzwecken« in den Lake District gekommen waren, sich ein Vergnügen daraus machten Katzen zu quälen, die sie gekauft oder gestohlen hatten (selbst auf den besten Universitäten hat es immer Mistkerle gegeben).
    Der Herausgeber-Sohn schreibt:

    Ich habe gesehen, wie seine Wangen sich röteten und seine Augen sich verfinsterten und beinahe Feuer sprühten, wenn er irgendetwas dieser Art zufällig zu sehen bekam, und ich habe ihn bitteren Tadel aussprechen hören, der den Empfänger zittern machte,… so wie manch andere sanfte Person, deren Empörung geweckt ist – und solche Fälle empörten ihn wirklich sehr –, war er dann außerordentlich streng. Wenn er von Grausamkeiten oder Unterdrückung sprach oder vorlas, veränderten sich seine Miene und Stimme eindrucksvoll.

    Danach druckt der Sohn den gesamten Brief ab, der an die
    »jungen Herren« gerichtet war, die diese in Southeys Augen schwer wiegenden Vergehen begangen hatten. Er enthält eine detaillierte Anklage darüber, wie die »feinen Herren« Katzen von Eigentümern abkaufen, die das angebotene Geld lockt und wie sie auch Jungen anstiften, diese Katzen für sie zu stehlen.

    Eine Frau wurde von ihrer Nachbarin gefragt, wie sie eine so schlimme Sache tun könne. Sie antwortete, sie hätte es niemals gemacht, wenn sie das arme Wesen hätte retten können. Aber wenn sie das Tier nicht verkauft hätte, hätten Ihre Mittelsmänner es sicher gestohlen und so hätte sie wenigstens die halbe Krone für sich.
    Sie war gezwungen, an Ihren Übeltaten mitzuwirken, weil sie diese nicht verhindern konnte.

    »Die Frau lieferte Ihrer Barbarei«, fährt der Poeta laureatus in seinem Brief fort, »ein Haustier aus, mit dem ihre Kinder gespielt hatten und das sie selbst zärtlich auf dem Schoß gehalten hatte.«

    Sind Sie, meine Herren, unfähig zu begreifen, wie sehr Sie diese Frau verletzt haben – in ihrem eigenen Gewissen und in der Wertschätzung ihrer Nachbarn?… Sie können nicht so schlecht erzogen sein, dass Sie nicht wissen, dass Sie ein schlechtes Beispiel abgeben an einem Ort, den Sie angeblich aus Studienzwecken in einem wunderschönen Landstrich aufgesucht haben…
    Ihre Vergnügungen sind brutal, Grausamkeit ist ein Verbrechen gegen die Gesetze Gottes und Diebstahl ist ein Vergehen gegen die Gesetze der Menschen… Indem Sie die Jungen dazu angehalten haben, für Sie zu stehlen, tun Sie des Teufels Werk.

    Die Tiere quälenden Jugendlichen zeigen, dass es auch im Viktorianischen Zeitalter um die Jugend nicht zum Besten stand.
    Diesen Brief schickte Southey ohne Unterschrift und in einer sorgfältig verstellten Handschrift. Das Schreiben endete mit der Warnung, falls die »jungen Herren« unbeirrt
    weitermachten, würde »dieser Brief an alle Zeitungen der Region geschickt«.
    Zwei Jahre

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