Charade - Bittersueßes Spiel
ein weiteres Tribal, das von einer Schulter zur anderen reicht.
Colt öffnet die Tür. »Was?«
»Du hast dein Handy gestern im Wagen vergessen, Mann. Deine Mom hat angerufen.«
»Shit!« Colt nimmt Adrian das Telefon ab und wählt. Das Bett federt, als er sich darauf fallen lässt. Seine Beine zittern.
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wäre das hier mehr als ein zwangloses Techtelmechtel, könnte ich meine Arme um ihn schlingen. Ihm sagen, dass alles in Ordnung ist und seine Schulter küssen. Aber das passt nicht in das Bild, das wir für uns geschaffen haben. Dennoch. Letzte Nacht hat er genau das für mich gemacht.
Mein Blick wandert zu Adrian, der eine Augenbraue hebt und in Colts Richtung nickt. Ich bewege mich nicht.
»Hey. Bist du okay?«, bricht Colt die Stille im Raum.
Ich warte, während er zuhört. »Ich komme vorbei.« Eine weitere Pause. »Es ist okay. Ich möchte es so.« Mehr Zuhören. »Hör auf, mit mir zu diskutieren! Ich bin gleich da.« Colt legt auf.
»Alles in Ordnung?«, fragt Adrian von der Tür aus.
»Es geht schon. Ich bräuchte dein Auto.«
Das bedeutet wohl, seines ist immer noch defekt. »Du kannst meines haben, wenn du willst«, sage ich zu ihm.
Colt dreht sich zu mir um, und kleine Falten bilden sich in seinen Augenwinkeln, fast so, als hätte er vergessen, dass ich da bin. Aus irgendeinem Grund fühle ich mich deshalb innerlich leer.
»Schon okay. Zerbrich dir nicht den Kopf.«
»Schlüssel sind in der Küche«, sagt Adrian und gähnt dabei. Dann verschwindet er.
»Ich werde dich schnell zu deinem Wohnheim zurückbringen, dann muss ich los.« Er steht auf, öffnet eine der Schubladen und wühlt darin herum, vermutlich auf der Suche nach einem Shirt.
Ein Gefühl von Schuld nagt an mir. Was, wenn etwas mit seiner Mom nicht stimmt und er den Anruf meinetwegen verpasst hat? »Bist du sicher? Wenn du es eilig hast, kann ich jemand anderes bitten, mich zu fahren … oder ich könnte dich begleiten.«
Er fährt herum, und mir wird klar, dass ihm diese Idee kein bisschen gefällt. Es liegt mir auf der Zunge, ihm zu sagen, dass er zur Hölle fahren soll. Wenn er mich küssen kann, sollte es ihm nicht peinlich sein, mich in der Nähe seiner Mom zu wissen. Doch dann beginne ich zu verstehen. Darum geht es hier nicht, und plötzlich fühlt es sich zu persönlich an. »Vergiss es. Streich den letzten Teil.«
Colt zieht sich ein Shirt über den Kopf. »Es liegt nicht an dir … Es ist einfach verdammt seltsam, okay? Ich meine, jemanden so zu sehen, wenn du ihn nicht kennst …«
Mit einem Mal denke ich an die Knochen meiner Mom und wie sie dort im Wald ausgesehen haben mussten. »Ja. Ja, ich verstehe schon.«
Er knöpft seine Hose auf. »Falls du keine Vorstellung willst, solltest du rausgehen. Ich bin in ungefähr zwei Minuten fertig, und dann muss ich verschwinden.«
Ich gehe zur Tür, doch bevor ich den Flur betreten kann, fasst er nach meinem Arm. Er öffnet den Mund und schließt ihn wieder, während sich unzählige Gedanken in seinen Augen widerspiegeln. »Wir sehen uns später, okay?«
Als hätte ich die Luft angehalten, atmete ich aus. »Klar.«
16. Kapitel
Colt
Auf dem Weg zu meiner Mom bekomme ich zwei SMS von Leuten, die Gras von mir kaufen wollen. Ich ignoriere sie und werfe stattdessen mein Handy auf den Beifahrersitz von Adrians Wagen. Ich bin nicht in der richtigen Stimmung, mich um diese Dinge zu kümmern. Die Anfragen werden auch noch da sein, nachdem ich bei Mom nach dem Rechten gesehen habe.
Fuck. Ich kann nicht glauben, dass ich letzte Nacht mein Handy vergessen habe. So etwas darf mir nicht passieren. Für gewöhnlich habe ich es immer bei mir. Letzte Nacht ist es mir nicht mal aufgefallen, dass es nicht da ist.
Es hätte viel schlimmer kommen können, und ich wäre nicht da gewesen.
Aus Versehen lasse ich die Kupplung von Adrians Mistkarre schleifen. Ich zittere ebenso heftig wie Cheyenne letzte Nacht, was völlig bescheuert ist.
Ich biege vor Moms Apartmentkomplex ein und parke.
Kleine Kinder laufen direkt unter ihrem Fenster herum.
Ich will ihnen sagen, dass sie still sein sollen, weil Mom sich vielleicht ausruhen will, aber lasse es bleiben. Sie mag es, Kindern beim Spielen zuzuhören.
»Hey. Wie geht’s dir?«, frage ich, als ich die Wohnung betrete. Sie sitzt in ihrem Rollstuhl und hat ihren Morgenmantel an, obwohl es warm ist.
»Ich hab dir doch gesagt, du hättest nicht vorbeikommen müssen, Colton. Trotzdem bin ich froh, dich zu
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