Charade - Bittersueßes Spiel
unten.«
Bevor ich weggehen kann, hält Colt mich auf. »Nimmst du irgendwas? Gegen diese Panikattacken?«
Ich schüttle den Kopf. Nicht mehr. »Ich brauche keine Medikamente. Ich komme schon seit Jahren damit klar. Mit mir wäre alles in Ordnung, wenn mich bloß jeder in Ruhe lassen würde.«
Ich bin kein bisschen in Ordnung. Und er ist es auch nicht.
Wir schaffen es durch den restlichen Tag. Colt ist immer da, jedoch berühren wir uns nicht. Es ist nicht mehr so, wie vor meinem Ausraster.
Nachdem ich vor seinem Haus angehalten habe, sitze ich da und weiß nicht, was ich tun soll.
»Komm mit mir hinein«, sagt er. Es ist keine Frage, und dafür bin ich dankbar. Ich schalte den Motor aus und folge ihm nach drinnen. Wir gehen direkt in Colts Zimmer.
»Ich mag dieses Kleid nicht«, sage ich, sobald wir den Raum betreten. Er öffnet eine Schublade und wirft mir ein T-Shirt zu. Ich bin so überrascht, dass ich es beinahe nicht erwische.
Colt beginnt zuerst, sich auszuziehen. Er legt seine Hosen auf einen Stuhl und sein Hemd darüber. Ich nehme an, ich sollte es ihm gleichtun, also schlüpfe ich aus meinem Kleid und der Strumpfhose und ziehe sein Shirt über.
Was tun wir hier? Gewöhnlich ist er es, der mich auszieht, nicht derjenige, der mir etwas zum Anziehen gibt.
»Würdest du das Licht ausschalten?«, bittet er mich, bevor er in schlammfarbenen Boxershorts ins Bett steigt.
»Du bist getarnt. Wie soll ich dich da finden?«, necke ich ihn und erhalte ein Grinsen.
»Ich glaube nicht, dass du mich verfehlen kannst.«
Ich knipse das Licht aus und steige ins Bett – mit nicht mehr bekleidet als Colts Shirt und meinem Slip. Ich erwarte, dass er mich küsst. Über meinen Hals leckt oder daran knabbert. Er mag es, seine Zunge und Zähne einzusetzen. Stattdessen zieht er mich an sich, bis mein Rücken seine Brust berührt. Seinen Arm legt er um meine Taille, und es fühlt sich an, als wäre alles an seinem perfekten Platz.
»Ich habe Mist gebaut«, sagt er abermals. »Das vorhin hätte nicht passieren dürfen.«
Seine Worte kommen unerwartet, aber irgendwie sind sie genau das, was ich im Augenblick brauche. »Ich weiß. Es ist okay.« Eine kleine Pause entsteht, bevor ich sage: »Ich kann nicht glauben, dass sie tot ist.«
Colt drückt mich fester. Küsst mein Haar. »Es ist einfacher, sich im Dunkeln zu verstecken … und auch, loszulassen.«
Ich weiß, dass er es ist, der sich versteckt. Weil er nicht möchte, dass ich ihn sehe, wenn er solche Dinge sagt. Weil er mir nicht so nah sein kann.
Ich? Ich lasse los, und eine Träne stiehlt sich aus meinem Augenwinkel.
Ich wische sie weg und schlafe ein.
22. Kapitel
Colt
Ich sitze auf der Beifahrerseite von Cheyennes Wagen und spiele an der Stereoanlage herum. Es ist der erste Tag seit der Beerdigung ihrer Mutter, an dem ich sie sehe, und ich hoffe wirklich, dass wir keines dieser unsinnigen Gespräche führen müssen, die Mädchen so gern mögen. Okay, sie ist geblieben, und ja, wir hatten keinen Sex. Wir wissen beide, was passiert ist – oder eben, dass nichts passiert ist. Ende.
»Du hast nicht gerade die beste Musik«, sage ich. Zumindest ist die Auswahl bescheiden, sobald ich auf das Radio ausweichen muss.
Sie zuckt die Schultern. »Ich stehe nicht so auf Musik.«
Das überrascht mich. »Du tanzt doch.«
»Ja und wenn ich tanze, höre ich Musik. Wenn Musik spielt, denke ich an meinen Körper und daran, mich zu bewegen. Dann will ich mehr, als nur herumsitzen.«
Ich blicke sie an und grinse. »Ich denke auch an deinen Körper und daran, wie er sich bewegt.«
Kurz blickt sie zu mir herüber. »Es ist beinahe unmöglich, nicht an mich und solche Dinge zu denken.«
Ich lache, weil es stimmt und sie wohlmöglich die einzige Frau ist, die ich kenne, die genug Eier in der Hose hat, um so etwas zu sagen.
»Oder dich anzufassen.« Ich strecke meinen Arm nach ihr aus und streiche über ihren Oberschenkel. Leider trägt sie Jeans, dennoch lasse ich meine Hand höher wandern.
»Du bringst mich durcheinander.«
»Das ist das Ziel.« Ich hätte niemals erwartet, derart viel Spaß mit ihr zu haben. Ich habe mit niemandem so viel Spaß. So schwer es mir fällt, nicht an ihren Körper zu denken, fällt es mir ebenso schwer, ihre Gegenwart nicht zu genießen. Okay, sie geht mir auf die Nerven, aber das macht es irgendwie noch besser.
»Bist du sicher, dass Ausgehen okay ist?«, frage ich.
Wir sind beinahe bei der Party angekommen, und es ist nur ein paar Tage
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