Charade - Bittersueßes Spiel
weiß ich nicht mal genau, was ich uns ersparen will.
Den Morgen danach
kann ich es nicht nennen, denn zwischen uns ist nichts passiert. Abgesehen von der Tatsache, dass er eine Seite an mir gesehen hat, die niemand kennt und niemand jemals kennenlernen sollte.
Ich versuche, mich zu bewegen, als ich seine Hand spüre. In diesem Moment realisiere ich, wo sie sich befindet. Auf meiner Brust. Heilige Scheiße! Wie komme ich da wieder raus? Ich versuche erneut, mich aus seinem Griff zu lösen, und dieses Mal, rührt auch er sich.
»Morgen.« Seine Stimme ist vom Schlaf ganz rau.
»Hey …, ich muss aufstehen, aber … ähm.«
Augenblicklich zieht er seine Hand zurück. »Fuck. Entschuldige. Reflex.«
Mir ist klar, dass ich ihm danken muss. Etwas sagen muss, weil das, was er letzte Nacht getan hat, enorm war und er es nicht hätte tun müssen. Die meisten Typen hätten es nicht getan. Nicht nach all dem, was zwischen uns passiert ist. Doch anstatt mich zu bedanken, entschlüpft mir etwas anderes. »Kann ich dein Badezimmer benutzen?«
»Sicher. Es ist auf der anderen Seite des Flurs. Hast du vor, dich davonzumachen, Cinderella?«
Nachdem ich aufgestanden bin, drehe ich mich um und sehe ihn an. Großer Fehler. Gigantisch groß. Er ist wahrscheinlich der heißeste Typ, den ich je gesehen habe. Er trägt kein Shirt, und da ist dieses Tribaltattoo auf seiner rechten Schulter, das bis zu seinem Handgelenk reicht. Seine Muskeln sind hart und sein Grinsen anzüglich. Dafür hasse ich ihn ein bisschen. »Zuerst Prinzessin und jetzt Cinderella?«
»Ich habe bloß einen Scherz gemacht. Geh ins Badezimmer.« Er steht auf und folgt mir. Seine Hose hängt tief auf seinen Hüften. Nicht zu tief, denn sie wird von einem Gürtel gehalten, und dennoch ist da ein Streifen seiner Boxershorts sichtbar, kurz unterhalb seines Bauchnabels.
»Hast du vor, mich zu begleiten?«
»Nein, aber ich würde mir gern die Zähne putzen. Bier schmeckt am nächsten Tag nicht besonders gut.«
Er hat recht. Ich lass ihm den Vortritt und warte im Flur, bis er das Badezimmer wieder verlässt.
»Ich warte im Bett. Komm zurück, wenn du fertig bist.«
Nachdem ich die Tür hinter mir verschlossen habe, lehne ich mich schwer dagegen. Ich fühle mich nicht wie Cinderella. Eher wie Dorothy in Oz … Was geht hier vor?
Als ich jemanden gebraucht habe, war es Colt, der für mich da gewesen ist.
Ich mag es nicht, Hilfe nötig zu haben. Ich weiß nicht mal, ob ich ihn richtig leiden kann, doch er war da. Von Anfang an. Und obwohl es mir nicht gefällt, hat er etwas an sich, das mir meine Geheimnisse entlockt. Er ist wie ein Magnet, und meine Vergangenheit, meine Geheimnisse und mein Schmerz sind kleine Metallstücke, die seiner Anziehung nicht entkommen können. Ich verstehe es nicht, und ich weiß nicht, ob ich das überhaupt möchte – aber es fühlt sich gut an, jemandem diese Dinge anzuvertrauen.
»Hör auf zu grübeln, Chey.« Ich wasche mir die Hände und spüle meinen Mund mit Mundwasser aus, das auf dem Regal steht. Dann fahre ich mir mit den Fingern durch mein Haar, damit es nicht mehr so aussieht, als hätte ich wie eine Tote geschlafen. Denn das habe ich. Zum ersten Mal, seit ich von Moms Tod erfahren habe, konnte ich richtig schlafen.
Knochen … Im Wald. Verschwunden
…
Ich werde dir helfen, deine Mama zu finden
.
Ich öffne die Tür und bringe meine Gedanken zum Verstummen.
Colt liegt in seinem Bett. Einen Arm hat er über sein Gesicht gelegt, während die Decke ihn nur bis zur Hüfte bedeckt. Kurz öffnet er das Auge, das sich nicht unter seinem Oberarm versteckt, sieht mich und schließt es wieder.
Da ich nicht weiß, was ich tun soll, stehe ich einfach nur da. Das ähnelt mir nicht, und es ist auch kein schönes Gefühl. Ich weiß nicht, wo wir gerade stehen, und das macht mich unsicher, wie ich mich verhalten soll.
»Ich beiße nicht … Na ja, zumindest nicht, ohne deine Erlaubnis.« Seine Mundwinkel zucken nach oben. »Ich habe dir ja schon gesagt, wie scharf Frauen auf meinen Mund sind …«
»Stopp! Ich schwöre, du bist so ekelhaft.« Dennoch gehe ich zu ihm und setze mich auf den Bettrand, dabei atme ich tief ein und aus. Es ist das einzige Geräusch im Raum, während ich seinen brennenden Blick auf mir fühle. »Danke … Ich …«
Colt seufzt. »Nicht. Du musst dich nicht bedanken.«
»Du hast dich um mich gekümmert.«
»Und?«
Ich drehe mich zu ihm und will meinen Blick sofort wieder senken. Von Angesicht zu
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