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Charade - Bittersueßes Spiel

Charade - Bittersueßes Spiel

Titel: Charade - Bittersueßes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyrae Dawn
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sieht mich an. Der Schmerz in seinen Augen zerreißt mich innerlich und treibt mir Tränen in die Augen. Ich bin nicht so stark wie er.
    »Nicht weinen«, flüstert er. »Nicht jetzt. Du hast so lange nicht um deinetwillen geweint. Wenn du es jetzt tust, dann für sie und nicht für mich.«
    Ich nicke, und er streicht kurz über meine Wange, um mein Haar hinter mein Ohr zu schieben. Das Lächeln, das er mir dabei schenkt, ist schlimmer als Tränen. Es ist gebrochen. Schmerzverzerrt.
    Er lässt seine Hand wieder sinken, und wendet sich wieder dem Bett zu. Hält ihre Hand und beobachtet sie beim Atmen. Ich zähle die Sekunden zwischen den Atemzügen.
    Maggie geht immer wieder ein und aus, so auch die Hospizkrankenschwester. Colt spricht nicht mit ihnen. Sie reden mit mir, lassen uns aber die meiste Zeit alleine, während wir darauf warten, dass sie geht.

32. Kapitel
Colt
    Stunden später flattern Moms Augenlider auf. Nach fünf Stunden um genau zu sein. Ihr Blick schießt von einer Ecke des Raumes zur anderen. Angst blitzt darin auf.
    »Was ist los? Was stimmt nicht? Brauchst du die Krankenschwester?«
    »Ich bin spät dran. Ich muss zur Arbeit«, sagt sie und versucht, aufzustehen.
    Arbeit? Sie arbeitet bereits seit einem Jahr nicht mehr. »Mom … Du arbeitest nicht. Du bist …« Ich kann mich nicht dazu durchringen, es auszusprechen. »Brauchst du die Krankenschwester?«
    »Ich will nicht gefeuert werden. Ich brauche das Geld. Mein Sohn …« Sie sieht aus, als fürchte sie sich zu Tode und entzieht mir ihre Hand.
    Mein Herz rast. Mein Körper fühlt sich taub an. Weiß sie denn nicht, wer ich bin? »Ich bin es. Dein Sohn. Du musst nicht arbeiten. Du musst dich bloß ausruhen.«
    »Colton?« Ihre Stimme bricht, und Verwirrung schleicht sich in ihre Züge.
    »Ja. Ja, ich bin es.«
Ich bin es
. Ich muss ihr sagen, wer ich bin. Ich möchte schreien. Mich übergeben. Aus diesem beschissenen Alptraum erwachen und herausfinden, dass alles okay ist.
    »Colton …«, sagt sie erneut, und dieses Mal erkennt sie mich. Die Krankenschwester betritt das Zimmer, zieht eine Spritze auf und schießt noch mehr Schmerzmedizin in sie.
    Eins, zwei, drei.
    Ihre Augenlider flattern.
    Vier, fünf, sechs.
    Sie ist wieder eingeschlafen.
    Ich lasse mich in den Stuhl fallen.
    Ich habe sie bereits verloren.

33. Kapitel
Cheyenne
    Colt hat ein paar Worte gesagt, aber nichts Weltbewegendes. Ich habe ihn festgehalten und ihn wieder für sich sein lassen. Maggie hat Essen vorbeigebracht, das wir nicht angerührt haben. Das Zimmer verlassen wir nur, um auf die Toilette zu gehen.
    Vier Stunden vergehen, bis sie endlich wieder ihre Augen öffnet. Wie lange sind wir schon hier?
    Ich halte den Atem an, und mein Herzschlag setzt aus.
Bitte, lass sie okay sein! Lass sie wissen, wer er ist. Lass ihn leb wohl sagen können
.
    »Ich wünschte … du … würdest nicht … so … traurig … aussehen …«, sagt sie und lächelt schwach.
    Ich fühle, wie die Anspannung aus Colts Körper weicht. »Mom. Hey. Wie fühlst du dich?«
    »Froh, dich zu sehen«, antwortet sie.
    Ich weiß, ich sollte nicht. Ich muss stark sein, aber ich kann die Tränen nicht daran hindern, über meine Wangen zu laufen. Kann sie weder zurückhalten noch wieder einfangen. Es liegt nicht nur an meiner Trauer. Ich sehe, wie sie ihn anblickt, und es ist wunderschön. Sie liebt ihn, wie eine Mutter ihr Kind lieben sollte. Durch und durch. Vollkommen. Für sie ist Colt die wichtigste Person dieser Welt, und es macht mich glücklich, dass die beiden das miteinander teilen können.
    »Immer darauf aus, bei mir Punkte zu sammeln«, versucht Colt, sie zu necken, und dafür liebe ich ihn nur umso mehr.
    Sie greift nach seiner Hand. Mir ist nicht aufgefallen, dass sie einander losgelassen haben. Er kommt ihr entgegen, und sie drückt sie. »Lass mich mit Cheyenne reden.« Ihre Stimme ist so leise, ich kann ihre Worte kaum verstehen.
    Colt wirkt, als stünde er kurz davor, in Panik auszubrechen. Seine Augen weiten sich, als er seinen Blick von ihr auf mich lenkt.
    »Es ist okay«, sagt sie. »Es dauert nur eine Minute.«
    Ich weine heftiger. Ich muss damit aufhören, aber ich schaffe es nicht.
    Colt steht auf, und ich wische mir über die Augen. Er küsst sie auf die Wange, dann richtet er sich auf und drückt seine Stirn an meine. Worte sind nicht nötig. Wir lehnen uns nur aneinander. »Wir werden wieder in Ordnung sein«, flüstere ich.
    Er nickt.
    »Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch.«

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