Charade - Bittersueßes Spiel
zärtlich, während seine Zunge in mich eindringt. Ich überlasse ihm die Führung, etwas, das in diesem Moment so viel einfacher ist, als über irgendetwas nachzudenken.
Colt hört nicht auf, mich zu küssen. Unsere Zungen tanzen miteinander, doch weiter drängt er uns nicht.
Als er sich zurückzieht, atme ich schwer. Mein Herz rast. Jedes Mal, wenn er mich berührt, will ich ihn ein kleines Bisschen mehr.
»Du weinst nicht, kleine Tänzerin.« Er bettet sein Kinn auf meinem Kopf, während wir einander halten.
»Nicht, wenn ich es verhindern kann.«
»Es ist okay, weißt du?«
»Wow. Will der harte Kerl mich etwa aufmuntern?« Sobald die Worte meinen Mund verlassen, fühle ich mich wie ein Miststück, doch er weist mich nicht zurecht.
»Ich weiß nicht, ob
aufmuntern
das richtige Wort dafür ist.« Damit kommt er näher. »Aber ich weiß, dass du es tun kannst. Ich werde es keinem sagen. Es ist nicht viel, was ich dir geben kann, aber deine Geheimnisse werde ich für mich behalten.«
Mein Atem stockt. Es ist das Wunderbarste, das er jemals zu mir gesagt hat. Vermutlich das Wunderbaste, das jemals zu mir gesagt worden ist, und von ihm bedeutet es mir noch so viel mehr.
»Ich …«
»… Chey?« Die Tür öffnet sich, dahinter steht Gregory.
Ich spüre, wie Colt innerlich verkrampft.
»Gibt es einen Grund, warum du in mein Zimmer kommst?«, frage ich an Gregory gewandt.
Statt mich anzusehen, fixiert er Colt. »Das hier ist die Beerdigung ihrer Mutter, falls es dir nicht aufgefallen ist. Du hättest ein bisschen warten können, bevor du über sie herfällst, findest du nicht?«
Ich schwöre, ich kann fühlen, wie Colt eine Sicherung durchbrennt. »Eifersüchtig, weil ich mich besser um sie kümmern kann, als du? Ist schon okay,
Hübscher
. Ich habe dir mehr als einmal in den Arsch getreten, es ist also nur natürlich, dir auch dein Mädchen zu stehlen.«
Colts Worte fühlen sich wie eine Ohrfeige an. Ich weiß, er sagt all das nur, um Gregory wütend zu machen, aber damit trifft er alle meine wunden Punkte.
»Fick dich!« Gregory betritt das Zimmer, und Colt marschiert auf ihn zu.
»Entschuldige mal? Du hast mich von niemandem gestohlen!«
Ich zittere. Colt dreht sich nicht nach mir um, und Gregory tut ebenfalls so, als wäre ich nicht hier.
»Wieso gehst du nicht nach draußen, damit wir dort weiter machen können, wo wir das letzte Mal aufgehört haben? Ich habe heute keine Lust, mit dir herumzuarschen.«
Eine Hand hat sich um meinen Hals geschlossen, drückt fester und immer fester zu. Ich habe keine Ahnung, warum ich eine Panikattacke bekomme, aber ich hasse Colts Worte, hasse es, dass Gregory hier ist und dann ist da noch der Sarg …
Dieser große, schwarze Sarg in dem ihre Knochen verstreut liegen
, schießt es mir durch den Kopf.
Ich keuche. Colt und Gregory sind nur noch dumpfe Stimmen im Hintergrund. Ich wende mich von ihnen ab, nicht gewillt, durchzudrehen.
Warum verliere ich die Kontrolle?
Meine Sicht verschwimmt. Ich bekomme keine Luft.
Knochen
.
Sarg
.
Ich stolpere, und dann sind da plötzlich Arme. Die Tür schließt sich mit einem Knall, und ich befinde mich auf dem Boden, in jemandes Schoß.
»Sch. Es ist okay. Entspann dich. Gleich geht es dir wieder gut. Uns geht’s gut.«
Eine Hand streicht durch mein Haar. Lippen berühren meine Stirn. »Dir geht’s wieder gut. Ich habe Mist gebaut. Ich hätte diesen Scheiß heute nicht tun sollen. Hol tief Luft.«
Ich kämpfe mich durch die Panik, folge Colts Stimme und finde seine blauen Augen. Seine traurigen Lippen.
Gregory
.
Ich versuche, mich aus Colts Griff zu befreien.
»Er ist weg. Ich habe die Tür zugesperrt. Es ist okay.«
Inzwischen bin ich wieder bei mir, und der Bann ist gebrochen. Ich rutsche von seinem Schoß und komme auf die Beine. Dann öffne ich den Mund, um ihm zu sagen, dass ich kein Stück Seil bin, an dem andere herumziehen können, da stoppt er mich. »Ich bin nicht gut in diesen Dingen. Ich mache so etwas normalerweise nicht, sondern reagiere bloß – wie vorhin. Es war falsch, das zu tun.«
Ich habe seiner Entschuldigung nichts hinzuzufügen, denn ich weiß, dass er diese Sache hier nie wollte. Dennoch ist er hier, zieht es durch, und schließlich bin ich kein bisschen besser, ebenso wenig perfekt.
»Hier geht es weniger um ihn, als darum, was du gesagt hast. Tu das nie wieder.« Ich streiche meine Kleidung glatt und kämme mir mit den Fingern durch die Haare. »Wir gehen besser wieder nach
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