Charade - Bittersueßes Spiel
zurückzugehen, lasse ich mich auf einen der willkürlich zusammengewürfelten Stühle fallen, die um unseren Küchentisch stehen.
Ich weiß nicht, wieso, denn eigentlich habe ich keine Lust, mit jemandem zu reden. Davon abgesehen, kann Adrian nur selten seine große Klappe halten. Zugleich habe ich aber den Eindruck, dass es nicht besonders klug wäre, zu Cheyenne zurückzugehen.
»Das war verdammt intensiv.« Adrian verschränkt die Arme.
»Das kannst du laut sagen.«
»Was ist los mit ihr?«
Ich zögere und denke über meine Antwort nach. Sie hat vom Tod ihrer Mutter erfahren, das muss sie innerlich auffressen. Aber es ist mehr als das. Mehr als diese Sache mit Gregory und all das andere Zeug. Ich weiß bloß nicht, was dieses
mehr
bedeutet. »Ich bin nicht sicher.«
»Besorgst du’s ihr?«
»Fick dich!« Als ginge es ihn irgendetwas an.
»Das habe ich mir gedacht.«Adrian kommt auf die Beine.
»Was soll das heißen?«
Er seufzt und setzt sich wieder. »Ich weiß nicht. Du bist anders mit ihr. Du fährst auf sie ab, das sehe ich, aber nicht auf dieselbe Weise wie auf Deena oder all die anderen Mädchen. Bei jeder anderen hättest du nicht mit deiner Antwort gezögert, und das ist okay. Ich bin nur überrascht.«
Ich schüttle den Kopf. Es ist immer das Gleiche mit Adrian. Er raucht mehr Gras und schmeißt mehr Partys als jeder andere, den ich kenne, und wenn es darum geht, seine Meinung zu sagen, tut er das, ohne zu zögern. Er hat eine Art sechsten Sinn, von daher überrascht mich sein Kommentar nicht. »Ich kenne sie nicht gut genug, um auf sie abzufahren.«
»Du tust es aber trotzdem.«
Es ist die Wahrheit. Man muss schon blind sein, um sie nicht zu wollen. Sie sieht atemberaubend aus mit ihrem glänzend braunen Haar und ihrer karamellfarbenen Haut. Sie hat diesen süßen Schmollmund und weiß genau, wie sie ihn einsetzen muss.
Jep, ich müsste schon verrückt sein, sie nicht zu wollen, aber … »Ihr Leben ist total im Eimer. Du hast ja gesehen, wie sie ausgeflippt ist … Zur Hölle, mehr als ein paar nette Stunden, kann ich ihr nicht bieten, aber so eine ist sie nicht.«
Adrian lacht. »Du hast es ihr angeboten?«
»Natürlich habe ich das nicht getan.«
»Dann weißt du es nicht mit Sicherheit. Und ja, ihr Leben scheint ein ziemliches Chaos, aber das ist deines auch, obwohl du nie ein Wort darüber verlierst. Vielleicht könnt ihr zusammen einen Weg finden, um euch für eine Weile von all dem Scheiß abzulenken?«
Er steht auf, und diesmal sage ich nichts, das ihn zum Bleiben bewegen könnte.
Zur Hölle! Er hat ja keine Ahnung, wovon er da redet. Sie mag eine Menge Scheiße am Laufen haben, aber sie ist immer noch eine Prinzessin, und ich bin definitiv kein Prinz. Das will ich auch gar nicht sein.
Adrian tritt gegen meinen Stuhl, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen. »Außerdem wirst du dabei verdammt viel Spaß haben.«
Ich ignoriere ihn, während wir gemeinsam den Raum verlassen. Er geht zur Eingangstür, ich kehre in mein Schlafzimmer zurück. Sobald ich dort bin, schließe ich die Tür, dann ziehe ich mir das T-Shirt über den Kopf und lasse es auf den Boden fallen.
Cheyenne hat sich zu einer Kugel zusammengerollt – ihr Haar ausgebreitet auf meinem Kissen. Der Kontrast zwischen den weißen Laken und den dunklen Strähnen ist faszinierend. Wie schon gesagt: Man müsste blind sein, um sie nicht zu wollen, und ich bin definitiv nicht blind. Allerdings haben wir beide zu viel Drama am Laufen, um über etwas Ernsteres nachzudenken.
Um nicht im Stehen einzuschlafen, klettere ich über sie und lege mich hin. Sie wimmert und ist unruhig. Wie auf Autopilot ziehe ich sie wieder an mich. »Schh, Baby. Es bin nur ich.« Sie gibt keinen weiteren Laut von sich, aber sie klammert sich an meinen Arm. Ich schließe die Augen und schlafe ein.
15. Kapitel
Cheyenne
Die letzte Nacht spielt sich noch einmal in meinem Kopf ab und zwar im Rückwärtsgang. Es beginnt mit dem Gefühl von Colts Arm um meine Schultern, springt weiter zu der Autofahrt, der Hütte, Gregory, dem Trinken.
Mein Herz gerät ins Stottern. Oh Gott! Ich habe mich zum Narren gemacht. Mich wie eine Idiotin verhalten!
Als könnte ich alles ungeschehen machen, presse ich meine Augenlider zusammen. Zugleich weiß ich, dass es nichts nützen wird. Keine der Dinge, die uns zustoßen, können wir ändern.
Wir können nur weiter machen. Am besten sofort.
Ich beschließe, mich aus dem Bett zu stehlen, um Colt und mir … Eigentlich
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